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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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setzte sie ihren Weg fort.
    Was sie machte, war reiner Wahnsinn, wie sie sich selbst eingestand. Der Atem rasselte ihr in der Kehle, außerdem bekam sie allmählich Seitenstechen. Es wäre vernünftiger gewesen, wenn sie sicher und geborgen in ihrem Bett gelegen hätte. Trotzdem brachte sie es nicht über sich umzukehren. Irgendetwas in ihr ließ das nicht zu.
    Endlich erreichte sie die Arkaden vor dem Hotel St. Louis. Von dort bog sie ab und huschte über die Straße in die Passage, die gegenüber dem Haupteingang des Hotels lag. Am anderen Ende der Gasse befand sich eine Schenke, die noch geöffnet hatte und durch deren Tür Licht aufs Pflaster fiel. Ariadne hörte die Musik einer Drehorgel und ein gedämpftes Gewirr männlicher Stimmen. Da sie es unbedingt vermeiden wollte, in die Nähe der Schenke zu kommen, suchte sie Zuflucht in einem der tiefen Bogengänge, die den Gebäuden auf beiden Seiten der Passage vorgelagert waren.
    Während sie in Richtung Canal Street starrte, kam ihr zu Bewusstsein, dass sie keine Ahnung hatte, welches der zahlreichen, die Gasse säumenden Fechtstudios das Gavin Blackfords war. Sie stieß einen leisen Fluch aus.
    Was sollte sie jetzt tun? Die Studios waren zweifellos nicht gekennzeichnet, da die Gebäude im Vieux Carre weder Nummern noch Kenntafeln irgendeiner Art hatten. Sie konnte ja schwerlich an alle Türen klopfen, bis sie ihn ausfindig machte. Sie schloss die Augen und biss die Zähne zusammen, ihre Tollkühnheit verwünschend.
    »Pardon, gnä‘ Frau«, sagte in dem Moment ein Gentleman, der hinter ihr in die Passage eingebogen war und grüßend seinen Hut berührte, während er, sie neugierig musternd, an ihr vorüberging. Er war schlank und hoch aufgeschossen, hatte einen energischen Mund und einen offenen, freundlichen Gesichtsausdruck. Er war offenbar kein Franzose, sondern Amerikaner, allerdings von anderer Art als die Flussschiffer, vor denen sie sich vorhin versteckt hatte. Möglicherweise kam er von einer flussaufwärts gelegenen Plantage oder aus einem anderen Teil der Stadt, was hieß, dass er sie wohl kaum kennen beziehungsweise dass sie ihn vermutlich nie Wiedersehen würde.
    » Monsieur , warten Sie doch bitte einen Moment«, rief sie ihm nach.
    Er drehte sich zurück, wobei seine ganze Körperhaltung Widerstreben ausdrückte. Möglicherweise hatte er den Verdacht, sie behellige ihn aus einem Grund, der alles andere als tugendhaft war. Doch falls das der Fall war, dann schien ihn ihre Erscheinung eines Besseren zu belehren, denn als er auf sie zutrat, zog er höflich den Hut. »Gern, gnä' Frau. Womit kann ich Ihnen dienen?«
    Ja, er war ganz sicher Amerikaner. Die Erleichterung, die sie deswegen empfand, war enorm. Vielleicht lag ihr guter Ruf ihr doch mehr am Herzen, als sie angenommen hatte. »Kennen Sie zufällig den maitre d'armes Gavin Blackford?«
    »Wir sind miteinander bekannt.«
    »Dann wissen Sie sicher auch, wo er wohnt.«
    Er schwieg einen Moment und sah sie nachdenklich an. »Zu so später Stunde wollen Sie ihn aufsuchen?«
    »Aus einem höchst dringenden Grund, monsieur. Ich wäre Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, wenn Sie mir sagen würden, wo er wohnt.«
    »Tja, aber was wird Blackford dazu sagen? Ich meine, wenn er Sie nicht erwartet...«
    Sie hob die Hand, um die Kapuze ihres Umhangs zurückzuschieben. »Ich bin mir sicher, dass er trotzdem mit mir sprechen wird.«
    Mit interessiertem Blick musterte er ihr Gesicht und ihre Schultern, die entblößt waren, weil ihr Umhang nach hinten gerutscht war. Nachdenklich rieb er sich das Kinn. »Halte ich für wahrscheinlich. Ich an seiner Stelle würde es jedenfalls tun. Kommen Sie, ich werde Ihnen helfen, ihn zu wecken.«
    Nach kurzem Zögern nahm sie den Arm, den er ihr darbot, und ging neben ihm die Gasse hinunter. Vielleicht war es ja ein großer Fehler, darauf zu vertrauen, dass er sie nicht in irgendeinen finsteren Winkel führen würde, aber was blieb ihr denn anderes übrig?
    Vor einem Haus, das wie alle anderen aussah und zwei Stockwerke sowie einen breiten, über die Arkaden vorragenden Balkon hatte, blieb er stehen. Er trat zur Tür neben der im Erdgeschoss untergebrachten Apotheke und klopfte laut an. Einige Minuten vergingen. Gerade als der Amerikaner im Begriff war, von neuem zu klopfen, ging die Tür auf, und sie erblickten einen jungen Mann mit zerzaustem Haar, der sich gähnend das Nachthemd in die Hosen stopfte.
    »Hol sofort Blackford her. Eine Dame möchte ihn sprechen.«
    Der Junge

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