Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kampf um die Löwenburg

Kampf um die Löwenburg

Titel: Kampf um die Löwenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Thorwartl
Vom Netzwerk:
auf große Entfernung. Und sie vergessen deinen Geruch nie!“ Hastig befestigte Florian die Krone in den Zweigen, dann stieg er vom Baum. Nur weg von hier!
    Florian humpelte über den Pfad. War das überhaupt noch der richtige Weg? Die Spitzen der großen Farne wedelten, obwohl es windstill war. Aus dem Augenwinkel sah er einen großen Schatten durch den Wald schreiten. Florian ging weiter, der stumme Begleiter folgte. Florian versuchte, trotz der Schmerzen zu laufen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass auch sein unheimlicher Weggefährte schneller wurde. Florian blieb keuchend stehen und blickte zur Seite. Nichts.

Die Huldrefrau
    Da hörte Florian das Lied. Die Töne glitten heran wie warme Wellen und flossen direkt in sein Herz. Sie hüllten ihn ein und trösteten ihn. Alle Sorgen verschwanden. Florian war unendlich traurig und fröhlich zugleich, wollte nur dorthin, woher das Lied kam. Er wollte in dem Lied baden, versinken und untergehen. Unter den Bäumen bemerkte er Pilze, die in Kreisen wuchsen, fleischig und bunt. Als er die Kreise betrat, kicherten die Pilze. Irgendetwas kitzelte ihn sachte. Er stolperte weiter, an den Rand einer Lichtung. Der Gesang kam aus dem Dickicht jenseits der freien Fläche, langsam wurde er leiser und verging.
    Florian fühlte sich plötzlich sehr einsam. Er hatte nur einen Wunsch: Das Lied sollte wieder beginnen! Da – die Sängerin trat aus den dunkelgrünen Schatten. Sie trug einen schimmernden Mantel, aus Blättern und Zweigen geflochten, rotes Haar floss über ihre Schultern. Sie schritt leichtfüßig über das leuchtende Moos. Florian wusste, wen er da vor sich hatte. Er zitterte in seinem Versteck, konnte es nicht glauben. Das sollte eines der gefürchteten Waldgespenster sein, die junge Männer fraßen?
    Die Huldrefrau kam auf ihn zu. Ihre großen, grünen Augen sahen ihn traurig an, ihr Mund blieb verschlossen. Dieses Waldmädchen war das schönste Geschöpf, das er je erblickt hatte. Eine bisher nie gespürte Sehnsucht breitete sich in Brust und Bauch aus. Sein Herz hüpfte aufgeregt. „Hier bin ich! Nimm mich mit!“, hätte Florian beinahe gerufen. Doch dann hörte er die eisige Stimme des Verwalters in seinem Kopf, die höhnisch sprach: „Sie locken die dummen Burschen mit traurigen Liedern an. Wenn diese nah genug sind, packen die Huldre sie und zerreißen sie sofort in mundgerechte Stücke!“ Florian blieb stumm. Die Huldrefrau ging dicht an ihm vorbei. Sie weinte.
    „Ich muss ihr helfen!“, dachte Florian. „Sie ist so unglücklich. Ich muss …“ Doch er war feige, er verließ sein Versteck nicht, und die Huldre entfernte sich. „Huldre, ich muss dir was sagen …“, flüsterte Florian. Die Waldfrau drehte sich um. Sie sah ihn noch einmal an, nickte und lächelte wehmütig. Dann verschwand die Elfenfrau langsam zwischen den Bäumen. Zurück blieb ihr Duft, nach jungem Heu und Waldbeeren.
    Flo würde die Huldre nie mehr vergessen können. Er stolperte auf den Pfad zurück. Das Bein begann wieder zu schmerzen. Aber das war nichts gegen den Schmerz in seiner Brust. Er achtete nicht mehr auf Geräusche und Gestalten, er wollte nur aus dem Wald heraus. Er wollte sich in die Wiese werfen und heulen. Heulen, weil er eine wunderbare Gelegenheit verpasst hatte.

Eine gefhrliche Idee
    Um die Mittagszeit erreichte er die Burg. Nominus wartete am Tor auf ihn. Florian biss die Zähne zusammen. Das würde er jetzt auch durchstehen. „Alte, hässliche Krähe, du machst mir keine Angst!“, dachte er mürrisch.
    Der Verwalter sah ihn aus schmalen Augen an. „Nun, wie war dein Ausflug in den verbotenen Wald?“ Florian schwieg. Da fasste ihn Nominus an der Schulter und sagte überraschend sanft: „Komm mit in meine Stube. Du bist verletzt. Ich will dich verarzten.“ Warum schimpfte der Truchsess nicht?
    Nominus wusch die Wunde aus. „Ein Schwarzalbenbiss“, sagte er sachlich. „Wenn die Biester Aas gefressen haben, kann so ein Biss tödlich sein. Jetzt weißt du, dass mein Buch und ich nicht lügen. Die Elfen sind gefährlich. Lerne daraus, junger Florian. Du bist anders als die Menschen hier in Elvenden. Sie fürchten den Wald, solange es Elfen gibt. So können sie ihn nicht nützen und müssen deshalb Hunger und Not leiden. Wenn die Elfen endlich fort sein werden, wird der Wald den Menschen seine Schätze herausgeben. Es ist gut, dass die alte Zeit zu Ende geht. Was willst du vom Alten Volk? Denkst du nicht an die Kinder, die seit jeher von Elfen entführt wurden?

Weitere Kostenlose Bücher