Kampf um Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
drin deponiert.“
„Deponiert?“, rief Thaddäus laut. „Was wir suchen, wurde wohl eher verfüttert an dieses… dieses… Ding! Und schleichen sie sich gefälligst nicht so heran, ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen vor Schreck!“
„Aber wie bekommen wir es da raus?“, fragte Sarah nach.
„Schranktür auf, Schranktür zu.“, war die nüchterne Antwort des schwarzen Mannes.
„Soll das ein Witz sein?“, meinte Miguel hektisch. Thaddäus klopfte ihm ermutigend auf die Schulter.
„Dafür sind Helden doch da, mein Roter Retter.“, lächelte der Chronist wenig überzeugend. Miguels Kopf fuhr zu ihm herum.
„SOLL DAS EIN WITZ SEIN?“, keifte er nun nahezu hysterisch. Doch Sarah schob sich an ihm vorbei und wirkte sehr entschlossen. Es war ihr Erbe. Also auch ihre Verantwortung. Ihre Aufgabe.
„Ich werde es tun.“, sagte sie bestimmt und wollte gerade auf den Schrank zuschreiten, als Miguels Hand sie am Arm festhielt.
„Nein, Kleines. Thaddäus hat Recht. Dafür sind Helden da.“
Mit diesen Worten zog der junge Rote Retter das kleine Mädchen zurück und ging los.
Der Schrank hatte sich eine Weile nicht sonderlich bewegt. Er stand seitlich an der Wand, leicht nach vorn geneigt, und schrubbelte brummend seine Kehrseite am groben Mauerwerk der Wand hinter sich. Dann erstarrte das Möbelstück. Es schien, als würde es Witterung aufnehmen.
Miguel schlich durch den Kellerraum langsam näher auf den Schrank zu. Er setzte behände einen Schritt vor den anderen. Den Degen hatte er wieder zurückgesteckt, er würde ihm gegen diesen massiven Holzschrank ohnehin nicht nützen. Vorsichtig hob er eine Hand und hielt sie ausgestreckt vor sich, so wie man sich einem unruhigen Pferd nähern würde.
Wachsam drehte sich der Schrank und stand nun Auge in Auge (oder eher Auge in Schranktür) vor dem jungen Diener im Heldenkostüm. Die Schranktüren öffneten sich etwas, drückten leicht gegen die Ketten und ließen ein leises Knurren ertönen.
Miguel kam näher und näher. Jeder im Raum hielt den Atem an, als der junge Mann fast in Reichweite war. Er schien sich in Zeitlupe zu bewegen. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn und liefen ganz gemächlich die Haut hinab. Er war fast da, nur noch einige Zentimeter.
Dann berührte er die mittlere Kette. Seine Finger glitten über das kalte Metall und schlossen sich darum.
Der Schrank stand da, knurrend und mit gefletschten Schranktüren.
Vorsichtig schaute Miguel in den Schrank hinein, in die nur handbreit schmale Öffnung zwischen beiden Türen, und versuchte den Inhalt zu erspähen. Doch da war nur Dunkelheit. Heiße Luft schlug Miguel entgegen, wie der Atem eines Raubtieres, das seiner Beute auflauerte. Er streckte den Kopf vor. Irgendwas lag im Schrank, etwas Kleines. Er konnte es sehen. Er konnte rankommen mit seiner Hand.
Da brüllte der Schrank plötzlich auf und stürzte sich auf den Helden in Rot. Das riesige hölzerne Möbelstück sprang vorwärts, die Schranktüren ächzten und öffneten sich so weit, dass die Ketten klirrten und quietschten. Miguel schrie verzweifelt auf. Sein Arm steckte bereits im Schrank. Er zerrte und wand sich, doch irgendetwas hatte ihn fest gepackt und zog ihn unweigerlich in den Schrank hinein.
Und dann war er drin.
Sarah, Mister Barcley und Thaddäus starrten sprachlos zu der Stelle, wo gerade eben noch Miguel gestanden hatte. Der Schrank richtete sich auf und gab einen lauten schmatzenden und sehr zufriedenen Rülpser von sich.
„MIGUEL!“, rief Sarah entsetzt auf.
„Dasselbe ist dem Sohn der Cousine dritten Grades meines angeheirateten Großonkels mütterlicherseits auch passiert. Er war mit einem Haps einfach weg. Wir haben ihn nie wieder gesehen.“, tuschelte der eine schwarze Mann an der Treppe zu dem anderen neben ihm.
Schnell rannte Sarah zum Schrank hinüber, ergriff mit beiden Händen die Ketten und zerrte an ihnen.
„SPUCK IHN WIEDER AUS! SPUCK IHN SOFORT WIEDER AUS!“, schrie das Mädchen und riss und zog an den Ketten herum, doch diese hielten stand. Mister Barcley war zu ihr geeilt und half mit seinen plüschigen Tatzen die Ketten wegzuziehen, doch auch seine zusätzliche Kraft reichte nicht aus.
Thaddäus stand wie angewurzelt an der Treppe und sah den alten Mann in Schwarz hinter sich an.
„Helfen sie doch! Holen sie unseren Miguel wieder zurück!“, flehte er hilflos, doch der Alte schüttelte den Kopf.
„Das ist unmöglich. Wer
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