Kampf der Gefuehle
gehört«, sagte Caid, »dass Santa Ana die letzte Botschaft, die er von Präsident Tyler erhielt, derart aufgebracht hat, dass er einen Erlass herausgegeben hat, demzufolge sämtliche Bürger der Vereinigten Staaten aus Kalifornien und Neu-Mexiko ausgewiesen werden sollen.«
»Und der alte General Waddy Thompson, unser Gesandter in Mexiko, hat gedroht, das Land zu verlassen, falls dieser Plan durchgeführt werden sollte«, ergänzte Rio. »Es heißt, der Erlass sei innerhalb von vierundzwanzig Stunden rückgängig gemacht worden, aber das mag reines Wunschdenken sein.«
Caid hakte den Daumen in die Tasche seiner Weste und schüttelte den Kopf. »Wir können nur hoffen, dass Thompson seine Drohung nicht wahr macht. Anscheinend ist die mexikanische Flotte während dieser kleinen Meinungsverschiedenheit nach Vera Cruz aufgebrochen, um dort überholt zu werden. Es wäre gut, wenn wir jemanden dort hätten, der uns sagen kann, ob sie Kriegsvorbereitungen trifft. Und der Sam Houston dazu bringt, Washington über die neuesten Aktivitäten an der Grenze zu informieren, damit der Kongress endlich in die Puschen kommt.«
»Eine gefährliche Taktik, falls der Kongress beschließen sollte, ihn den Kampf allein austragen zu lassen.«
»Tyler ist, glaube ich, nicht gewillt, einen zu großen britischen Einfluss in Texas zuzulassen — wozu es kommen könnte, falls London beschließt, Houston zu Hilfe zu eilen«, meinte Gavin. Er war sich sicher, dass dieser Gedanke auch seinen Freunden gekommen war, dass sie ihn aber nicht aussprachen, um seine Gefühle als Engländer nicht zu verletzen.
»Ist das wahrscheinlich? Schließlich lehnt Texas es ab, die Sklaverei abzuschaffen.«
»Ich vermute, das hängt eher vom Eigeninteresse der Regierung als von moralischen Prinzipien ab«, antwortete Gavin. In Großbritannien und seinen Kolonien war die Sklaverei vor etwa zehn Jahren abgeschafft worden, wobei man den Besitzern der Sklaven über eine Million Pfund Entschädigung gezahlt hatte. Gavin war der Ansicht, dass die Abolitionisten, die in diesem Land so lautstark nach der Abschaffung der Sklaverei schrien, größere Fortschritte machen würden, wenn sie sich dazu verstehen könnten, den Würgegriff zu lockern, mit dem sie den nationalen Geldhahn zuzudrehen drohten. Von Leuten zu erwarten, dass sie ihr Eigentum an Menschen und damit ihren Reichtum und ihre Sicherheit aufgaben, bloß um eine moralische Geste zu machen, kam ihm blauäugig, wenn nicht gar im höchsten Maße naiv vor. Doch er war Ausländer, und als solchem stand ihm schwerlich das Recht zu, derlei Kommentare abzugeben.
»Inzwischen verliert die Louisiana Legion immer mehr Mitglieder, weil die ganze Angelegenheit sich hinschleppt, ohne dass es zu einem Kampf oder einer Lösung käme«, stellte Denys Vallier fest.
»Einige haben die Legion verlassen, aber etliche sind auch in das neue Washington Battalion of the Americans übergewechselt.«
»Ich habe in L'Abeille gelesen, dass die Grenadiers und die Grays übergewechselt sind«, sagte Gavin. »Nicht dass das eine große Rolle spielt. Da sie größtenteils aus der Zweiten Kommune kommen, haben sie Befehle in französischer Sprache ohnehin nicht verstanden.«
»Nur zu wahr.« Caid kicherte. »Seit sie ausgeschieden sind, scheint die Hauptfrage zu sein, was für eine Uniform für den Fall eines Krieges in Auftrag gegeben werden soll — eine, die stark genug leuchtet, um eine gute Zielscheibe für den Feind abzugeben, oder eine, deren Farben so kräftig sind, dass man das Blut der Wunden nicht sieht. Es soll offenbar unter allen Umständen vermieden werden, dass man die Legion für einen Teil der Bundesarmee hält.«
Caid konnte es sich erlauben zu lästern, denn wie Gavin wusste, gehörten er, Rio und Nicholas der Legion nicht mehr an. Das lag daran, dass das Anwachsen ihrer Familien immer mehr Verpflichtungen mit sich brachte, sie aufgrund dieser Verpflichtungen ihre salles d'armes in der Passage aufgegeben hatten und überdies immer weniger Gefallen am bewaffneten Kampf fanden. Gavin war der Legion nie beigetreten, da seine Gewohnheiten und Neigungen ihn zu sehr zum Eigenbrötler machten. Soviel er wusste, marschierte jedoch Celinas Bruder Denys Vallier nach wie vor mit seinen Freunden auf dem Paradeplatz herum.
»Aber mon ami«, sagte Celinas Bruder, der so tat, als sei er gekränkt, »die vor kurzem vorgeschlagenen Uniformen können sich einer edlen Tradition rühmen und sind einer höchst renommierten Armee
Weitere Kostenlose Bücher