Kampf um die Löwenburg
wütenden Gebrüll, und das riesige Wesen setzte sich wieder in Bewegung. Ganze Bäume zersplitterten. Die Beute war nicht zu finden, und so zog sich der große Räuber enttäuscht in den Wald zurück.
Nach einer Ewigkeit standen Florian und Lea wie auf einen stummen Befehl gleichzeitig auf, sahen sich an und begannen zu rennen, zurück über die Felder auf die rettende Burg zu.
Dort, wo der stehende Stein aufragt
Florians Herz raste, als er in seiner Kammer auf dem Strohsack lag. Er zog sich das Schaffell bis zum Kinn. Lea und er hatten sich im dunklen Gang verabschiedet. „Wenn du mich nicht festgehalten hättest … dann … dann wären wir gefressen worden!“ Lea hatte geschluchzt. Dann hatte sie ihn, die Augen voller Tränen, dankbar angesehen und umarmt. Schließlich hatte sie sogar grinsen müssen. „Ich hab mir fast in die Hose gemacht.“
Florian hatte eine komische Grimasse geschnitten: „Ich auch.“ Dann hatten sie beide gelacht, und Lea war auf ihr Zimmer gelaufen.
Florian war sich sicher, das vorhin im Wald war ein Knochentroll gewesen! Er musste es Meister Glut erzählen, wenn er ihn morgen aufsuchte. Mit diesem Gedanken schlief er ein.
Mitten in der Nacht weckte ihn ein Geräusch von draußen, ein Kratzen und Schaben genau unter seinem Fenster. Leise stand er auf und spähte über den Fensterrand. Nicht weit unter ihm hing eine schwarze Gestalt an der Mauer, wie eine riesige Fledermaus. „Hör zu! Es ist dringend. Wir haben nur mehr wenig Zeit! Nominus will die Elfen vernichten. Er hat das Krull-Volk gerufen. Nur du, junger Spund, kannst das Alte Volk retten.“
„Wer bist du?“
„Das tut nichts zur Sache. Geh zum Schmied, wenn die langen Schatten wachsen, warte auf mich in der Nähe des Kreuzweges, hinter dem Dorf, nahe am Weiher, dort, wo der stehende Stein aufragt.“ Florian wollte noch etwas sagen, aber die Gestalt war schon über die Mauer in die Tiefe gerutscht. Er allein konnte die Elfen retten? Wie sollte das gehen? Sollte er diesen Vermummten überhaupt ernst nehmen? Nominus hasste das Alte Volk. Aber dass er es gleich umbringen wollte? Einen Krull hatte Florian schon gesehen, mit denen war sicher nicht gut Kirschen essen. Als er endlich wieder einschlief, träumte er von wilden Kreaturen, die ihn durch den winterlichen Wald jagten.
Es war schon spät am Vormittag, als Gock in Florians Kammer schlurfte und ihn aufweckte. „Der Herr möchte dich ssehen. Gut, dass diesse alte Krähe Nominuss nicht da issst. Der treibt ssich wieder im Wald herum, wahrsseinlich, um ssich mit den Krull zu treffen.“ Gock lispelte, wenn er aufgeregt war.
Florian schlug das Schaffell zurück und setzte sich auf. „Gock, wer sind die Krull?“
Der Diener sah vorsichtig zur Tür: „Dass ssind bösse, wilde Krieger, die in den Hügeln hinter dem Huldrewald haussen. Biss jetzt haben ssie ssich von der Burg ferngehalten. Ssie ssollen ziemlich gefährlich ssein, ssagen die Leute. Nominuss hat ssie auss ihren Versstecken gelockt.“
„Hat es etwas mit dem Alten Volk zu tun?“, fragte Florian.
Gock legte die Finger an die Lippen und zeigte zur Tür. „Da ssleicht wer draußen herum. Dass isst ssicher Julo. Der sspioniert für die alte Krähe. Vorssicht!“
Der Burgherr rief ein scharfes Kommando, und die Hunde, die sich voll Freude auf Florian stürzen wollten, krochen wieder unter die Tafel. „Heute Nachmittag holst du mein Messer aus dem Dorf. Jetzt aber lass uns spielen und danach miteinander speisen. Gock, hol den Würfelbecher und bring Bier und Wein!“ Um sein Reich kümmerte sich Lucidus wohl nur zwischen Essen, Trinken und dem Würfelspiel.
Als Florian abermals durch das Dorf ging, wichen ihm die Leute nicht mehr aus, manche grüßten ihn sogar. Ein Kind lief rasch auf ihn zu und gab ihm einen Apfel. „Ah, hat sich schon herumgesprochen, dass ich Äpfel mag“, dachte Florian und biss grinsend hinein. „Langsam fühle ich mich hier wie zu Hause.“ Ob Florians Familie ihn vermisste? Schnell schob er den Gedanken beiseite, bevor daraus noch Heimweh werden konnte.
Wenig später betrat er die Schmiede und sagte höflich: „Meister Glut, ich möchte Euch danken. Ihr habt den Menschen im Dorf gewiss erzählt, dass ich nichts Böses will.“
Der Schmied lächelte. „Sie haben dich mit mir gesehen, das genügt. Die Menschen hier wissen, dass ich vorsichtig im Umgang mit Fremden bin.“ Er nahm das fürstliche Messer von einem Holzgestell, reichte es Florian und sagte knapp: „Komm
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