Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
was ich ohne ihn täte, zumal meine Mom und Marc jetzt eine neue Familie gründen.
Keine Ahnung, wie ich dann da reinpassen werde und ob sie genug Zeit für mich und das neue Baby haben. Doch ein Blick auf meinen Dad genügt, um zu wissen, dass er immer für mich da sein wird, sogar, wenn ich versuchen würde, ihn abzuschütteln. (Und glaubt mir, das habe ich versucht. Vor allem als Avi in der Stadt war und mein Dad ihm die Hölle heißgemacht hat. Gleich mehrmals hat er uns beiden den »Tut es nicht«-Sexvortrag gehalten und sich die ganze Zeit wie ein überambitionierter Anstandswauwau aufgeführt.)
Nachdem wir noch in einem Schnellrestaurant was zu Abend gegessen haben, parkt Avi den Wagen vor dem Haus meiner Tante und meines Onkels im Moschaw, der auf dem Gipfel eines hohen Berges liegt, von dem aus man Blick auf den See Genezareth hat. Die Gegend ist total ländlich und verstaubt – eben alles Farmland –, doch ich fühle mich hier zu Hause.
Der arme Avi musste sich ständig mein Geheul und Geschnief und im Zwei-Sekunden-Takt auch mein Schnäuzen anhören. Die ganze Zeit über hat er meine Hand gehalten (außer beim Essen und wenn ich rumgerotzt habe). Im Ernst, dass er einfach nur hier bei mir ist, gibt mir Kraft.
Avi wohnt ein paar Häuser weiter die schmale Schotterstraße hinunter, doch er setzt mich nicht nur ab.
Meine Cousine Osnat ( O ’ snot ausgesprochen – und ja, das ist in Israel ein sehr beliebter Name) entdeckt mich als Erste. Sie sitzt mit meiner Tante ( Doda Yucky), meinem Onkel Chaim (den ich anfangs Schleim genannt habe, weil ich diesen hebräischen Laut ganz hinten im Rachen nicht hinkriege) und Matan, meinem kleinen Cousin (der ausnahmsweise mal nicht nackt ist), auf dem Sofa und sieht fern.
Alle schließen mich und Avi fest in die Arme. Sogar Osnat, die nicht gerade der herzlichste, kuscheligste Mensch ist, den ich kenne – obwohl man sagen muss, dass wir jetzt sehr viel besser miteinander auskommen als am Anfang. Es ist ihr anzusehen, dass auch sie geweint hat, denn ihre Augen sind ganz rot.
»Amy, was ist denn mit deinem Kinn passiert? Und mit deinen Armen?« Doda Yucky sieht Avi anklagend an.
Er hebt die Hände. »Schaut mich nicht an. Das hat sie ganz allein hinbekommen.«
»Du vermöbelst dich selbst?«, fragt Osnat. »Morgen früh musst du uns erzählen, wie du das geschafft hast.«
Ich weiß, dass sie nur Spaß macht. Normalerweise hätte ich eine witzige Antwort parat, aber ich bin zu aufgewühlt und zu erschöpft, um mir was einfallen zu lassen.
»Hast du Hunger?«, fragt Doda Yucky. »Ich mach dir was zu essen. Du hattest einen langen Tag.«
»Wir haben kurz einen Stopp bei Marinado im Kibbuz Ein Gev eingelegt«, erklärt Avi ihnen. »Ich konnte nicht widerstehen, auf einen Burger dort vorbeizufahren.«
Ich setze mich in dem kleinen Wohnzimmer zu meiner Tante, meinem Onkel, meiner Cousine und meinem Cousin und wir bringen uns gegenseitig auf den neuesten Stand. Zwar telefonieren wir jede Woche, aber das ist nicht dasselbe. Onkel Chaim lacht, als ich ihm von meinen Erfahrungen beim Militär berichte, und gibt sogar eine lustige Geschichte über Grabenschaufeln aus seiner eigenen Armeezeit zum Besten. Sieht aus, als wäre Grabenbuddeln ein Initiationsritual für israelische Soldaten. Doda Yucky erzählt uns ein paar Anekdoten aus ihrer Zeit als Ausbilderin auf einem der Stützpunkte. Matan klettert auf ihren Schoß und lässt sich von ihren Knien baumeln, während sie spricht. Doda Yucky war immer total lieb zu mir. Sie hat stets ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht und schließt jeden sofort ins Herz.
Dann kommt das Gespräch auf Saftas Gesundheit. Doda Yucky erzählt, wie sie sie bewusstlos aufgefunden hat. Die gedrückte Stimmung kehrt wieder zurück, als sie mich bitten, für sie zu beten.
»Du brauchst Schlaf«, beschließt Onkel Chaim, als ich zum wiederholten Mal versuche, mein Gähnen zu unterdrücken. »Du siehst total erschöpft aus.«
»Bin ich auch.« Obwohl ich nicht weiß, ob ich schlafen kann . Mir wirbeln zu viele Dinge im Kopf herum, doch ich bin dermaßen übermüdet, dass mir hoffentlich die Augen zufallen, sobald ich mich hinlege.
Nachdem Avi mir geholfen hat, die Koffer aus dem Auto zu holen, schleppt Osnat ihr Kissen und ihre Decke aus ihrem Zimmer. »Amy kann mein Zimmer haben«, verkündet sie. »Ich schlafe heute Nacht in Saftas Zimmer.«
Ich spähe in Osnats Zimmer. Genau wie ich es in Erinnerung hatte – zwei Einzelbetten, die
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