Kane
Art Verzweiflung in sich aufzurufen, die sie empfunden hatte, bevor Kane hinter ihr im Wald aufgetaucht war....
„Na wen haben wir denn da? Anscheinend brauch' man seine Opfer, nicht einmal mehr selbst zu holen. Wo bleibt denn da der Spaß?“
Emma erstarrte, als sie die Stimme ihres ehemaligen Peinigers erkannte. Sie riss die Augen weit auf und sah vor sich... Nandini und Samaél, gefesselt und geknebelt, am Boden sitzen. Neben ihnen, die beiden vermissten Nephilimfrauen. Noch ehe sie sich zur Orientierung selbst herumdrehen konnte, wurde sie schon mit aller Gewalt herumgerissen, von einem riesigen, drahtigen Kerl, den sie sofort wiedererkannte. Es war Blacks ständiger Begleiter Shadow. Sie hatte diesen zwielichtigen Kerl nie wirklich leiden können. Doch damals hatte Black ihr immer wieder eingetrichtert, wie wichtig es wäre, in seiner Position einen so guten, fast unsichtbaren Leibwächter zu haben und so hatte sie ihn im Haus akzeptiert, wie eine Art unguten, fiesen Schatten ihres Vaters. Black grinste ihr spöttisch ins Gesicht. „Ich wusste, du würdest nicht bei diesem Versager bleiben. Du hattest es doch immer so gut bei mir mein Kind. Wie konntest du auch nur für einen Moment denken, dass er dir mehr geben kann als ich?“
Fieberhaft sah Emma sich in der kleinen Bauhütte um. Was war nur passiert? Alles was sie wollte, war geistigen Kontakt zu Nandini aufzunehmen, um ihren und Sam's Standort herauszufinden. Auf keinen Fall, hatte sie hierher kommen wollen. Na. Das hatte sie ja nun gründlich vermasselt. Wer weiß, was ihre Mutter ihr noch für Überraschungen hinterlassen hatte, Gaben, die sie noch nicht kannte und vor allen Dingen nicht beherrschte?
Sie spürte einen stechenden Schmerz in ihrer Brust. Kane!
Seine Gefühle durchströmten sie, seine Angst und die Sorge um sie, bündelten sich in ihrem Herzen. Sie war an ihn gebunden, so wie er an sie. Emma konnte nur hoffen, dass das hieß, dass er sie finden würde. Sie schob die Angst beiseite und versuchte sich auf Black zu konzentrieren, bevor er herausfinden würde, dass sie nicht freiwillig gekommen war. „Ich bin hier, wie du verlangt hast“, hörte sie sich mit fester Stimme sagen. „Jetzt halte du deinen Teil der Abmachung ein und lass die anderen gehen. Ich verspreche dir, dass ich nicht fliehen werde, doch du musst sie gehen lassen. Sie alle!“
Mit einem irren Grinsen und einem Blick, der jemandem mit Größenwahnsinn im letzten Stadium, sehr nahe kam, musterte er Emma von Kopf bis Fuß.
„Wie ich sehe, haben sich deine Kräfte enorm entwickelt. Anders würde sich sonst, dein promptes Erscheinen hier, nicht erklären. Ich nehme an, dass das der Anteil deiner Mutter ist. Ich konnte leider nicht mehr verhindern, dass sie dir kurz vor ihrem Ableben, ihre Kräfte hinterlassen hat, obwohl sie davon ausgehen musste, dass ich auch dich töten würde.“ Er schüttelte seinen Kopf und machte dazu schnalzende Geräusche mit der Zunge. „Unsere gute alte Verwandtschaft aus den hohen Positionen der Engelkasten, glaubten schon immer an Hoffnung, wo längst keine mehr ist. Glaube mir, ich wäre nur zu gerne derjenige gewesen, der deine ach so edle, stolze Mutter getötet hätte. Gejammert und um Gnade gewinselt hat sie, das Miststück.“
Emma wand sich mit all ihrer Kraft in Shadow's Armen, doch dieser Typ war viel stärker, als man annehmen würde. Er umfasste sie mit eiserner Kraft. Mutig hob sie ihren Kopf in Black's Richtung „Wer hat sie dann getötet und wieso? Wir hatten doch gar nichts getan.“
„Fragen über Fragen. Was weiß denn ich?“ Er zuckte mit gleichgültiger Mine, mit seinen Schultern. „Ich habe lediglich... beobachtet, wie das arme Ding dahinsiechte. Und hab' ich mich nicht danach, um dich gekümmert, wie ein Vater um seine Tochter? Liebevoll, aufopfernd? Sogar einen Mutterersatz hatte ich für dich besorgt. Susan war eine große Hilfe, obwohl sie nur eine Galearii war, oder vielleicht gerade deswegen, lag ihr das Dienen im Blut. Eigentlich schade, dass dein Bettgefährte sie auf dem Gewissen hat und noch ein Grund dafür, dass er sterben wird.“
Wieder durchfuhr sie Kane's Schmerz. Doch genau das half ihr, nicht einfach voller Hass auszuflippen und wild um sich zu schlagen. Sie musste bei klarem Verstand bleiben und ihre Kräfte sparen, wenn sie heil aus dieser Situation heraus kommen wollte. Sie schloss ihre Augen und versuchte Kane zu erreichen. Er sollte wissen, dass sie noch am Leben war. Nur Sekunden
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