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Kanadische Traeume

Kanadische Traeume

Titel: Kanadische Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinn Wilder
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ihr zusammen.
    Charity wußte, sie hätte Anpetuwi verlassen sollen, und je schneller, desto besser, aber sie konnte es nicht.
    Die Luft war spannungsgeladen, gefährlich, heiß, berauschend, unwiderstehlich. Sie war in den betörenden Strömungen gefangen und konnte - wollte sich nicht befreien.

6. KAPITEL
    “Mandy, du hast doch behauptet, hier würde der Wind nie heftig wehen!” Charitys kurzer weiter Jeansrock bauschte sich.
    Leicht vorgebeugt, bemühte sie sich, ihn unten zu halten.
    “Sprichst du mit mir?” rief Mandy.
    “Nur weil wir gleich den Notstand ausrufen müssen”, antwortete Charity trocken.
    Ein Windstoß fegte durch das Terrassenlokal, verfing sich in einer Tischdecke, und alle Getränke, die auf dem Tisch standen, fielen klirrend zu Boden. Erschrockene Gäste schrien auf, aber die meisten schienen es zu genießen, daß in ihren Abend unerwartet Aufregung gekommen war.
    Charity war mit Mandy die ganze Woche ziemlich kurz angebunden gewesen, um sie ihren Verdruß über die Bewerbung spüren zu lassen.
    “Ich habe das blöde Ding nur ausgefüllt, damit irgend etwas in der Kartei ist”, hatte Mandy schmollend gesagt. “Wer konnte schon wissen, daß das je einer liest?”
    “Hast du mir endlich verziehen?” fragte Mandy jetzt.
    “Meinetwegen”, erwiderte Charity brummig.
    “Du hast keine Ahnung”, erwiderte Mandy übermütig, jetzt, da alles wieder gut war, “wie sexy es aussieht, wenn der Wind dir den Rock so um die Beine wirbelt. Oh, Gott sei Dank, da kommt Matthew.”
    Charity hielt ihren Rock noch fester, mußte sich aber eingestehen, ebenfalls froh zu sein, daß Matthew erschien.
    “Ladies und Gentlemen”, rief er laut, um das Tosen des Winds zu übertönen, “bitte nehmen Sie Ihre Drinks, und gehen Sie hinein.”
    Charity eilte zwischen den Tischen umher, um die leeren Gläser einzusammeln, ehe noch mehr zerbrachen.
    “Mandy, Nelson!” kommandierte Matthew, “die Kanus müssen weiter an Land gezogen werden. Joe, unsere Gäste stehen im Speisezimmer herum. Schließen Sie hier ab, nehmen Sie eine Flasche von dem guten Kognak mit rein, bieten Sie jedem ein Glas an, und schicken Sie dann die Leute nach Hause.”
    Er versteht sein Geschäft, dachte Charity mit widerwilliger Bewunderung. In der letzten Woche, seit Matthew die Leitung übernommen hatte, lief alles wie am Schnürchen in Anpetuwi, und es herrschte eine ausgezeichnete Atmosphäre. Alle schienen glücklicher zu sein und taten ihr Bestes, die Gäste glücklich zu machen.
    Matthew nahm eine große Plastikschüssel und half die Tische abzuräumen. Auch das war Charity aufgefallen - er scheute sich nicht, mit anzupacken. Er schien alles zu können, was im Hotelwesen vorkam. Kein Wunder, daß er so respektiert war vom Personal und so beliebt bei den Gästen. Trotzdem, sie würde sich in seiner Gegenwart nie ganz wohl fühlen, nach dem, was zwischen ihnen vorgefallen war.
    “Mr. Blake”, rief Charity, “Sie werden sicher noch woanders gebraucht …” Sie hatte den Satz nicht beendet, als schon wieder ein Glas auf dem Boden zerschellte. Sie kämpfte mit einer Hand mit ihrem Rock und wollte mit der ändern die Scherben aufsammeln.
    Plötzlich stand Matthew neben ihr und hielt ihre Hand zurück. “Das kann später zusammengekehrt werden.”
    Charity schaute zu ihm auf. Er ließ ihre Hand los und machte eine Bewegung, als wollte er ihre Wange berühren, tat es aber nicht. Sein Blick blieb in ihrem windzerzausten Haar hängen und glitt dann zu ihrem flatternden Rock hinunter.
    “Der Sturm bekommt Ihnen, Miss Marlowe”, sagte er rauh.
    “Ich glaube, ich werde allein hier fertig”, sagte sie und lief von ihm weg, um die Tücher von den leeren Tischen zu nehmen.
    Mit einem Armvoll Tischdecken versuchte sie, die Tür zum Lagerraum aufzumachen, aber zweimal riß ein Windstoß ihr die Tür aus der Hand. Beim drittenmal verklemmte sich das Schloß.
    Matthew kam herüber und hielt ihr mit einer leicht spöttischen Verbeugung die Tür auf. Sie tat, als bemerke sie den Glanz in seinen Augen nicht, tat, als wäre es der Wind, der sie plötzlich erschauern ließ.
    Matthew lehnte einen Stuhl gegen die Tür und ging zu seiner Arbeit zurück, aber Charity fühlte jetzt seine Gegenwart noch stärker, die Geschmeidigkeit, mit der er sich bewegte, sein vom Wind zerzaustes Haar.
    Ein Blitz durchzuckte den Himmel, und der Donner krachte so laut, daß der Boden bebte. Charity überlief es heiß. Blödsinn, dachte sie. Der Sturm löst

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