Kane
wie seine Unterhosen. Ethan wusste sehr wohl von Kane's Fluch, den ihm die Erzengel auferlegt hatten: Niemals beim Sex zum Höhepunkt zu kommen, niemals Erlösung finden, immer nur Schmerz zu fühlen, außer wenn er seine wahre Gefährtin finden würde.
Doch für Ethan's Geschmack, übertrieb Kane es etwas, als wäre er ein Schmerzjunkie, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick. Danach ließ er die Frauen fallen, wie heiße Kartoffeln. Ethan konnte nur erahnen, wie qualvoll es für Kane sein musste, niemals Erleichterung zu finden. Eigentlich reichte seine Vorstellungskraft dafür nicht aus. Emma war die Ausnahme, er behandelte sie mit Respekt. Ja, geradezu mit Fürsorge. Sein Gesichtsausdruck wurde weicher. ,,Sie wurde unter unsere Obhut gestellt, Kane. Sie und die anderen Frauen. Ich möchte, dass du das nicht vergisst. Du gefährdest unsere Mission wenn du unbedacht handelst."
Wieder fuhr er sich gequält durch seine blonde lange Mähne. ,,Geh' jetzt und kümmere dich um sie. Aber noch einen Fehler... dann wird Ronan übernehmen. Haben wir uns verstanden?"
Kane sah ihn verblüfft an. Es kam selten vor, dass Ethan seine Meinung änderte, doch er würde seine zweite Chance auf keinen Fall gefährden, indem er an Ethan's Entscheidung rüttelte. ,,Danke Bruder, du wirst es nicht bereuen. Ich werde sie mit meinem Leben schützen und nichts mehr tun, was die Mission gefährden könnte."
Ethan sah ihn wissend an. ,,Davon gehe ich aus", sagte er mit einem merkwürdigen Unterton in seiner Stimme.
*
Kane's Gedanken kreisten um Emaline, als er die Stufen zu ihrem Zimmer hoch sprintete. Noch während er den langen Gang, der mit barocken und modernen Engelsbildern bestückt war durchlief, öffnete sich die Tür von Victors Wohnräumen. Sein Bruder warf ihm einen ernsten Blick entgegen. Etwas zu ernst, für seinen Geschmack.
,,Kann ich kurz mit dir sprechen?"
Gemeinsam betraten sie Victors Wohnung und begaben sich zum Esstisch. Wie immer, wenn Kane ein ungutes Gefühl vor einem Gespräch beschlich, drehte er den Stuhl verkehrt herum zum Tisch und setzte sich dann erst rittlings hin, mit den Armen auf der Stuhllehne verschränkt.
Victor wartete geduldig bis er Kane's ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. ,,Ich weiß nicht genau wo ich anfangen soll?"
Kane holte sein Messer aus dem Stiefel und fing an es auf und wieder zuklappen zu lassen. ,,Egal", sagte er gedankenverloren und fixierte seinen Blick auf den Glücksbringer. ,,Hauptsache, du fängst endlich an. Eigentlich war ich gerade auf dem Weg zu Emma, um nach ihr zu sehen."
,,Genau darüber wollte ich mit dir sprechen", sagte Victor und sein Gesichtsausdruck wurde nun eher traurig.
,,Wenn du mir jetzt auch eine Predigt halten willst, kannst du sie stecken lassen, das hat Ethan schon erledigt." Kane würde nicht noch eine Standpauke ertragen.
Victor ließ sich nicht beirren. ,,Ich habe Emma vorhin untersucht, weil Mac mich darum gebeten hat."
Kane horchte auf, wollte Victor aber nicht unterbrechen.
,,Ich habe mehrere Sachen dabei feststellen können. Aber versprich mir, dass du nicht gleich ausflippst, das wäre höchst kontraproduktiv."
Kane nickte, obwohl es ihm missfiel, dass ein anderer, Emma in seiner Abwesenheit angefasst hatte, auch wenn Victor sein Bruder und ein Heiler war. Und noch dazu ein glücklich verheirateter Mann.
,,Punkt eins: Ihr wurden die Flügel vorsätzlich gestutzt, was ich relativ schnell beheben konnte. In ein, zwei Tagen sollten die Flügel wieder vollständig in Takt sein."
Kane ließ sein Klappmesser laut hörbar zuklappen und stieß die Luft, laut aus seiner Nase. Das stutzen von Flügeln, wurde selbst in Gefangenschaft, seit Jahrhunderten nicht mehr praktiziert. Es war ein absolutes ,, no go" und ein stilles Kriegsabkommen zwischen den Feinden, da es den Betreffenden nicht nur körperlich sondern auch seelisch stark schädigte. Kane´s Herz krampfte sich zusammen, doch er nickte wieder nur.
,,Punkt zwei: Sie ist keine Jungfrau mehr. Es hat sich Narbengewebe im Genitalbereich gebildet, was darauf schließen lässt",........er atmete tief ein und veränderte nervös seine Sitzposition, ,,dass ihr in frühester Jugend, vor ihrer Wandlung, Gewalt angetan wurde, vielleicht auch noch später. Durch unsere Gabe, schnell zu heilen, kann man den Zeitpunkt nur schwer bestimmen."
Kane spürte wie langsam Etwas in ihm hochstieg, dass eine verdammte Ähnlichkeit mit Batteriesäure hatte.
Er räusperte sich. Zwang sich ruhig zu bleiben.
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