Kanadische Traeume
zu.
“Ich habe euch gesucht. Mrs. Forster hat eine Versammlung der Angestellten angeordnet. Was das wohl bedeutet, Mandy?”
Mandy runzelte die Stirn. “Keine Ahnung. Hatten wir noch nie, oder?”
“Nicht, daß ich wüßte”, sagte Donna bedrückt. “Bestimmt steckt dieser merkwürdige Mann dahinter. Ich habe ein ganz sicheres Gefühl.”
“Welcher Mann?” fragte Mandy.
“Matthew Blake. Der ist schon seit drei Tagen bei ihr drin.
Nimmt seine Mahlzeiten in ihrem Büro ein. Es ist zuviel für die alte Dame.”
Mandy zwinkerte Charity zu. “Das nenne ich eine ausführliche Beschwerde. Bist du sicher, du hast mir alles erzählt?”
Charity blitzte ihre Cousine an, aber Donna schien zu bestürzt, um etwas gemerkt zu haben. “Henri glaubt, er sei von einer großen Hotelkette und wolle Anpetuwi aufkaufen. Wäre das nicht schrecklich?”
“Henri sollte beim Suppenkochen bleiben”, sagte Mandy, die sonst immer die erste mit den Neuigkeiten war. “Ich habe gehört, die Mafia hat Mrs. Forster Geld geliehen, und er ist gekommen, um zu kassieren.”
Donna starrte Mandy mit großen Kugelaugen an. “Das ist ja schrecklich, Mandy.”
“Schau ihn dir doch an. Allein das dunkle lockige Haar!
Übrigens, wann soll die Versammlung sein?”
“Morgen früh um zehn, und alle müssen erscheinen, alle!”
Donna eilte davon, um die Nachricht zu verbreiten.
“Mandy, das von der Mafia hättest du wirklich nicht sagen sollen”, tadelte Charity.
“Und warum nicht? Wenn schon Gerüchte in Umlauf sind, sollen es wenigstens aufregende sein. Jetzt werde ich mich erkundigen, was wirklich los ist.”
Aber Mandy konnte gar nichts herausfinden. Als sie und Charity am nächsten Morgen zum Treffen kamen, waren sie genauso schlau wie alle anderen.
Er war der erste, den Charity sah, als sie das Eßzimmer betrat, wo die Versammlung stattfinden sollte. Er stand gegen einen Tisch gelehnt ganz vorne im Zimmer und sah äußerst kühl und gefaßt aus. Ihr Herz klopfte heftig.
Matthew drehte sich um und sah sie an. Die Schramme auf seiner Nase war rot und häßlich. Er kniff die Augen zusammen und sah Charity einen Moment lang an. Dann nahm er eine Akte vom Tisch und blätterte sie durch.
Charity sank mit Herzklopfen ganz hinten in einen Stuhl.
Nun, sie hatte Matthew wütend machen wollen, und jetzt war sie ziemlich sicher, daß es ihr gelungen war.
Das Personal erschien nach und nach, und so gegen zehn Uhr dreißig waren alle versammelt.
Mrs. Forster lief umher wie ein aufgeregtes Huhn. “Danke, daß ihr alle gekommen seid”, sagte sie endlich. “Wir können anfangen.”
“Das will ich hoffen”, sagte Matthew. Sein Ton wurde weich, als er Mrs. Forster ansah. “Grandma, setz dich. Ich mache es von hier.”
Grandma? Charity und Mandy tauschten erstaunt Blicke aus.
“Gut, Matthew”, Mrs. Forster rang die Hände, “aber reg dich bitte nicht auf. Ich hasse es, wenn du dich aufregst.”
Gelächter ging durch den Raum, das sofort mit einem Blick von Matthew gestoppt wurde.
“Meine Großmutter befürchtet, daß Köpfe rollen werden”, sagte er ruhig. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
“Ich weiß nicht, warum sie das befürchtet. Wissen Sie es?
Könnte es sein, weil Golfwagen”, er sah gezielt auf Nelson, “wie verrückt hier durchs Gelände rasen, ohne jegliche Berücksichtigung von Sicherheitsmaßnahmen? Bestimmt ist es nicht, weil das Personal abends in der Lounge herumsitzt und sich über die Gäste lustig macht.” Sein Blick traf Mandy und Charity, und er fuhr ruhig fort: “Oder könnte es sein, weil über Gäste geredet wird und man sie sogar durchs Fernglas beobachtet?”
Einige Angestellte sahen sich unsicher an. Die meisten betrachteten intensiv ihre Füße.
“Dieses Hotel ist seit drei Generationen in unserer Familie”, fuhr Matthew fort. “Es war der Anfang der F-und B-Kette, die ich leite. Anpetuwi ist einer der berühmtesten Kurorte der Welt.
Ich habe während meiner ganzen Karriere im Hotelgeschäft noch nie eine solche Disziplinlosigkeit gesehen.
Es ist mir klar, daß die meisten von Ihnen Anpetuwi lieben.
Ich schätze Ihre Loyalität und finde, daß hier vieles außerordentlich gut gemacht wird. Aber ich schätze es nicht, daß das Vergnügen der Angestellten über das der Gäste geht. Und vor allem schätze ich es nicht, daß meine Großmutter ausgenutzt wird.”
Ein Raunen des Protests ging durch den Raum.
“Aber Matthew, sie wollten doch nur alle
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