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Kampf um die Löwenburg

Kampf um die Löwenburg

Titel: Kampf um die Löwenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Thorwartl
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leuchteten golden, Millionen Tautropfen glitzerten wie Edelsteine. Schwarzes Wasser breitete sich vor ihm aus. Das musste der Schwarznatternteich sein. Aber wo blieb die Flossenfrau? War das vielleicht die Wasserlies’ aus dem Buch von Nominus? Wenn sie dich sieht, bist du schon tot … Kein Plätschern kam vom Wasser her, das Schilf rauschte nicht, der Wald umgab ihn stumm und drohend.
    „Flossenfrau, wo bist du?“, flüsterte Florian zaghaft. Nicht einmal leises Glucksen antwortete ihm. Er wartete, drehte sich traurig um und ging zurück. Eine Ringelnatter glitt vor ihm über den Weg. Das schöne Tier wurde langsamer und erforschte züngelnd die Umgebung. Florian ging in die Hocke und streckte der Schlange die Hand hin, doch das Reptil floh nicht. Es hob den prachtvollen Kopf und schien Florian direkt in die Augen zu sehen. Er kam ihr mit der geöffneten Hand ganz nahe. Da glitt sie über seine Finger, glatt und kühl wie Seide. Florian sagte leise: „Du bist spät dran, meine Schöne. Der Winter kommt. Alle meine guten Wünsche sind mit dir.“ Die Schlange verließ seine Hand und kroch weiter. Doch bevor sie im Laub verschwand, drehte sie Florian den Kopf zu und züngelte in seine Richtung.

Schwarzalben
    Florian ließ den Teich hinter sich und ging den Weg zurück. Wie sonderbar vertraut sich die Ringelnatter doch verhalten hatte. „Schade, dich werde ich wohl nie wiedersehen“, sagte er halblaut. Ein zorniges Kreischen aus der Tiefe des Waldes riss ihn aus seinen trübsinnigen Gedanken. Vorsichtig schlich er dem Lärm entgegen. Vielleicht stritten zwei kleine Raubtiere um Beute. Florian schob die großen Farne zur Seite. Unter den Bäumen kämpften ein paar seltsame Gestalten miteinander. Sie geiferten und schrieen und zerrten etwas Großes hin und her. Die Gestalten waren nackt und hässlich. Ihre Haut schimmerte blaugrau, auf dem Kopf trugen sie riesige spitze Ohren, die wie Hörner aussahen. Schwarzalben! Diesmal log Nominus’ Buch nicht. Diese Gnome waren hässlicher als auf der Abbildung. Trotz ihrer geringen Größe schienen sie gefährlich zu sein. Sie keiften und stritten sich um einen weiß glänzenden Gegenstand, groß wie ein Hocker.
    Florian hatte genug gesehen. Wenn sie zu fünft auf ihn losgingen, konnte es ungemütlich werden. Er drehte sich um, wollte gehen, dabei trat er auf einen Zweig – und es wurde schlagartig still. Die Wesen sahen blitzschnell in seine Richtung, starrten ihn aus großen gelben Augen an, bleckten nadelspitze Zähne. Dann stürzten sie sich knurrend auf ihn. Florian bekam den ersten Gnom am Arm zu fassen. „Guten Flug!“, schrie er und warf den Alben seinen Kumpanen entgegen. Der Haufen grauer Wichte purzelte durcheinander. Sie quiekten und zischten, erhoben sich langsam und wackelten mit ihren hässlichen, kahlen Köpfen. Sie wollten ihn einkreisen! Florian lief nach vorn und packte den weißen Gegenstand, der unbeachtet am Boden lag. Er war erstaunlich leicht. Die Wichte fauchten zornig und gingen wieder zum Angriff über. Mit der erloschenen Fackel schlug Florian nach den Angreifern. „Haut endlich ab, ihr Widerlinge!“ Da wichen sie zurück. Zum Glück schienen sie feige zu sein. Florian warf einen Blick nach oben. Er griff nach einem Ast und zog sich hinauf. Die grauen Kobolde wuselten heran, einer sprang in die Höhe und biss Florian kräftig ins Schienbein. Mit einem Tritt wurde ihn Florian wieder los, wäre aber beinahe ausgerutscht. Unter wütende Schwarzalben zu fallen würde sicher nichts Gutes bedeuten.
    Keiner der Alben kletterte ihm nach. Da wurde Florian mutiger und schrie hinunter: „Schwarzalbe ohne Nas’ kriecht wie ein Wurm durchs hohe Gras!“ Sie kreischten wütend, drohten mit ihren kleinen Fäusten und verschwanden schimpfend im Unterholz.
    Jetzt erst sah sich Florian seine Beute genauer an. Es war eine wunderschöne, riesige Krone aus Gold und – Knochen. Das beinerne Schnitzwerk zeigte kleine Äste und Zweige mit vergoldeten Blättern und singenden goldenen Vögeln. Nein, dieses wunderbare, entsetzliche Kunstwerk wollte er nicht behalten. Er wollte auch nicht daran denken, wem diese Knochen einmal gehört hatten. Florian wusste, dieses Kunstwerk hatte ein leibhaftiger Knochentroll geschaffen! Diesmal hatte Nominus recht behalten. Florian kletterte höher und setzte sich in eine Astgabel. Die Bisswunde schmerzte ihn. War ein Albenbiss giftig? Blut tropfte auf die Krone. Wie hatte Nominus gesagt: „Sie riechen das Blut eines Menschen

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