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Kanadische Traeume

Kanadische Traeume

Titel: Kanadische Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinn Wilder
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seine Sache machte. Er plauderte und lachte mit den Gästen und schien sich köstlich zu amüsieren. Am liebsten hätte sie für immer mit ihm getauscht.
    Sie würde den Golfwagen fahren, und er konnte bedienen.
    “Ich mache es nicht umsonst”, verkündete Nelson, die Brauen hochgezogen.
    “Natürlich werde ich Sie gern bezahlen.”
    “Bezahlen?” rief Nelson entsetzt. “Ich möchte doch Ihr Geld nicht. Ich möchte, daß wir zusammen essen gehen.”
    Charity konnte es ihm unmöglich abschlagen, nachdem er so hilfsbereit gewesen war. Außerdem war er jung und witzig und so ziemlich das Gegenteil von Matthew Blake. Sie wollte jede freie Minute ausfüllen, um nicht an ihn denken zu müssen.
    “Schön”, sagte sie und lächelte.
    “Sie werden es nicht bereuen. Ich bin ein toller Kerl.”
    “Das weiß ich schon”, erwiderte Charity freundlich. “Nur ein ganz besonderer Mensch hilft jemandem, den er kaum kennt.”
    Nelson strahlte über das ganze Gesicht und verschwand.
    Der Abend verging schnell. Jedesmal, wenn die Tür aufging, bekam Charity Herzklopfen, aber es war nie der nasse, schmutzige, wütende Matthew Blake, den sie in ihrer Vorstellung sah.
    Mandy war noch wach, als Charity müde nach Hause kam.
    Sie saß im Bett mit einer grünen Schlammaske auf dem Gesicht und las ein Buch im Schein der Öllampe auf ihrem Nachttisch.
    “Ich dachte, du schläfst schon”, sagte Charity.
    “Bist du nicht gescheit? Ich will auf der Stelle alle Einzelheiten hören!”
    “Was für Einzelheiten?”
    “Ein Junge und ein Mädchen in einem kleinen Boot”, sang Mandy fröhlich.
    “Was meinst du damit?”
    “Es ist ein Lagerfeuerlied. Am Ende entscheidet sie sich, ob sie ihn küssen oder schwimmen will. Also, wie ging es bei dir aus?”
    “Mit einem ,Das-geht-dich-nichts-an’ wirst du dich wohl nicht zufriedengeben?” Charity versuchte, unbekümmert zu klingen, aber ihr drohte, die Stimme zu versagen, und sie wandte sich schnell von Mandy ab.
    Mandy stieg aus dem Bett. “Char, was ist passiert?”
    “Ich möchte nicht darüber sprechen.”
    “Entweder sagst du es mir sofort, oder ich marschiere in sein Zimmer und frage ihn.”
    Charity drehte sich um und schaute ihrer Cousine ins Gesicht.
    Es bestand kein Zweifel, Mandy meinte es ernst.
    “So hilf mir Gott, wenn er dir etwas …”
    “Mandy, hör auf! Ich bin eine erwachsene Frau und kann auf mich selber aufpassen.”
    “Kannst du eben nicht. Seit ich mich erinnern kann, atmest du die wirklichkeitsfremde Luft der Universitäten. Du hast keine Ahnung vom richtigen Leben.”
    Charity unterdrückte einen Schluchzer. Es war wahr und auch nicht. Sie hatte mit ihren sechsundzwanzig Jahren mehr von Leben und Tod gesehen als mancher in einem ganzen Leben -
    und dennoch!
    “Er hat es mit dir getrieben, stimmt’s?”
    “Mandy! Das geht dich nichts an!” Aber sie konnte jetzt die Tränen nicht mehr zurückhalten.
    “Dieser Lump! Ich werde …”
    “Nichts wirst du, Mandy.”
    Mandy war bereits an der Tür und schlüpfte in ihre Schuhe.
    Daß sie im Nachthemd war und ein grünes Gesicht hatte, schien sie nicht davon abzuhalten, dem Ungetüm Matthew Blake gegenüber zutreten.
    “Er ist nicht da”, sagte Charity.
    “Wo ist er?” Mandys Ton gab zu verstehen, sie würde ihn finden, wo immer er sich versteckte.
    “Ich habe das Kanu genommen und ihn dort gelassen.”
    “Herrlich! Dem werde ich etwas erzählen, wenn er mir unter die Augen kommt. Ein erfahrener, weltkluger Mann wie er …”
    “Mandy, hör auf! Das ist etwas zwischen ihm und mir. Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt. Du mußt nicht mehr meine Schlachten für mich schlagen.”
    Mandy zögerte, dann erhellte ein Lächeln ihr Gesicht. “Du hast recht! Weißt du, ich habe dich immer verteidigt. Weißt du noch, wie ich Tom Bellinger ein blaues Auge verpaßte, weil er dich eine vieräugige Mißgeburt nannte? Ich haßte es, wenn sie dich nicht in Ruhe ließen. Ich habe nie verstanden, warum sie nicht sehen konnten, wie wunderbar du bist, auch wenn du anders warst als wir.”
    Charity war erleichtert, daß sie Mandy auf andere Gedanken gebracht hatte. “Das Gefühl, mich nicht mit den andern verständigen zu können, ist meine lebhafteste Kindheitserinnerung.”
    “Es gibt eben wenig Zehnjährige, die gern über Shakespeare diskutieren”, meinte Mandy lachend.
    “Du hast mich oft aus meiner Einsamkeit gerettet. Du warst die einzige, die mich mochte und akzeptierte. Danke, Mandy.”
    Mandy warf sich auf

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