Kampf um die Löwenburg
sich zusammen. Weg mit den trüben Gedanken. Er würde einen Ausweg finden. Er hatte so oft von der Löwenburg geträumt, und jetzt war er endlich hier!
Es klopfte. Die Tür öffnete sich, und Nominus sah herein. „Ah, du hast das Zimmer mit dem Blick auf das Dorf. Das ist gar nicht gut. Ich werde Kerfel die großen schmutzigen Ohren lang ziehen. Aber lassen wir es vorläufig so. Hast du dich ein wenig eingelebt? Gut. Jetzt werde ich dich mit dem Herrn der Burg, Lucidus, bekannt machen.“
Nominus schritt voraus, den langen düsteren Gang entlang, der nur spärlich durch kleine Lücken in der Mauer beleuchtet war. Vor dem großen Rittersaal blieb Nominus stehen und sah Florian spöttisch an: „Hinein mit dir in die gute Stube.“ Er gab ihm einen Schubs, und Florian stolperte über die Schwelle in den Rittersaal.
Die Lieblinge des Burgherrn
Ein kehliges Knurren, das aus dem Schlund eines doppelköpfigen Ungeheuers stammen musste, begrüßte ihn. Zwei riesige Hunde in der Größe von Ponys trabten auf ihn zu, mit schlanken, muskulösen Körpern und kurzem, braunweiß geflecktem Fell. Sie hatten die schwarzen Lefzen zurückgezogen und zeigten ihm rosa Zahnfleisch und zwei prachtvolle Gebisse. Es sah aus, als ob sie grinsten. Geifer tropfte auf den Steinboden. Die Hunde kamen rasch näher – sie waren darauf trainiert, Beute zu jagen und zu töten, die größer war als sie. Mächtige Keiler, gewaltige Hirsche, riesige Bären. Florian war für sie wie ein Kaninchen, mit dem man spielte, bevor man es zerriss. Die beiden Bestien sahen einander an. Sie schienen zu fragen: Wer soll das Bisschen Mensch zuerst anfallen? Wer darf zuerst seine Zähne in dieses zitternde Häufchen Angst schlagen? Wer darf es in Stücke reißen?
„Blum und Pomm, her da zu mir!“ Die dröhnende Stimme kam von der Rittertafel und duldete nichts außer Gehorsam. Die Hunde duckten sich, knurrten Florian enttäuscht an und schlichen zurück zum Tisch ihres Herrn.
Florian zitterte. Er spürte etwas auf seiner Schulter und zuckte zusammen. Nominus zog die Hand zurück und nuschelte: „Ist ja nichts geschehen. Geh nur weiter. Die beiden Schoßhündchen sind ganz manierlich, wenn man sie richtig behandelt.“
Als Florian zaghaft durch den riesigen, dunklen Saal nach vorn trottete, begannen die Hunde wieder zu knurren. „Platz!“, schrie der Herr der Burg, und das Knurren verwandelte sich in ein Grollen, bis auch das erstarb. „Komm schon, Hasenfuß. Sie haben bereits zum Frühstück gefressen. Sie wollen nur spielen.“ Lucidus winkte ihn energisch heran.
Der Burgherr war von mächtiger Statur, selbst im Sitzen wirkte er gewaltig, sein langes blondes Haar ging in einen zottigen Bart über. Dazwischen sah Florian ein breites Gesicht mit freundlichen blauen Augen, einer mächtigen Nase und einem Mund voll weißer Zähne. Man konnte wirklich sagen: Ein Löwe thronte in der Löwenburg. „Setz dich.“ Florian kletterte auf einen hohen Stuhl vor einem schmalen Tisch. Er schielte immer wieder nach den beiden Ungeheuern, die unter der Tafel des Burgherrn hockten und ihren Blick nicht von ihm ließen. „Bist fremd hier, was? Nun, sei mein Gast.“ Der Löwe brüllte in Richtung einer unsichtbaren Seitentür: „Gock! Bring uns was zu essen!“
Nominus schritt durch den Saal. Seine schwarze Robe wehte ihm um die Beine. Die Hunde winselten. Dann starrten sie wieder gierig auf Florian, wie auf einen saftigen Bissen, nach dem man nicht schnappen durfte. Noch nicht. Der Verwalter verbeugte sich. „Euer Gnaden, Julo hat ihn aufgegriffen. Das Bürschchen heißt Florian und stammt aus Mennendräumen.“
„Mennen-was? Noch nie davon gehört“, brummte der Burgherr.
„Das ist in den westlichen Hügeln, in den Ländern des Sonnenuntergangs, sagt er. Unser kleiner Gast könnte uns einiges über sein Land erzählen.“
Lucidus winkte gelangweilt ab. „Lass du dir nur berichten und schreib es auf. Wenn der kleine Herumtreiber nicht schon heute von meinen Lieblingen zerrissen wird, kann er ohne Weiteres eine Zeitlang bei uns bleiben. Ein bisschen Unterhaltung tut immer gut. Kannst du singen und tanzen, kannst du Geschichten erzählen?“
„Nein, Herr!“, sagte Florian kleinlaut. Die Hunde knurrten böse, als sie seine Stimme hörten.
„Macht nichts. Vielleicht bist du trotzdem als Hofnarr geeignet.“ Dann wandte sich der Burgherr an seinen Verwalter: „Willst du mit uns speisen, Nominus?“
Der lächelte dünnlippig: „Ich danke Euch, Herr,
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