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Kampf um die Löwenburg

Kampf um die Löwenburg

Titel: Kampf um die Löwenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Thorwartl
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weiter. Wir brauchen keine Zuhörer.“ Er wies auf ein Fass, und Florian setzte sich. Der Schmied trat nahe an ihn heran und raunte: „Gestern hast du es erlebt, das Alte Volk ist keineswegs gefährlich. Elfen und Kobolde sind einfach nur – anders. Wir könnten mit ihnen wunderbar in Frieden leben. Doch Nominus hasst sie. Warum, weiß ich nicht.“ Meister Glut packte Florian an der Schulter. „Wirst du den Schattenhocker treffen und tun, was er dir sagt? Dann geh diese Straße entlang, durchs Dorf, bis zum stehenden Stein. Aber sei vorsichtig!“
    „Ich weiß nicht, ob ich irgendetwas ausrichten kann. Ich war gestern in der Nacht am Rand des Waldes – ich glaube, dass ich einen Knochentroll gehört habe.“ Dass er in seiner Klasse weder der Größte noch der Mutigste war, wollte Florian lieber nicht erzählen.
    Der Schmied runzelte die Stirn. „Bist du sicher? Wenn das stimmt, ist es ein schlechtes Zeichen. Es bedeutet vielleicht, dass die Krull auch schon in den Huldrewald eingedrungen sind. Möglicherweise auf Nominus’ Befehl.“
    „Warum weist Herr Lucidus den Verwalter nicht in die Schranken? Warum lässt er alles zu und kümmert sich um nichts?“
    Der Schmied rieb sich die Augen. „Es war nicht immer so. Herr Lucidus war seinem Volk einmal ein guter Herrscher, offen für alle Sorgen seiner Untertanen, kühn im Kampf gegen Elvendens Feinde. Aber Nominus hat einen unheilvollen Einfluss auf ihn. Vielleicht flößt er ihm heimlich ein Gift ein, das träge und gleichgültig macht, wer weiß? Nach und nach hat Nominus Herrn Lucidus seine Herrscherpflichten abgenommen. Das Volk hat er ihm entfremdet. Der Verwalter sieht sich gerne selbst auf dem Thron, doch unser König scheint nichts davon zu merken. Ich weiß nicht, was es braucht, damit Herr Lucidus endlich wachgerüttelt wird und sich darauf besinnt, dass er der Herrscher von Elvenden ist.“ Meister Glut schüttelte den Kopf. „Jetzt geh und hab Vertrauen. Versuch dein Bestes!“
    Florian legte eine Silbermünze auf den Tisch und nahm das Messer. Er wollte noch etwas sagen, aber Meister Glut bearbeitete schon mit harten Schlägen ein Stück Metall.
    Florian ging nachdenklich weiter. Was sollte er machen? Er hatte keine Ahnung, warum er der Retter der Elfen sein sollte. Bald sah er den stehenden Stein. Hier kreuzte sich der Weg, dahinter lag ein Teich, schwarz wie ein großes dunkles Auge.

Ein lebensgefhrlicher Auftrag
    Es war kühl geworden, die blasse Herbstsonne würde bald untergehen. „Pssst!“ Florian fuhr herum. Der Vermummte trat hinter dem stehenden Stein hervor. Sein Gesicht lag wie immer im Schatten der Kapuze. Er zischte: „Wir haben keine Zeit für langes Geschwätz. Morgen früh musst du es tun. Geh zum Schwarznatternteich im Huldrewald, dort, wo das graue Schilf wächst und die Flossenfrau klagt. Den Feuermann musst du grüßen, den Knochentroll treffen und die Huldrefrau um Hilfe bitten. Morgen, bevor die Sonne aufgeht, wenn noch alle schlafen!“
    Der Junge erschrak. Das war eine klare Aufforderung, sein Leben wegzuwerfen. Was nützte es dem Alten Volk, wenn er im Huldrewald verrottete, wenn ein Knochentroll aus seinen Rippen einen hübschen Vogelkäfig schnitzte? Wenn die böse Feenfrau an seinem Fleisch nagte? „Was soll ich ihnen sagen? Und warum zeigst du mir nicht dein Gesicht?“
    Der Vermummte zog die Kapuze fester um den Kopf: „Du hältst es nicht aus, wenn du mein Gesicht siehst. Und jetzt geh!“ Seine Stimme wurde wieder weicher: „Hab einfach Vertrauen.“ Er verschwand.
    „Na, welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?“ Der Burgherr bedachte Florian mit einem mitleidigen Seitenblick. Er speiste mit großem Appetit einen mit Nüssen und Honig gefüllten Fasan.
    Florian starrte trübsinnig auf die knusprige Leberwurst, die Gock ihm serviert hatte. „Morgen …“, dachte er, „… ist es so weit. Ich werde nie mehr aus dem Wald zurückkommen. Sie werden mich umbringen und auffressen. Wofür? Das weiß nur der Schattenhocker.“ Trotzdem war er entschlossen, das Alte Volk aufzusuchen. Florian konnte es auf keinen Fall im Stich lassen, koste es, was es wolle. Wenn er sich nur jemandem anvertrauen könnte! Da Lucidus nur Augen für seinen Fasan hatte, konnte Florian seine Leberwurst heimlich an Blümchen und Pommelchen verteilen. Während die beiden noch genüsslich schmatzten, stand er auf. „Herr, darf ich in meine Kammer gehen?“ Lucidus nickte mit vollem Mund und schickte ihn mit einer Handbewegung

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