Kann es wirklich Liebe sein
möglich, dass sie gerade erst angekommen und abgestiegen war, doch das glaubte er nicht. Travis hielt sein Pferd an und sprang ab, bevor das Tier gänzlich zum Stehen gekommen war.
„Meri!“ Er rief ihren Namen und suchte gleichzeitig nach dem Schlüssel in seiner Hosentasche. „Meri!“
Travis schob den Schlüssel ins Schloss. Als es klickte, öffnete er die Kette, die die Torflügel zusammenhielt, und warf sie auf den Boden. Er zog den einen Flügel auf und sah sich um. Außer Ginger war niemand zu sehen. Er bemerkte sofort, dass sie ihr linkes Hinterbein schonte.
Was war passiert? War Meri abgeworfen worden? Lag sie irgendwo verletzt am Boden? Travis suchte die Umgebung mit seinen Blicken ab und verfluchte die Bäume, die er sonst so liebte, weil sie ihm die Sicht versperrten.
Wieder wandte er sich dem Pferd zu und tätschelte ihm den Rücken. Gingers Fell war völlig durchnässt. Auch das Leder des Sattels hatte sich mittlerweile vollgesaugt und der Boden um Ginger herum war durch viele Hufabdrücke aufgewühlt.
Himmel hilf! Travis taumelte zurück. Wie lange stand sie schon hier draußen? Wie lange war Meri schon da draußen und wartete auf Hilfe, während das Tor Ginger aufgehalten hatte?
Travis umklammerte den Sattelknauf und legte die Stirn gegen Gingers Hals. Meri hatte ihn wegen dem Tor gewarnt, hatte ihm gesagt, dass es niemand wirklich brauchte. Aber hatte er auf sie gehört? Nein. Er glaubte ja, immer alles besser zu wissen! Er glaubte zu wissen, wie er seine Liebe beschützen konnte. Idiot!
Er hob den Blick zum Himmel und kümmerte sich nicht darum, dass ihm Eistropfen ins Gesicht fielen. „Hilf mir, sie zu finden, Herr. Bitte!“
Er spürte eine Hand auf seiner Schulter und wandte sich um. Crocketts entschlossener Gesichtsausdruck weckte Travis ’ Mut.
„Bring Ginger in den Stall, dann folge mir.“ Jetzt, wo er seine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte, reichte er Crockett die Zügel. „Moses“, rief er dem Mann zu, der sich mit schnellen Schritten näherte. „Hilf mir, ihre Spur zu verfolgen.“
„Mach dir keine Sorgen“, sagte Moses mit fester Stimme. „Solange es nicht anfängt, wie aus Eimern zu schütten, ist es kein Problem, der Spur zu folgen.“
Die Männer setzten ihren Weg zu Fuß fort und Crockett und Neill folgten ihnen mit den Pferden, damit diese nicht die Fährte zerstörten. Travis’ Blick war auf den Boden geheftet und wanderte von einem Hufabdruck zum nächsten, während er sich im Laufschritt vorwärts bewegte.
„Hier!“, rief Josiah. „Travis, hier drüben. Hier ist das Pferd auf die Straße gelaufen.“
Travis hob den Kopf. „Bist du sicher?“ Die Spuren waren schwer zu erkennen, da der Regen sie allmählich doch aufzulösen schien. Er konnte es sich nicht leisten, einer falschen Fährte zu folgen.
„Da gehen der Junge und ich auch immer entlang, wenn wir die Abkürzung durch den Fluss nehmen“, erklärte Moses mit leiser, fester Stimme. „Wenn sie diesen Weg genommen hat, wäre sie hier auf die Straße gestoßen.“
Vorsichtig darauf bedacht, nicht auf die Spur zu treten, ging Travis zu Josiah. Die Hufabdrücke waren hier zwischen den Piniennadeln und dem Laub schwerer auszumachen, aber als er genau hinsah, war auch er der Meinung, dass sie von Merediths Pferd stammten.
„Gute Arbeit, Josiah.“ Travis stützte die Handflächen auf die Oberschenkel und erhob sich aus seiner kauernden Position. Er blickte in die Düsternis des Waldes hinein und sein Magen zog sich zusammen. Eigentlich hätte er Erleichterung spüren sollen, da sie offensichtlich den richtigen Weg eingeschlagen hatten, doch alles, was er empfand, war ein wachsendes Gefühl von Unruhe.
Er formte mit seinen Händen einen Trichter um den Mund. „Meri!“
Niemand bewegte sich, während sie auf Antwort warteten. Nichts geschah.
„Neill, bleib bei den Pferden.“ Travis winkte seinen Bruder ungeduldig heran. „Moses? Zeig mir den Weg.“
Mit einem knappen Nicken ging Moses voran. Travis folgte ihm auf dem Fuße und behielt immer die Umgebung im Blick. Er rief mehrmals Merediths Namen und betete innerlich dafür, dass er eine Antwort bekommen möge.
Als sie endlich erklang, taumelte er fast.
„Pst!“, befahl er. Die Männer blieben stehen und versuchten, so leise wie möglich zu atmen.
„Meri!“ Er schloss die Augen und wartete auf eine weitere Antwort. Bitte, Herr. Bitte!
Ein leiser Ruf wurde zu ihnen herangetragen.
Danke!
Travis rannte an Moses vorbei und ließ
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