Kanal-Zombies
hatte ich ihn nicht gefragt und wollte es auch nicht schätzen, denn bestimmt lag ich daneben.
Auch die Conollys waren von ihm begeistert gewesen. Schließlich hatte er ihnen sehr geholfen.
Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass uns das Schicksal wieder so schnell zusammenführen würde, denn ich war davon überzeugt, dass wir uns in Moskau wiedertreffen würden.
Zunächst mal musste ich Karina anrufen. Es war die Nummer ihrer privaten Wohnung, denn die dienstliche lautete anders. Es war nicht mehr wie vor mehr als zehn Jahren, als die alte UDSSR noch existiert hatte. Das Gespräch kam sehr schnell zustande, und ich rechnete auch nicht damit, abgehört zu werden.
Und sie hob sofort ab. »Du bist es, John!«
»Bravo. Kann man das riechen?«
»Das höre ich am Klingeln.«
»Aha. Wieder etwas, was ich von dir noch nicht kenne. Aber sonst geht es dir gut – oder...?« Ich ließ die Frage mit dem letzten gedehnt gesprochenen Wort ausklingen.
»Ja, es geht mir gut. Mir persönlich, ja. Anderen allerdings nicht so sehr, denn sie sind tot. Wir haben hier zehn Leichen in Moskau, um konkret zu werden. Und diese Toten haben nichts mit den normalen Morden zu tun.
»Verdammt.«
»Eben, John. Das ist unser Fall!«
»Warum?«
Ich hörte sie zunächst seufzen. Sie brauchte die kleine Pause. Danach sprudelte es aus ihr hervor. Was ich zu hören bekam, ließ mir die Haare zu Berge stehen, denn Karina ersparte mir keine Einzelheit. So erhielt ich einen ersten Eindruck von dem, was mich außer einer barbarischen Kälte noch in der russischen Hauptstadt erwartete. Den Begriff Kanal-Zombies hatte der Schamane aufgebracht, der uns sicherlich unterstützen würde, wie Karina meinte.
»Hast du denn schon mit ihm darüber gesprochen?«
»Noch nicht. Aber er wollte sich noch mal bei Wladimir melden. Wenn er hört, dass du mit von der Partie sein wirst, freut ihn das sicherlich.«
»Kann sein.«
»Aber willst du überhaupt kommen, John?«
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und lachte. »Und ob. Kanal-Zombies habe ich schon immer gern gejagt.«
»Hört sich an, als wären dir diese Wesen nicht neu.«
»Zumindest nicht die Zombies. Aber da renne ich bei dir ja offene Türen ein.«
Karina Grischin wechselte das Thema. »Möchtest du wissen, wann du fliegen kannst?«
»Ich schaue mal nach.«
»Brauchst du nicht. Habe ich für dich getan. Du kannst dir die Zeiten aufschreiben.«
Das tat ich gern. Es war klar, dass ich so schnell wie möglich nach Moskau wollte, musste aber in der Zeitverschiebung drei Stunden nach vorn rechnen.
Da hatte ich an diesem Tag Pech. Die letzte Maschine startete in einer halben Stunde.
»Die packe ich nicht mehr.«
»Dann erwarte ich dich morgen früh mit dem ersten Flieger.« Ihre Stimme nahm einen ernsten Klang an. »Und noch etwas, John, das wird kein Kinderspiel. Ich habe dir die Leichen beschrieben Das ist nichts gegen die Original-Aufnahmen. Ich bin einiges gewohnt, aber was man mit den Menschen angestellt hat, ist ungeheuerlich.«
»Glaube ich dir gern. Aber hast du schon nachgeforscht? Kannst du sagen, was dahinter steckt?«
»Nein, kann ich nicht. Auch ich bin der Meinung, dass es ein Motiv für all das Grauen geben muss. Vielleicht kann Mongush uns dabei helfen, es zu finden.«
»Das wäre zu wünschen.«
»Schlaf trotzdem gut, John.«
»Du ebenfalls.«
Ich legte auf und blieb für eine Weile nachdenklich auf meinem Platz hinter dem Schreibtisch sitzen. Das Jahr war noch nicht alt, und ein Januar in Moskau ist etwas anderes als der gleiche Monat hier bei uns in London. Ich würde mich verdammt warm anziehen müssen. Das in jeder Hinsicht.
Wichtig war jetzt das Ticket. Auch Sir James musste Bescheid wissen. Dies würde ein Fall ohne Suko werden, und ich wusste, dass er sich etwas ärgern würde.
Aber auch hier in London musste jemand die Stellung halten. So hatten wir es immer gemacht, und so würde es auch in Zukunft bleiben.
Das Ticket war schnell bestellt. Telefonisch, nicht über das Internet. Darum meldete ich mich bei den Conollys. Als mein Freund Bill hörte, wen ich da in Moskau treffen würde, war er völlig aus dem Häuschen und wäre am liebsten mitgereist.
»Nein, bleib du mal bei deiner Familie. Die Sache ist nur etwas für mich.«
»Schade. Aber bestelle Mongush die besten Grüße von Sheila und mir. Einen wie ihn werden wir nicht vergessen. Er hat uns schließlich von einer Plage befreit.«
»Werde ich machen.«
»Und dir alles Gute,
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