Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
nicht sicher, ob er das tut, weil es ihn so aufwühlt, sich diese Woche der Ausbildung wieder ins Gedächtnis zu rufen, oder weil er sich so sehr Frieden für sein Land herbeisehnt, aber nicht weiß, wie das gehen soll. Wie auch immer – ich bin völlig perplex angesichts seines verbalen und emotionalen Ausbruchs.
»Danach hätte ich dich gebraucht, Amy«, fährt er fort. »So verdammt dringend gebraucht. Ich wollte dich in meinen Armen halten, deinen wunderbaren, warmen Körper an meinem spüren, um mir in Erinnerung zu rufen, dass es da draußen auch Gutes gibt. Dass diese Welt nicht nur voller Unheil und Hass ist. Liron ging es genauso. Ihr Freund war auf einem anderen Stützpunkt stationiert und du warst in den Staaten. Mir kam wieder in den Sinn, dass du gesagt hattest, es wäre okay, auch andere anzuschauen. Mit Liron zusammen zu sein, bis ich mich wieder wie ein Mensch fühle, erschien mir damals eine gute Idee.« Er stößt ein kurzes, zynisches Lachen aus. »Aber es war scheiße, weil sie nicht du war.« Er wischt sich mit dem Handrücken über die Augen, als ihm die Tränen kommen. »Sie war nicht du«, wiederholt er mit erstickter Stimme.
Jetzt muss auch ich weinen. »Das ist nicht fair, Avi. Wir haben uns gefunden, leben jedoch in zwei verschiedenen Ländern. Immer, wenn ich mich dir gerade ganz nahe fühle, werden wir wieder auseinandergerissen. Das ist so ungerecht.«
»Amy, sag mir, dass dein Herz bei irgendjemand anderem, mit dem du zusammen bist, genauso klopft wie bei mir«, sagt er. »Sag mir, dass du meinst, irgendetwas oder irgendjemand anders kann es mit diesem Gefühl aufnehmen, und ich lasse dich in Ruhe.«
Oh Gott. Ich will, dass wir wieder zusammenkommen, weil niemand solche Gefühle in mir auslöst wie er. Ich will ihn so sehr. Ich kann es nicht länger leugnen, weder vor mir noch vor ihm.
»Nein, Avi. Gib uns nicht auf.« Meine israelische Seite prescht mit aller Macht vor. Sieht aus, als wäre mein Kampfgeist endlich zurückgekehrt. Das Bootcamp hat mich verändert. Ich lege meine Hände auf seine. »Ich verzeihe dir. Ich kann nicht vergessen, was du mit Liron getan hast – genauso wenig, wie du wahrscheinlich vergessen kannst, dass ich Nathan geküsst habe. Aber ich kann es definitiv vergeben.«
Er hebt meine Hand an seine Lippen und küsst sie. Wir haben beide unseren Frieden damit gemacht, was geschehen ist. Nur eines sollte ich ihm vermutlich noch beichten. Wieder zusammen zu sein, fühlt sich so gut und richtig an, aber … »Ähm, Avi, ich hab dich auf dem Stützpunkt ein bisschen angeschwindelt.«
»Inwiefern?«
Ich räuspere mich. Avi hat mir die Wahrheit gesagt, da sollte auch ich reinen Tisch machen. »Nathan und ich waren nie ein Paar. Ich habe ihn mehr oder minder genötigt, so zu tun, als wären wir zusammen.«
Avi zwinkert mir zu. »Das war mir klar.«
22
Vergeben kostet viel weniger Kraft, als nachtragend zu sein.
Drei Stunden nach unserem Aufbruch aus dem Ausbildungslager kommen wir bei der Klinik an. Avi nimmt meine Hand, nachdem wir die Sicherheitsschleuse des Krankenhauses passiert haben, und führt mich in die Eingangshalle. Je näher mein Wiedersehen mit Safta rückt, desto mehr kriecht die Angst in mir hoch. Was, wenn sie sich verändert hat? Wenn sie schwächer wirkt als letztes Jahr? Ich hasse Krebs. Er ist genauso gefährlich und tödlich wie ein Terrorist.
Avi fragt die Frau am Empfang etwas auf Hebräisch, woraufhin sie zu den Aufzügen deutet. Von innen sieht das Baruch Padeh Medical Center in Tiberias genauso aus wie die Krankenhäuser bei mir zu Hause – nackte weiße Wände und der Geruch von gereinigter Luft, die aus den Belüftungsschlitzen der Klimaanlage strömt.
»Alles okay mit dir?«, fragt Avi, als wir mit dem Lift nach oben fahren.
»Ja. Warum?«
»Deine Fingernägel graben sich in meine Handfläche.« Er lässt meine Hand los und zeigt mir die Abdrücke, die meine Nägel in seiner Haut hinterlassen haben.
»Tut mir leid. Um ganz ehrlich zu sein, bin ich kurz vorm Durchdrehen.«
Er legt seinen Arm um mich, zieht mich an sich und haucht mir einen Kuss auf den Scheitel. »Ich bin für dich da. Immer. Das weißt du doch, auch wenn du nicht immer daran glauben willst.«
Immer wenn ich bei einem meiner kleinen, aber zahlreichen Notfälle Avis Hilfe benötigt habe, war er für mich da. Ob auf dem Stützpunkt oder am Telefon oder in natura – er ist immer da, wenn ich dringend jemanden brauche, der mich aufbaut und mich an die Hand
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