Kanal-Zombies
glauben.« Sie schaute Wladimir in die Augen.
»Aber jede Geschichte hat ihren Hintergrund, ihr Motiv, mag sie auch noch so schlecht, schlimm und unmenschlich sein. Wie ist das bei den Zombies. Wenn der Schamane schon den Begriff kennt, weiß er dann auch über eventuelle Hintergründe Bescheid?
»Nein. Zumindest hat er davon nichts erwähnt. Ich habe ihn auch nicht gefragt.«
Karina Grischin nickte vor sich hin und sagte: »Fassen wir zusammen. Wir haben es hier mit Mördern zu tun, die höchstwahrscheinlich keine Menschen sind. Wir werden einen harten Kampf führen müssen, und John Sinclair sollte dabei sein. Richtig?«
»Ja.«
»Dann werde ich mich mal bei ihm melden.«
»Wunderbar. Er wird sich freuen...«
***
»E-Mail für dich«, sagte Glenda Perkins, als sie die Tür zu meinem Büro öffnete, in dem ich saß und in den trüben grauen Tag schaute, denn ich tat nichts mehr, weil gleich Feierabend war. Suko hatte sich schon abgesetzt, weil er und Shao noch etwas erledigen wollten. Bei ihm liefen die Abende oft anders ab. Völlig natürlich, wenn man in einer Partnerschaft lebt.
»Ist das nicht ein Filmtitel?«, fragte ich.
»Auch. Aber dein E-Mail stammt aus Moskau.«
Ich dachte sofort an das Gespräch mit meinem Freund Wladimir Golenkow, das noch nicht so lange zurücklag. »Ja, der gute Wladi...«
»Irrtum. Es ist Karina Grischin.« Glenda hatte den Namen etwas bissig ausgesprochen. Sie war nie begeistert, wenn ich Kontakt mit anderen Frauen hatte.
»Noch besser.«
Glenda verzog den Mund. »Das musste ich ja hören. Du bist ja wie ein verliebter Student.«
»Aus dem Alter bin ich raus.«
»Scheint mir aber nicht so zu sein.«
Ich drückte mich an ihr vorbei und streifte dabei ihre beiden wunderschönen Hügel, was mir einen wütenden Blick ihrerseits einbrachte.
Glenda hatte den elektronischen Briefkasten schon geöffnet. So konnte ich die Nachricht vom Schirm ablesen. Ich murmelte die Wörter vor mich hin.
»Man erwartet dich so schnell wie möglich hier in Moskau, John. Leider wird es kein Urlaub sein. Ruf mich an, dann reden wir weiter. Und beste Grüße an Glenda.«
»Ha, ha, beste Grüße an Glenda. Wie kommt sie dazu, mir Grüße bestellen zu lassen?«
Ich drehte mich um. Jetzt stand Glenda vor mir. »Gütiger Himmel, sie ist eben eine nette Person. Freundlich zu jedem.«
»Ich kenne sie ja kaum.«
»Trotzdem scheinst du sie beeindruckt zu haben.«
»Pa, das glaubst du wohl selbst nicht. Deine Karina will mich nur ärgern.«
Ich grinste. »Erstens ist sie nicht meine Karina, und zweitens, bist du so leicht zu ärgern?«
»Nein, nicht vor dem Feierabend.« Sie griff nach ihrem gefütterten Mantel. »Guten Flug in die russische Kälte«, wünschte sie mir. »Das Ticket musst du dir selbst bestellen.«
»Kein Problem, Glenda. Ich werde den Gruß auf jeden Fall zurückgeben.«
»Das ist deine Sache.«
Wenige Sekunden später rauschte sie aus dem Vorzimmer. Ich blieb allein zurück, was nicht eben oft vorkam. Deshalb empfand ich die Stille in den beiden Räumen als doppelt so intensiv. Ich ging wieder in das Büro zurück, das ich mir mit Suko teilte und suchte mir die Telefonnummer der ehemaligen Leibwächterin heraus. Himmel, wir beide hatten schon einige Abenteuer überstanden. Nicht allein hier in London diese Vampirjagd, auch den Fall der Untoten im See und zugleich die Begegnung mit dem Umwelt-Dämon Mandragoro. Auch einen Vampir hatten wir schon zu zweit in Moskau gejagt, und jetzt wartete wieder ein Fall auf uns.
Ich hatte schon mit Wladimir Golenkow gesprochen. Aber mehr über einen außergewöhnlichen Landsmann von ihm, der auf den Namen Mongush hörte und ein Schamane war. Es lag noch nicht lange zurück, da hatte ich ihn hier in der Stadt kennengelernt. Gemeinsam war es uns gelungen, den dämonischen Nachbarn der Conollys zu überführen. [1] Da hatte ich den Russen aus den unendlichen Weiten seines Landes näher kennengelernt und war von ihm begeistert gewesen. Er war tatsächlich jemand, der dank seiner Kräfte in der Lage war, mit anderen Mächten Kontakt aufzunehmen, und er war in der Szene hoch angesehen, das musste man auch sagen. Vergessen hatte ich den alten Mann nicht, dessen Haut nur aus Runzeln oder Falten zu bestehen schien. Er war einfach eine außergewöhnliche Person. Wer ihn sah, musste den Eindruck haben, dass er schon seit Hunderten von Jahren auf unserem Planeten wandelte und sich dabei ein großes Wissen angeeignet hatte. Nach seinem wahren Alter
Weitere Kostenlose Bücher