Kann denn Fado fade sein?
gebe ihm zu verstehen, dass es eine Mistkarre sei. Aber diese Beschimpfung hilft diesmal leider nicht. Nun bin ich zwar blond, aber nur äußerlich und habe deshalb bereits vorher an Senhor Filipe eine SMS geschickt, ob ich im Notfall sein Auto haben könne. Erst mal aber probiere ich es anders.
Obwohl Senhor Filipe schon aus dem Haus kommt, Wagenpapiere und Schlüssel in der Hand: »Willst du wirklich mit dem Jeep fahren? Und wenn unterwegs was ist?« Wo er recht hat, hat er recht …
Ich überlege kurz und begebe mich ins Haus, um erst einmal den Suzuki-Kundendienst anzurufen. Angeblich ist die nächste Werkstatt in Lissabon. Ich frage mich auf Portugiesisch durch und erfahre: Unweit von meinem Dorf Azóia ist ebenfalls ein Händler mit Werkstatt. Ich bekomme von dem Herrn am Telefon sogar die Nummer – und einen Tipp dazu: »Fragen Sie nach Senhor Tiago Tomás, der spricht Englisch.«
Im Prinzip eine gute Idee, allerdings: Bei der angegebenen Telefonnummer nimmt niemand ab. Auch nach mehrmaligen Versuchen nicht. Also beschließe ich: Ich versuche noch mal, das Auto zu starten. Denke mir schon mal ein paar gute Schimpfwörter aus, vielleicht klappt es ja dann besser.
Es klappt problemlos. Alle nötigen Lichtlein leuchten, der Motor springt an, als ob ihn kein Wässerchen je getrübt hätte beziehungsweise als ob noch nie ein Paneel ausgefallen wäre.
Aber so ist es ja immer: Vorführeffekt. Wenn man in der Werkstatt zeigen will, wo es klappert oder was gerade eben noch nicht funktioniert hat, sind alle Macken an den Autos verschwunden.
Auf Anhieb – dank Google Maps – finde ich die Werkstatt. Frage mich nach Senhor Tiago durch, treffe dabei auf einen Herrn vom Verkauf, der ganz stolz sagt: »Ich spreche ebenfalls Englisch!«, und mir schon mal eine Visitenkarte in die Hand drückt. Damit ich weiß, wer er ist, wenn ich denn mal vorbeikomme und ein neues Auto kaufen möchte.
Senhor Tiago taucht aus den Tiefen der Werkstatt auf und bekommt das Problem geschildert. Und die Frage gestellt, ob man dieses dämliche Paneel nicht einfach deaktivieren könne …
Kann man, erklärt Senhor Tiago. Er geht, sagt er, jetzt einen Mechaniker holen.
Beide Herren vergnügen sich mit dem Fahrzeug. Ich stehe daneben und lerne, wie man das Paneel aufschraubt. Ich lerne außerdem, dass alles nur ein Wackelkontakt war und dass man das Ganze ganz leicht deaktivieren und problemlos wieder anschalten kann.
»Sehen Sie, man muss nur diese Schräubchen hier … können Sie leicht selbst machen, wenn wieder mal was ist.«
Ich bin sehr angetan. Solche Sachen zu lernen ist immer gut.
Der Mechaniker verabschiedet sich mit Handschlag.
Senhor Tiago fährt das Auto aus der Halle und sagt den für Portugal absolut untypischen Satz: »Lassen Sie uns besser mal den Motor ausmachen und ein paar Minuten warten. Dann starten wir nochmals. Nicht dass Sie irgendwo stehen bleiben und den Motor nicht mehr anlassen können!«
Genau das tun wir – mein Autochen springt nach ein paar Minuten unter Umgehung sämtlicher Lichtlein, Paneele oder Sicherheitscodes perfekt an.
Ich frage begeistert nach der Rechnung.
Es gibt keine. Senhor Tiago sagt nämlich: »Das ist Service, dafür zahlen Sie nichts. Aber kommen Sie wieder zu uns, wenn Sie ein richtiges Problem mit dem Auto haben!«
Ich bedanke mich artig und fahre vom Hof.
Und wie wäre das in Deutschland abgelaufen? Ich wäre in die Werkstatt gefahren. Hätte erst mal bei der Reparaturannahme meinen Fall schildern müssen. Ein offizieller Reparaturauftrag wäre ausgefüllt worden, den ich hätte unterschreiben müssen. Auf Nachfragen hätte man mir erklärt: »Wir wissen nicht, was es ist. Könnte sein, dass die Elektronik spinnt – das kann teuer werden.«
Kleine Notiz am Rande:
Außerdem wäre mir gesagt worden: »Ausschalten können und dürfen wir das Paneel nicht!«
Das hatte ich nämlich bei meinem Deutschlandbesuch schon erfragt, als ich beim Händler eine deutsche Betriebsanleitung für 20 Euro (!) gekauft habe. Diese Anleitung musste übrigens – weil sie als »Ersatzteil« gilt – extra beim Händler bestellt und persönlich abgeholt werden. Die wird nicht verschickt, nicht einmal gegen Portokosten. Sogar an eine deutsche Adresse nicht.
Ob ich auf mein Auto hätte warten können, ist zumindest fraglich. Nicht fraglich ist jedoch, dass der kleine Eingriff von etwa zehn Minuten auf gar keinen Fall ohne Rechnung vorgenommen worden wäre. Vor allem nicht beim allerersten Besuch
Weitere Kostenlose Bücher