Kanadische Traeume
Wie konnte sie in dieser Lage mit ihm streiten?
“Ich glaube, Sie sollten lieber herauskommen. Sie scheinen zu frieren”, schlug er freundlich vor.
“Wie kann ich herauskommen, wenn Sie da sind?”
“Ja, warum denn nicht?” fragte er so unschuldig, daß sie ihn am liebsten geohrfeigt hätte.
“Ich habe keinen Badeanzug an”, erwiderte Charity bissig.
“Wirklich? Wollen Sie damit sagen, Sie baden nackt?”
“Das wissen Sie ganz genau!” fuhr Charity ihn an.
“Ah, eine der kleinen Freuden des Lebens”, meinte er gelassen. “Genau das hatte ich auch vor.”
“Matthew!”
“Ich mache die Augen zu”, sagte er.
Charity sah ihn mißtrauisch an, und es wurde ihr klar, daß mehr nicht von ihm zu erwarten war.
“Ich leihe Ihnen sogar mein Handtuch.”
“Sehr großzügig von Ihnen”, murmelte Charity. Er drehte ihr den Rücken zu. Ein echter Gentleman! Sie war in Sekundenschnelle aus dem Wasser und hüllte sich in sein großes weiches Frottiertuch.
“Sie können sich wieder umdrehen”, sagte sie.
Er wandte sich dem Wasser zu und würdigte sie keines Blicks. Hilflos sah sie zu, wie er langsam sein Hemd aufknöpfte.
Sein Körper war in silbernes Mondlicht getaucht, und als er die harten Konturen seines Oberkörpers entblößte, überlief ein Schauer sie, der nichts mit der kalten Nachtluft auf ihrer feuchten Haut zu tun hatte.
Er warf das teure Seidenhemd achtlos zu Boden. Dunkle Haarringel formten ein T auf seiner Brust. Er stand stockstill, als würde er wissen, daß sie wie hypnotisiert von der Schönheit seines Körpers war.
Dann glitten seine starken Hände zur Gürtelschnalle und weiter, mit quälender Langsamkeit, zum Reißverschluß. Es klang unnatürlich laut in der nächtlichen Stille, als er ihn öffnete. Er streifte ohne Eile die Hose ab, so daß erst das eine und dann das andere muskulöse Bein sichtbar wurde.
Charity hielt einen Augenblick den Atem an, aber dann sah sie, daß er eine dunkle kurze Badehose trug. Er bewegte sich, anmutig wie ein Raubtier, zum Rand des Felsens, stand da einen Moment, erstarrt wie eine Bronzefigur, streckte sich, setzte mit gespannten Muskeln zum Sprung an, schnellte nach oben und tauchte ins Wasser. Nur ein leichtes Kräuseln der Wellen markierte die Stelle.
Charity zog sich hinter einem großen Felsen an, von dem aus sie Matthew weiter im Auge behalten konnte. Er war ziemlich weit draußen wieder aufgetaucht. Das Haar klebte ihm am Kopf, und Wasser lief wie Quecksilber über sein markantes Gesicht.
Im Schutz des Felsens und der Dunkelheit beobachtete sie, wie er mit kraftvollen Zügen zu den Felsen hinaus-und wieder zurückschwamm.
Charity hatte längst weg sein wollen, ehe er zurückkam, aber das dünne Kleid klebte ihr auf der feuchten Haut. Wenn sie zu heftig daran zog, würde es zerreißen. Jetzt war Matthew schon aus dem Wasser. Er schüttelte sich das Wasser aus den dunklen Locken. Mit einem letzten verzweifelten Rück zog sie das Kleid zurecht und kam hinter dem Felsen hervor. Sie hätte sich am liebsten davongemacht, aber so ein Hasenfuß war sie dann doch nicht. Sie reichte ihm das Handtuch.
“Danke schön”, sagte Charity, und ihre Stimme klang aus einem ihr unverständlichen Grund ganz piepsig. Schließlich war ein männlicher Körper nichts Neues für sie. Nein, das stimmte nicht ganz. Ein fast nackter männlicher Körper, von Kälte nahezu erstarrte Muskeln, bei silbrigem Mondschein, das war ein ganz neues Erlebnis für sie.
Auch im Halbdunkel konnte sie sehen, wie er die saphirblauen Augen zusammenkniff. “Gern geschehen”, sagte er. Aber sein Blick sagte etwas anderes.
Renn um dein Leben, befahl eine innere Stimme ihr. “Gute Nacht”, sagte sie, das Kinn stolz nach oben gereckt, als wäre sie eine Prinzessin und nicht eine Frau mit ungekämmtem Haar und einem fast durchsichtigen Kleid.
“Gehen Sie nicht.” Seine Stimme klang tief und rauh.
Sie stand da wie angewurzelt im Mondschein, während er sich abtrocknete.
Er sagte nichts weiter, und die Stille zerrte an ihren angespannten Nerven. Unbefangen bückte er sich und hob sein Hemd auf. Endlich drehte er sich zu ihr und musterte sie intensiv und schweigend.
Er schlüpfte in das Hemd, ohne sich die Mühe zu machen, es zuzuknöpfen. Seine breite Brust hob und senkte sich. Einige Wassertropfen glitzerten noch in den Härchen, die sich sinnlich um seine Brustwarzen kräuselten.
“Ich sollte ins Bett gehen”, sagte Charity langsam.
“Allein?” fragte er
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