Kampf um Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
liegende Ööörkgebiet. Die Worte des alten Zauberers mit den Hausschuhen an den Füßen gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf und der anhaltende düstere Himmel tat sein übriges zu der schlechten Laune der Fledermaus hinzu. Die offensichtlichen Wechsel von Tag und Nacht fehlten ihm. Er war daran gewöhnt, dass auf einen hellen Tag eine finstere Nacht folgte, der wiederrum ein heller Tag folgte. Nun jedoch schien es immer Nacht zu sein, nur dass es lediglich zwischen düsterer Nacht und finsterer Nacht wechselte.
Als Servatius dem Dorf der Ööörks immer näher kam, bemerkte er die Veränderungen dort. Als sie dort zum ersten Mal alle zusammen eingetroffen waren, um die Seele der Kaiserin zurück in ihren Körper zu bringen, war das Dorf eine kleine Ansammlung schiefer Hütten und Zelte gewesen, die man erst wirklich sah, wenn man davor stand. Mit anderen Worten: Es war dort sehr ruhig gewesen.
Nun aber bevölkerten unzählige geflügelte Wesen das Dorf und den Himmel darüber, von den dort ohnehin lebenden Ööörks ganz abgesehen. Servatius schwante nichts Gutes.
Er flog näher und näher und so kam er auch den seltsamen geflügelten Wesen näher und näher. Sie waren etwas kleiner als Menschen, aber um Längen gewaltiger als Spionfledermäuse. Scheinbar ausgemergelte, aber doch recht muskulöse Körper mit langen drahtigen Armen und Beinen, an deren Klauen lange brutal aussehende Krallen wuchsen. Lange lederne Schwingen wuchsen aus ihren kränklich grau schimmernden schuppigen Rücken heraus. Eines dieser Wesen flog nahe an Servatius vorbei und kreischte ihn zornig an. Servatius Puls beschleunigte, seine Augen weiteten sich. Diese Kreaturen hatten Köpfe wie Fledermäuse, große muschelförmige Ohren mit leichten Pelzauswüchsen obendrauf und gelbe Reißzähne wie rostige schartige Säbel! Die Augen dieser Wesen glühten rot und unheilvoll.
Dämonen, es waren Hunderte!
In der Mitte des Dorfes brannte noch immer das riesige Feuer der Zeremonie der Seelenwanderung. Dort sah die Spionfledermaus auch die Kaiserin stehen. Grimmbold stand neben ihr. Doch wo waren Stoffel und Siegbert? Hektisch schaute sich Servatius um. Wo waren seine Vettern? Wo nur war seine Familie?
Der Anführer der Spionfledermäuse flatterte schneller und stürzte rasant im Flug hinab, dem Erdboden entgegen. Bei seiner überstürzten Landung wirbelte er eine kleine Staubwolke auf und sah sich immer hektischer um. Zwischen Ööörkbeinen und flatternden Dämonen umher hüpfend suchte er und suchte und suchte. Doch er konnte seine beiden Vettern nicht finden. Also begab er sich flugs zu Grimmbold. Ein paar Fingerbreit über der Schulter des Kobolds flatterte die Spionfledermaus auf der Stelle.
„Wo sssind Ssstoffel und Sssiegberrrt?“, zischte er aufgebracht. Grimmbold wollte etwas sagen, doch die finstere Kaiserin fiel ihm ins Wort.
„Wo ist der Zauberer?“ zischte sie ihrerseits.
Servatius funkelte sie zornig an, wohingegen die Kaiserin nur amüsiert eine Braue hob, jedoch auf seine Antwort wartend. Doch die Spionfledermaus starrte nur wütend.
„Wo ist der Zauberer?“, fragte sie noch einmal drohend und jede Amüsiertheit aus ihrem Blick war verschwunden.
„Errr warrr nicht zzzu finden.“, war die Antwort.
Nun schien die finstere Kaiserin überrascht zu sein. Doch gleichzeitig schlug der Fledermaus auch Misstrauen entgegen.
„Nicht zu finden?“
Servatius schüttelte den Kopf.
„Vielleicht issst errr verrrdurrrssstet?“
„Einfach so verdurstet in der großen Wüste? Der große Vincent Rialc’Nis? Das kann ich mir kaum vorstellen.“
Schließlich schloss die dunkle Zauberin die Augen und konzentrierte sich. Sie versuchte die Präsenz ihres alten Widersachers aufzuspüren, so wie sie ihn schon vor einiger Zeit gespürt hatte. Doch sie spürte… Nichts. Ein grimmiges und bösartiges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, das zu einem ausgewachsenen Lachen emporwuchs.
„Verdurstet… Ein wahrlich passendes Ende für einen jämmerlichen Zauberer!“, rief sie ausgelassen. „Wobei ich es mir gewünscht hätte, den alten Mann persönlich umzubringen und auszusaugen, aber
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