Kann es wirklich Liebe sein
Hals. Dann fuhr sie sanft über den linken Hinterlauf.
„Lass mich mal sehen, Mädchen. Ganz ruhig.“ Meredith tastete das Bein ab und stellte erleichtert fest, dass nichts gebrochen war. Dem Himmel sei Dank! Wahrscheinlich war es nur eine Zerrung oder Stauchung. Eins aber war sicher – Meredith konnte nicht riskieren, dass Ginger sich noch schlimmer verletzte. Sie selbst würde laufen müssen, um ihrem Pferd nicht noch zusätzliches Gewicht zuzumuten.
„Es sind nur noch ein paar Kilometer, Ginger. Wir sind bald zuhause.“
Leider stellte sich dieses Versprechen als zu optimistisch heraus. Als die Temperaturen weiter fielen, bemerkte Meredith, dass sie immer langsamer wurde. Mit jedem Schritt zuckte ein Stechen durch ihr rechtes Bein, sodass sie nicht mehr lange durchhalten würde, das wusste sie.
„Wir … geben schon ein … Paar ab, was?“, brachte Meredith zwischen klappernden Zähnen hervor und schnappte sich einen toten Ast. Er war zwar keine große Hilfe beim Gehen, aber besser als nichts. „Zwei Verletzte, die nach Hause hinken.“
Mit ihrem wackeligen, unsicheren Gang trat Meredith plötzlich mit ihrem kranken Bein auf einen versteckten Stein. Ein Schmerz durchzuckte sie, als hätte ihr jemand ein glühendes Eisen in die Hüfte gerammt. Meredith schrie auf und stürzte. Als ihre Knie auf den Boden trafen, ließ sie Gingers Zügel los.
Meredith atmete ein paarmal tief ein und versuchte, ihren Körper durch pure Willenskraft dazu zu bringen, sich zu erheben. Sie konnte sich ausruhen, wenn sie zu Hause war – zu Hause bei Travis.
Travis. Meredith konzentrierte sich auf ihren Ehemann, auf die Pläne, die sie geschmiedet hatte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und darauf, dass sie ihm endlich eine richtige Ehefrau sein wollte.
Sie waren schon fast da, vielleicht noch zwei Kilometer entfernt. Ich kann es schaffen.
Meredith stemmte den Stock gegen den Boden und stand langsam auf. In dem Moment jedoch, als ihr Fuß den Boden berührte und sie ihr Körpergewicht auf das rechte Bein verlagerte, gab es unter ihr nach.
„Nein!“ Zornige Tränen füllten ihre Augen, als sie zurück auf den Boden fiel. Warum war ihr Körper nur so schwach?
Ginger trat einen Schritt zur Seite und stupste ihre Besitzerin an, ihre großen braunen Augen schienen sie fragend zu mustern.
Es war Zeit, sich zu trennen.
Meredith setzte sich auf und atmete schwer. Dann nickte sie. „Na gut. Geh und hol die Männer, Ginger.“ Sie klopfte Ginger mit ihrem Stock aufs Hinterteil. „Heija!“
Das Pferd trottete davon, immer noch vorsichtig und das linke Bein schonend.
Mit den Armen zog Meredith sich zu einem nahegelegenen Baum und lehnte sich erschöpft an. Erst dann fiel ihr der Schlüssel um ihren Hals ein. Das Tor zum Land der Archers würde für Ginger versperrt sein.
Sie schloss die Augen und wandte sich an Gott. Hilf Travis, mich zu finden, Herr. Und lass ihn sich nicht zu viele Sorgen machen. Oder sich selbst die Schuld geben.
Je mehr sie an Travis und die Unterhaltung dachte, die sie am Morgen gehabt hatte, desto mehr sehnte sich Meredith nach ihrem Mann. Lass diesen Unfall nicht dazu führen, dass seine Ängste noch größer werden. Sorg dafür, dass er merkt, dass er sich in allen Dingen auf dich verlassen kann.
Ihre Erschöpfung wurde immer größer und Meredith schloss die Augen. Sie würde sich nur für ein paar Minuten ausruhen, wieder zu Kräften kommen. Dann würde sie im Notfall nach Hause kriechen. Travis brauchte sie.
Kapitel 30
Travis und Neill kamen durchnässt und ausgekühlt von der Weide zurück. Als das Haus in Sicht kam, trieb Travis Bexar zu einem leichten Galopp an. Was würde er jetzt nicht alles für eine Tasse von Merediths heißem Kaffee geben! Wenn er Glück hatte, hätte sie auch noch ein paar von den Haferkeksen für ihn übrig. Falls Crockett, Moses und Josiah sich nicht schon darüber hergemacht hatten.
Die drei hatten es heute gut gehabt, da sie unter einem Dach im Trockenen hatten arbeiten können. Trotzdem hatte Meredith wahrscheinlich die halbe Küche geplündert, um die beiden Männer zu bezahlen, die Kekse mit eingeschlossen. Doch Travis konnte es ihr nicht verübeln. Die beiden hatten in den letzten Wochen genauso hart gearbeitet wie jeder Archer und sie verdienten einen angemessenen Lohn.
Travis schätzte Moses ’ Fähigkeiten, seine Arbeit und, ja, er musste es zugeben, auch den Mann selber. Er und Josiah würden hier fehlen, jetzt, wo die Scheune fertig war.
Crockett
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