Kampf um die Löwenburg
Fenster. „In den Bergen schneit es schon! Euer Gnaden, freut Euch, der Sturm bringt Schnee!“
„Wolfsjagd?“, fragte der Burgherr mit leuchtenden Augen. Seine schlechte Laune war plötzlich wie weggeblasen.
Nominus nickte: „Ja! Diesmal jagen die besten Jäger, die Krull, mit uns!“ Er drehte sich zu Florian. „Wenn du willst, kleiner Mennendräumer, darfst du mitkommen. Gibt es in deiner Heimat Wölfe? Glaub mir, unsere sind wahre Ungeheuer. Manchmal reiten sogar die Knochentrolle auf ihnen. Verglichen mit unseren Wölfen sind Blümchen und Pommelchen niedliche Schoßhündchen! Na, da wirst du wohl lieber in der sicheren Burg bleiben wollen?“
Florian rief aufgeregt: „Bitte, ich möchte mit. Ich will endlich Wölfe sehen!“
„Kannst du überhaupt reiten?“, fragte Nominus überheblich.
„Ich bin in meiner Heimat schon oft geritten, großes Ehrenwort.“
„Also gut, ich verspreche es dir.“ Der Verwalter zwinkerte Florian zu und verließ die Halle.
Lucidus lachte: „Na, dann pass aber auf, dass du nicht später auf mehrere Wolfsmägen verteilt ins Jammergebirge zurückläufst. Mit den Tierchen ist nicht zu spaßen.“
Zwei Tage später. Florian wachte auf, in seiner Kammer war es sehr hell und eiskalt. Er hüllte sich in seine Decke und lief zum Fenster. Der erste Schnee war gefallen! Das hieß Wolfsjagd! Die Dächer des Dorfes und die Hügel dahinter strahlten in blendendem Weiß. Die Luft flimmerte. Florian sah genauer hin. Da bewegte sich etwas … die Spitzen von Lanzen und Schwertern: Die Ritter kehrten zurück! Das musste er sogleich dem Burgherrn melden.
Vor dem Tor zum großen Saal blieb Florian stehen. Laut hörte er Nominus’ zornige Stimme: „Der Fremde ist eine Gefahr für uns! Ich schlage vor, dass wir ihn verschwinden lassen. Die Wolfsjagd heute bietet die beste Gelegenheit dazu.“
Lucidus antwortete unwirsch: „Ich frage mich, wie uns ein so harmloser Narr gefährlich werden kann. Ja, unterhalb der Burg habe ich ihn auch schon in seinen Lumpen herumstreifen gesehen. Er murmelt Unsinn und verbirgt sein Gesicht. Na und? Ist das ein Verbrechen? Eins sage ich dir: Ich will nichts mit deinen Machenschaften zu tun haben.“
„Ein harmloser Narr? Euer Gnaden, ich bin überzeugt, dass er bereits dabei ist, die Dörfler aufzuwiegeln. Aber ich werde dafür sorgen, dass er verschwindet. Das wird eine wunderbare Wolfsjagd, glaubt mir. Außerdem, Euer Gnaden, begleiten uns heute Gefährten, die wirklich etwas davon verstehen, die Männer der Krull! Es wird eine wahrlich wunderbare Jagd.“
Florian erschrak. Der Verhüllte war in großer Gefahr, Nominus wollte ihn beseitigen. Er musste den Mann warnen! Da öffnete sich die Tür, und der Verwalter sagte mit schneidender Stimme: „Wie lange stehst du schon da draußen, junger Florian?“
Florian sah Lucidus im Hintergrund, der mit Trinken beschäftigt war, und stotterte: „Eine … eine wunderbare Wolfsjagd, das hab ich gehört. Schnee ist gefallen. Und Ihr habt vor ein paar Tagen gesagt, wenn … wenn der erste Schnee fällt, gibt es eine Wolfsjagd.“
Nominus leckte sich die Lippen. „Einen Lauscher sollte man bestrafen. Andererseits ist jemand, der gute Ohren hat, sehr von Nutzen. Wenn du in Zukunft für mich lauschst, soll es mir recht sein. Nun, du darfst mitreiten. Aber lass dir ein festes Ledergewand von Kerfel geben, dazu einen leichten Speer aus der Waffenkammer. Die Wölfe sind riesige, ausgehungerte Bestien, die vom Jammergebirge heruntergekommen sind, um zu jagen. Also, sei vorsichtig. Lea würde es mir nicht verzeihen, wenn dir etwas passiert. Und jetzt geh!“
Florian rief in den Saal: „Herr Lucidus, die Ritter kommen zurück! Ich habe sie in den Hügeln gesehen!“
Der Verwalter starrte Florian ungläubig an. „Das ist unmöglich, du Dummerjan!“
Lucidus hingegen hob den Kopf, er grinste erfreut: „Warum nicht? Das ist eine wundervolle Nachricht! Es ist auch schon höchste Zeit, dass sie sich wieder sehen lassen. Wir warten auf ihre Ankunft und feiern ein großes Fest. Die Wolfsjagd findet erst in drei Tagen statt. Mit meinen Rittern!“
Nominus fauchte: „Und was ist mit meinen Krull? Das sind die besten Jäger des Landes!“
Lucidus zuckte die Achseln. „Dann sag deinen Krull eben, sie sollen nach Hause reiten. Wir gehen mit meinen Rittern auf die Jagd. In drei Tagen. Und jetzt lass alles zum glorreichen Empfang meiner treuen Mannen vorbereiten.“
Die Abschiedsschlucht
Lucidus wartete vergeblich.
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