Kane
versunkenen Bruder! Wenn Ethan so drauf war, sollte man seinen Aufforderungen im besten Falle, schnell folgen, wenn einem die eigenen Eingeweide lieb waren.
Ethan schob seinen angespannten, muskulösen Körper an Kane vorbei und schloss dann die Tür hinter ihnen beiden. Verärgert sah er auf Kane herunter, der mit gesenktem Kopf, seine Füße anstarrte. ,,Was in Gottes Namen, hast du dir dabei gedacht, sie hier herauszubringen? Und dann auch noch mitten in die City von London. Hast du auch nur einen Moment darüber nachgedacht, was es für uns bedeutet, wenn Sparks sie wieder in seine Finger bekommt? Sie weiß wo wir leben. Wie wir leben. Meinst du, sie würde auch nur eine Minute der Folter aushalten?" Ethan stand jetzt ganz dicht vor ihm. Seine Kiefermuskeln malten und sein ganzer Körper war vor Wut mehr als nur angespannt. Hektisch fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Das Licht im Raum wurde heller und summte laut, als würden die Gläser der Birnen jeden Moment zerspringen.
Wenn Kane es nicht besser wüsste, müsste er sich jetzt bei jedem Anderen Sorgen machen, eine seiner Gliedmaßen, oder sogar sein Leben zu verlieren. Doch trotz der ganzen Drohgebärden, war Ethan immer noch sein großer Bruder und so hoffte er, dass dieser übergroße, gefährliche Ethan, sich wieder beruhigen würde, sobald Kane, seine Version der Geschichte erzählt hätte. Doch im Moment, war er sich da nicht so sicher. Er bewegte sich ein Stück zurück, um Ethan zu zeigen, dass er die Hackordnung respektierte. Es würde ihm leichter fallen zu sprechen, wenn er ein Stück aus der Gefahrenzone herauskam. ,,Hör mir zu Ethan," fing er vorsichtig an, ,,ich hatte das nicht geplant, aber sie war die letzten hundert Jahre eingesperrt, wie ein Tier in einem Käfig. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen. Sie musste einfach mal raus aus diesem Gefängnis...."
,,Und da dachtest du, du müsstest ihren edlen Ritter und Befreier spielen? Man Kane! Ich dachte wirklich du hättest etwas mehr Grips, und aus deinen Fehlern in der Vergangenheit gelernt."
Scheiße! Das war eindeutig unter der Gürtellinie!
Ethan fing an, im Büro auf und ab zu stampfen, um sich innerlich zu beruhigen. ,,Du wirst nicht mehr ihren Hüter spielen. Ab jetzt wird Ronan das für dich übernehmen."
,,Nein! Nur über meine Leiche!", schrie Kane auf. Er konnte es selbst nicht fassen, mit welcher Intensität er die Worte seinem Bruder gegenüber, raus brachte.
Wieder trat Ethan wie ein mächtiger Schatten vor ihn. ,,Lass es lieber nicht darauf ankommen...Bruder!" Seine Lippen bebten! Verdammt!
Das letzte Mal, dass Ethan so sauer auf ihn war, war vor circa zweihundert Jahren, als Kane vorsätzlich, einen Befehl von ihm missachtet hatte. Kane hatte damals eine ganze Horde von Seelenlosen in der Stadt entdeckt. Die Mistkerle waren gerade dabei, einige Frauen zu bedrängen, die von einer Ballettaufführung kamen und dabei den Hinterausgang benutzten, um nicht ihrem Publikum in die Arme zu laufen. Kane, forderte bei Ethan Verstärkung an, und der hatte ihm einen ganz klaren Befehl gegeben: abzuwarten und nicht einzugreifen, bis die anderen dort waren. Doch als der erste Unseelie anfing, einer der Tänzerinnen die Kleider vom Leib zu reißen, um sie zu vergewaltigen, riss Kane der Geduldsfaden und er schritt ein. Es waren einfach zu viele!
Sie hatten sichtlich Spaß an dem was sie taten und noch mehr daran, die Hilflosigkeit in seinem Gesicht zu sehen. Um ihn zu schwächen und zu verwirren, stachen die Seelenlosen wahllos auf die Frauen ein, während andere von ihnen, die Frauen vergewaltigten oder quälten. Ähnlich einem Gemetzel auf dem Schlachtfeld. Am Ende hatte er zwar viele der Seelenlosen getötet, doch die meisten der Frauen waren schwer verletzt oder tot. Auch er selbst war verletzt und geschwächt, von dem ungleichen Kampf. Später hatte Ethan ihn gefühlte zwanzig Stunden zusammengeschissen und zur Strafe, durfte er Wochen nicht mehr mit den Anderen auf Streife gehen. Ethan hatte ihn an die kurze Leine gelegt. Wie einen Teenager, mit Stubenarrest. Er nahm es hin, da er seinen Fehler einsah. Ethan hatte recht. Denn hätte er auf seine Brüder gewartet, wären die Frauen sicherlich noch am Leben gewesen.
Ethan atmete tief und geräuschvoll ein und wieder aus. Die Sorge stand Kane förmlich ins Gesicht geschrieben. Er konnte sich nicht erinnern, dass Kane sich jemals so viel Gedanken um eine Frau gemacht hatte. Er war eher der Sunnyboy, der die Frauen wechselte
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