Kane
brauchte mehrere Versuche, um das Ding in Gange zu bringen. Doch dann schnurrte der Motor wie ein Kätzchen. Emma hatte kaum noch eine Erinnerung an die paar Male, wo Black und Susan mit ihr Auto gefahren waren, aber eins wusste sie von ihren ganzen TV-Serien... für Irgendetwas war der Hebel in der Mittelkonsole gut, denn er wurde immer als erstes bedient. Kurz dachte sie über die Bedeutung der Buchstaben nach und entschloss sich, den Hebel auf die Position: "D", - dass, wie sie hoffte, für „drive“ stand - zu stellen. Emma lehnte sich zurück, nachdem sie das Paket mit dem Schwert und den Dolchen auf dem Beifahrersitz platziert hatte. Also dann los, dachte sie und zwang den Wagen, mittels Gedankenkraft loszufahren. Es erwies sich als relativ schwierig, die Geschwindigkeit und die Steuerung gleichzeitig zu handeln, und so versuchte sie ihr Glück mit dem Lenkrad.
Emma musste zugeben, dass es ihr, trotz der Umstände, sogar Spaß machte Auto zu fahren. Sie musste vor dem äußeren Tor des Anwesens anhalten, um sich zu konzentrieren, viele Bannsprüche, ähnlich denen, die sie bei Black hatte umgehen müssen, lagen auf dem Bereich der Einfahrt und doch war das Glück auf ihrer Seite - im wahrsten Sinne des Wortes - da die meisten für Eindringlinge gemacht waren und nicht für die Personen, die hinaus wollten. Nach kurzer Zeit sprang das riesige Tor auf. Fieberhaft sah Emma sich um, doch im Haus blieb alles ruhig.
Sie gab Gas. Emma hatte zwar keine Ahnung wohin genau, denn ihr Plan ging eigentlich nur bis hierhin.
Sie fuhr einfach instinktiv nach links und hoffte, dass es Richtung Süden ging. Mittlerweile war es schon dunkel, nur der Mond tauchte die Straße in ein silbriges Licht, ihre Augen funktionierten gut in der Dunkelheit und sie konnte die Markierungen am Boden erkennen. Zweifel stiegen in ihr hoch. Sollte sie sich verfahren, würde sie wahrscheinlich nicht mal mehr zum Anwesen zurückfinden. Und was wollte sie eigentlich unternehmen, sollte sie tatsächlich Sparks Club finden? Krampfhaft versuchte sie, sich auf Kane zu konzentrieren, bis sie fast in eine Art Trance fiel.
Emma schreckte hoch. Beinahe wäre sie von der Straße abgekommen. Sie zog automatisch das Lenkrad entgegengesetzt der Straßenmarkierung herum und der Wagen fing sich wieder auf der Fahrbahn. Sie atmete tief ein und stoppte das Auto am Fahrbahnrand. Erschöpft legte sie den Kopf auf das Lenkrad, während sie krampfhaft versuchte, sich zu erinnern. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie Kane gespürt. Es war nur ein sanftes Streicheln in ihrem Kopf. Weniger als eine Berührung, doch es war da gewesen. Sie versuchte mit Hilfe ihrer Empfindung, eine Richtung zu bestimmen. Und da war es, nicht ganz klar, doch es war da. Sie konnte spüren wo er war. Wo sie hin musste. Erneut lenkte sie den Wagen auf die Straße und zwang den Motor alles zu geben, bis er laut röhrte. Sie würde Kane finden. Black würde keine Chance bekommen, ihn oder ihre Schwester zu verletzen. Dafür würde sie sorgen.
*
In einer Seitengasse, ein Stück weit entfernt von Sparks Club, landete Mac mit einer geschmeidigen Bewegung hinter Joshua's kräftigem Rücken. Selbst aus dieser Position konnte man gut erkennen, dass der Wächter seit seinem Austritt bei der Straßengang, den Dark Wings, seine Trainingsstunden mindestens verdoppelt hatte.
,,Ich dachte schon du kommst nicht mehr?" Joshua drehte sich langsam, mit einem Lächeln, zu ihr um.
Die Ähnlichkeit mit seinem Vater Victor war unverkennbar, nur das Joshua sein braunschwarz, meliertes Haar, ähnlich wie sein Onkel Ronan, ganz kurz trug. Das Victor mehrere hundert Jahre älter war als sein Sohn, ließ sich nur an den Augen erkennen. Victor und seine Brüder hatten irgendwie etwas Weises, Altes und Gefährliches in ihren Augen. Wo hingegen Joshua's Augen eher eine jugendliche Unbeschwertheit ausstrahlten.
Mac hatte, genau wie Joshua, gerade mal etwas über ein Jahrhundert auf dem Buckel, während viele der Wächter schon weit über eintausend Jahre, in erster Generation von den Gefallenen abstammten.
,,Hatte noch was zu erledigen," sagte sie knapp. Sie hatte nicht vor, Joshua von ihrem Gespräch mit Emaline zu erzählen, - Schwesterngeheimnisse! - obwohl er mittlerweile zu einem guten Freund geworden war, dem sie vertraute. Aber es gab nun einmal Dinge, die man nur unter Frauen besprechen konnte... Verdammt, sie liebte es, wie eine Schwester zu denken!
,,Hast du nachgesehen ob alles in Ordnung ist
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