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Kanadische Traeume

Kanadische Traeume

Titel: Kanadische Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinn Wilder
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daß Sie Ihre nicht auf der Brust tragen müssen. Es würde ihr Athleten-Image, das Sie zu kultivieren scheinen, total ruinieren.”
    Charity hatte ihn verblüfft und wußte es. Sie war zu müde und gereizt, um sich etwas daraus zu machen. Wenn man sie feuerte, tat man es eben. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war es wert.
    Dann überraschte er sie, indem er lächelte, nur ganz leicht, aber immerhin. Er drückte die Zigarre aus und ließ den Blick seiner dunklen Augen entschlossen auf Charity ruhen. Sie sah, daß er perplex war. Sie mußte sich in acht nehmen. Die Leute kamen hierher, um sich zu entspannen und Spaß zu haben, nicht, um ärztliche Vorträge über sich ergehen zu lassen.
    “Wird mein Drink auch mit einer Strafpredigt serviert, Miss Marlowe?” Sein Ton war trocken.
    Sie lächelte schwach zurück. “Nur, wenn Sie zu viele davon bestellen.”
    Charity hatte sich wieder im Griff, als sie mit dem Drink zurückkam. “Ich hätte Sie nicht belehren sollen”, sagte sie. “Es ist ganz Ihre Sache, wenn Sie Ihren Körper zerstören wollen.”
    “Ihre Entschuldigung klingt wieder wie ein Vorwurf.
    Vielleicht ist das typisch für Sie. Heute nachmittag fingen Sie an, sich dafür zu entschuldigen, daß Sie mir nachspioniert haben, und hörten damit auf, mich anzuklagen.”
    Charity setzte sein Glas so hart auf den Tisch, daß der Inhalt überschwappte. Was konnte sie dagegen sagen? Es war wahr!
    “Sie scheinen ein außergewöhnliches Interesse an meinem Körper zu haben”, bemerkte er sichtlich amüsiert.
    Sie wußte, er zog sie auf, und trotzdem reagierte sie mit einem schockierten: “Habe ich nicht!”
    Er grinste. Der jungenhafte Ausdruck milderte seine harten Züge, und Charity starrte ihn an, als würde sie ihn zum erstenmal sehen. Er sah viel zu sympathisch aus, wenn er so lachte, und er war sich dessen sicherlich bewußt.
    Charity kassierte ihr Geld und entfernte sich so schnell wie möglich von seinem Tisch. Aber sie konnte diesem Mann nicht wirklich entkommen. Von Zeit zu Zeit fühlte sie den Blick seiner saphirblauen Augen prüfend auf sich gerichtet. Das, zusammen mit dieser völlig neuen Arbeit, machte den Abend sehr ungemütlich für sie.
    Allmählich fiel ihr die Arbeit leichter. Sie fand heraus, wie sie am besten bei allen Tischen vorbeikam, und hatte sogar Zeit, ein paarmal die Aschenbecher zu leeren. Sie kam den Wünschen der Gäste besser nach, und die Namen und Preise der Drinks waren ihr nicht mehr so ungeläufig wie anfangs.
    Charity ging erst zu Matthew Blakes Tisch zurück, als es sich nicht länger vermeiden ließ. Er hatte hoffentlich nicht bemerkt, daß sie ihm aus dem Weg gegangen war.
    “Nur Eiswasser, bitte”, sagte er, als sie sich endlich an seinen Tisch wagte. Was an diesem Mann machte sie nur so nervös?
    Warum fühlte sie sich in seiner Gegenwart wie eine schwache Frau?
    Charity brachte ihm sein Wasser und bemerkte erleichtert, daß es allmählich leerer auf der Terrasse wurde. Nur noch eine Stunde, dann war Feierabend.
    “Was bedeutet Anpetuwi?” fragte Mr. Blake beiläufig, als hätte er bemerkt, daß es ruhiger geworden war, oder vielleicht, weil sie entspannter wirkte.
    Charity starrte ihn an. Die Frage kam ihr, die unheimlich müde war, unglaublich dumm vor. Wen interessierte es schon, was Anpetuwi bedeutete, wo sie doch drei Tische abzuräumen hatte, vier Gäste nach ihr riefen und sie sich an eine Liste von Drinks erinnern sollte, wenn sie zur Bar zurückkam.
    “Ich habe nicht die geringste Ahnung, Mr. Blake”, zischte Charity. “Soll ich mich erkundigen?”
    “Würden Sie es tun? Bitte.”
    Scher dich zum Teufel, dachte Charity und sagte: “Wenn es Ihnen so wichtig ist.”
    Mandy saß an einem Tisch mit anderem Personal. Alle lachten und schienen sich königlich zu amüsieren. Nelson, der ein bißchen zu tief ins Glas geschaut hatte, warf Charity immer verliebtere Blicke zu.
    “Was bedeutet Anpetuwi?” fuhr Charity ihre Cousine an.
    “Frau, die nackt auf dem Felsen liegt”, sagte Mandy, ohne mit der Wimper zu zucken.
    “Ist nicht wahr!” Charity sah sie zweifelnd an.
    Mandy zuckte die Schultern. “Siehst du den Felsen da drüben, links, wo die Bucht sich öffnet?”
    Charity schaute hinaus auf das schwarze stille Wasser. Beim Mondschein konnte man gerade noch erkennen, daß einer der Felsen wirklich wie eine nackte Frau aussah, die ihre Brüste den Sternen entgegenreckte.
    “O Himmel”, murmelte Charity. Sie hatte das Gefühl, daß Mr. Blake schon

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