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Kanadische Traeume

Kanadische Traeume

Titel: Kanadische Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinn Wilder
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feuchte Kleidung aus und wickelte vorsichtshalber gleich zwei Tischtücher um sich.
    “Hundert. Bist du fertig?”
    “Ja.”
    Matthew drehte sich zu ihr um. Sie fühlte seinen Blick auf ihre nackten Schultern gerichtet, aber seine Stimme war ganz unpersönlich. “Gut, ich nehme jetzt einen Stapel dieser Tücher und mache ein Lager daraus, damit wir es schön warm und gemütlich haben, bis wir voreinander gerettet werden.”
    Er verstand also auch, daß die eigentliche Falle nicht die verklemmte Tür war. Dachte er daran, wie sie das letzte Mal einander warm hielten?
    “Charity, komm her.”
    Nein, sagte ihre innere Stimme warnend, aber sie sprach es nicht aus. Schließlich konnte sie nicht stundenlang an der Tür hier lehnen. Bei dem Glück, das sie mit diesem Mann hatte, würden sie bestimmt die halbe Nacht hier verbringen.
    “Ich käme mir wie ein Idiot vor, wenn jetzt jemand auftauchen und die Tür öffnen würde”, murrte Charity, um ihre wahren Gefühle zu überspielen.
    Vorsichtig tastete sie sich zu ihm hin und sank auf das Lager von Tischdecken, so weit wie möglich von ihm entfernt: ein paar Zentimeter von seinen breiten nackten Schultern.
    “Beruhige dich. Du bist ja schrecklich angespannt”, sagte Matthew gelassen.
    Seltsamerweise fiel ihr ein Lied aus ihrer Kindheit ein, und sie lachte nervös.
    “Darf ich wissen, was so lustig ist?” fragte er, und sie erklärte es ihm. “Oh, das Lied kenne ich auch!” Er begann laut zu singen, und die Spannung war gelöst. Plötzlich kam es Charity ganz komisch vor, daß sie hier, in Tischtücher gehüllt, in dieser kleinen Kammer eingeschlossen waren.
    Sie sangen alle Lieder, die sie kannten. Es waren nicht sehr viele, aber sie übertönten mit ihren lauten Stimmen das Heulen des Sturms draußen. Nachdem ihr Gelächter und das letzte Lied verklungen waren, spürte jeder die Nähe des ändern noch stärker als zuvor. Sie hatten zusammen gespielt und gelacht, und das war ein Fehler gewesen.
    Seine Hand berührte ihre. Sie versuchte sie wegzuziehen, aber er hielt sie fest im Griff. “Ich möchte dir nur etwas zeigen”, versicherte er ihr und legte ihre Hand auf eine dicke Rolle von Tischdecken, die er zwischen sie beide geschoben hatte. Charity war so aufgeregt gewesen, daß ihr das gar nicht aufgefallen war.
    “Was soll das sein?” fragte sie.
    “Eine Barriere. Fühlst du dich jetzt sicherer?”
    “Das ist wohl ein Witz”, sagte sie nervös. “Was soll es?”
    “Ich lege mich jetzt hin und versuche ein wenig zu schlafen.
    Diese Stoffrolle soll mich davon abhalten, meine Arme um dich zu legen, die Lippen auf dein Haar zu pressen …”
    “Okay, okay, ich verstehe schon”, erwiderte Charity. Sie saß steif da, während er sich neben sie hinkuschelte, und sehnte sich nach seiner Umarmung, nach seinem Kuß.
    “Willst du dich nicht hinlegen?”
    “Ich bin nicht müde.”
    “Du bist nicht müde, oder du willst auf der Hut bleiben?”
    Charity antwortete nicht. Er hatte sie durchschaut. Das Schweigen hüllte sich wie die Dunkelheit um sie. Charity lauschte nach draußen. Würde jemand kommen?
    “Du bist Studentin, was studierst du denn?”
    “Naturwissenschaft”, sagte Charity schroff. Wieder das verdammte Bewerbungsschreiben. Würde es sie ewig verfolgen?
    “Naturwissenschaft”, sagte Matthew nachdenklich, “das hätte ich nie geraten, aber seltsamerweise kann ich dich mir in einem weißen Kittel, wie du Ratten sezierst, sehr gut vorstellen.”
    “Ich hoffe, du bist nur sarkastisch, wie üblich.”
    “Gut, das mit den Ratten nehme ich zurück”, sagte er gutmütig.
    “Und den weißen Kittel? Die meisten Leute denken dabei an eine Irrenanstalt. Nicht gerade schmeichelhaft.”
    Matthew lachte. “Du willst doch nicht, daß ich anfange, dir zu schmeicheln, oder?”
    “Nein, aber ein Kandidat für die Zwangsjacke möchte ich auch nicht gerade sein. Das wäre nicht gut für die Trinkgelder.”
    “Oh, entschuldige. Natürlich denke ich nicht, daß du verrückt bist. Eine Wissenschaftlerin, die ihre Sommer als Kellnerin verbringt - ganz normal, würde ich sagen!”
    “Ich habe nicht behauptet, daß ich Wissenschaftlerin bin”, protestierte Charity.
    “Ja, die Wissenschaften! Biologie, Chemie, Physik? Ich hab’s! Raketenforscherin! NASAs bezauberndste Raumfahrtprogrammiererin, die nebenher ein bißchen als Kellnerin arbeitet.”
    “Ich bin keine Raumfahrtwissenschaftlerin…”
    “Richtig, da wäre das verklemmte Schloß eine Leichtigkeit

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