Kampf um die Löwenburg
die Lichtung wieder vor ihnen. Der Krull grinste höhnisch. Dann stieß er einen gellenden Schrei aus und verschwand im Wald.
Meister Glut schüttelte erbittert die Faust. „Ich hatte gehofft, jemand anderen zu sehen, nur für einen Augenblick. Sie ist nicht gekommen. Sie wollte sicher, aber der Krull hat sie verschreckt.“ Er seufzte. „Warum hat der wilde Krieger den Markt gestört, warum hat er das Alte Volk verjagt? Ich glaube, das war Nominus’ Werk.“
Die beiden wanderten schweigend zurück ins Dorf.
Lea
Es war spät am Vormittag. Florian betrachtete die widerwärtigen Geschöpfe im alten Buch. Die hatten mit den Elfen vom Koboldmarkt nichts gemeinsam. Da ging die Tür auf, und Nominus stand vor ihm. Sollte der nicht fort sein? Der Verwalter lächelte onkelhaft. „Ich habe bemerkt, dass du dich einsam fühlst. Du brauchst einen Spielgefährten. Daher möchte ich dich mit meiner Nichte Lea bekannt machen.“
Das Mädchen hatte ein fröhliches Gesicht und dunkelbraune, lange Haare, sie war ungefähr so groß wie Florian. „Du bist also der Junge, der von weit her kommt! Onkel Dom hat mir schon erzählt, dass du gern ins Freie gehst und dich umsiehst. Da bin ich dabei. Der alte, muffige Steinhaufen wird mir auf die Dauer zu eng.“
Der Verwalter zog die Brauen zusammen. „Onkel Nom, wenn ich bitten darf. Und ihr dürft nur bis zum Waldrand gehen, ist das klar?!“
„Ja, Onkel Nom.“ Lea senkte den Blick, dabei zwinkerte sie Florian zu.
„So, jetzt lass ich euch allein. Florian, ich sehe, dass du schon dabei bist, das Buch zu studieren, lobenswert.“ Der Verwalter nickte Florian zu, strich Lea über den Kopf und ging hinaus.
Das Mädchen packte Florian am Ärmel und flüsterte: „Gehen wir gleich morgen Abend zum Wald? Ich will unbedingt einmal einen Lampenkobold fangen.“
Florian runzelte die Stirn. „Lampenkobold? Warte, davon habe ich gerade etwas gelesen.“ Er zeigte auf das Feuermännchen im Buch.
Lea war begeistert. „Ja, genau so muss er aussehen. So hat Onkel Dom ihn mir beschrieben. Ist der grausig!“ Florian schüttelte den Kopf und schlug das Lügenbuch zu. Lea redete eifrig weiter: „Den Lampenkobold nennt man auch Wirrlicht. Ich kenne ein Gedicht, mit dem man den Lampenkobold schnappen kann:
Wirrlichter machen Leute wirre
und führen sie gerne in die Irre.
Steckt dann im Sumpf der arme Tropf,
verbrennen sie ihm Haar und Kopf!
Doch hab ich einen Schädelknochen,
kommen sie gleich angekrochen.
Caput mortis * , sprech ich dann,
schon pirschen sie sich näher ran.
Carpe lucem ** , flüstre ich.
Sofort schnappt sie der Schädel sich.
Nimm den Schädel, renn nach Haus.
Lampenkobolds Licht geht aus.“
„So einfach funktioniert das?“, fragte Florian ungläubig. Vom Koboldmarkt wollte er Lea noch nichts erzählen.
„Ja sicher“, nickte Lea eifrig. „Mausetotsicher!“
„Und was nimmt man für einen Schädel?“
„Hund, Fuchs, Dachs. Es muss der Schädel eines Räubers sein, das ist wichtig. Noch besser sind Schädel von Wolf, Luchs oder Bär. Aber die sind schwer zu kriegen.“
Florian schüttelte den Kopf. „Das willst du wirklich tun?“
„Sicher. Onkel Dom wird uns loben dafür. Ich bring ihm das Biest. Er hat eine geheime Kammer, dort bewahrt er alles auf, was er gefangen hat.“
„In seinem Büro? Genau dort hängen die Schädel, die du für deine Jagd brauchst.“
Lea kicherte: „Du meinst wohl seine Arbeitskammer. Dort werde ich mir auch einen Totenkopf ausleihen. Wenn er sieht, was ich damit gefangen habe, wird er mir bestimmt nicht böse sein, ganz im Gegenteil. Aber seine geheime Kammer ist woanders. Zutritt streng verboten. Wenn es doch einer probiert, wird er in den Kerker geworfen, auf der Stelle.“
„Wieso sagst du eigentlich Onkel Dom?“, fragte Florian.
„Weil er so heißt“, gab Lea knapp zurück. „Aber jetzt wollen wir etwas spielen, ein Brettspiel vielleicht. Kennst du HURKS und HORKS? Sicher nicht. Ich bin so froh, dass du da bist. Es war immer furchtbar langweilig für mich, so allein.“
* Kopf der Toten
** Nutze das Licht
Der Lampenkobold
„Na, Florian, speist man in eurem Menn… ach was, in eurem Dingsbums auch so fürstlich?“ Der Burgherr hatte Florian ein paar Knoblauchwürste vorgelegt. Dazu gab es duftendes Brot, Butter und eine Wildpastete. Für Florian hatte Gock mit Wasser verdünnten Wein besorgt. Pommelchen hatte sich ans Bein des Burgherrn gedrückt, der nun auch etwas freigiebiger geworden war.
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