Kann es wirklich Liebe sein
sich von seinem Instinkt leiten. Eine kleine Bewegung am Fuß einer Pinie erregte seine Aufmerksamkeit.
„Meredith.“ Sofort änderte er seine Laufrichtung. Fast wäre er an ihr vorbeigerannt, weil das dunkle Braun ihres Mantels mit der Umgebung verschmolz.
Travis ließ sich neben sie auf den Boden fallen. „Meri? Ich bin hier, Schatz! Bist du verletzt?“ Er fuhr mit den Händen über ihre Arme und hinunter zu ihrem Bein, um nach Brüchen zu suchen. Erschrocken stellte er fest, wie nass ihre Röcke waren. Eis hatte sich auf dem Stoff gebildet und sie reagierte zuerst gar nicht auf seine Berührung, als habe sie kaum noch Gefühl in den Händen.
„Es tut mir leid, Travis.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, deshalb hielt er inne. Doch sie war bei Bewusstsein und das ließ ihn erleichtert aufatmen. Ihr Gesicht war allerdings so blass, dass er Angst hatte, sie könne jeden Augenblick ohnmächtig werden. „Der Sturm kam so schnell … Ginger ist gefallen …“ Meredith hob die Augen. „Ich wollte dir keine Sorgen machen.“
Dann ließ sie ihren Kopf sinken, als habe sie durch diese wenigen Worte all ihre Energie aufgebraucht.
Travis schob einen Arm unter ihre Beine und den anderen um ihren Rücken und zog sie an seine Brust. Zu seinem Herzen. Dann erhob er sich langsam und rief seinen Bruder.
„Crockett. Wir brauchen die Pferde. Ich muss sie nach Hause bringen.“
Crockett rannte durch die Bäume und schrie nach Neill. Travis folgte ihm langsamer mit seinem kostbaren Schatz in den Armen. Moses und Josiah schlossen sich ihm mit besorgten Gesichtern an.
Endlich preschten Neill und Crockett durch die Bäume heran. Crockett sprang ab und streckte Travis seine Arme entgegen. „Lass sie mich halten, während du aufsteigst. Dann gebe ich sie dir wieder.“
Travis wollte Meredith nicht loslassen, nicht einmal für einen kurzen Augenblick, doch er wusste, dass sein Bruder recht hatte. Er legte sie sanft in Crocketts Armen ab und bestieg sein Pferd. Im Stillen wünschte er sich, er hätte die besser trainierte Bexar bei sich, doch er hielt das Pferd mit seinen Knien ruhig, während er sich zu Crockett hinabbeugte.
„Gut, ich bin bereit.“
Als Crockett Meredith gerade in seine Arme legen wollte, tat das nervöse Pferd einen Schritt zur Seite. Sofort war Moses da und schnappte sich die Zügel, um es still zu halten.
Travis verstärkte seinen Griff um Meredith und zog sie nah an sich heran. Sie verbarg ihre Hände auf der Suche nach Wärme unter seinem Mantel, während sie sich an ihn schmiegte. Selbst durch sein Flanellhemd hindurch konnte er ihre eisigen Finger spüren.
„Bring das Mädchen gut nach Hause, Travis“, sagte Moses noch, als er die Zügel wieder losließ.
„Danke, mein Freund. Für alles.“ Travis presste seine halberfrorene Frau fest an sich und galoppierte, so schnell es das Wetter und das zusätzliche Gewicht auf dem Rücken des Pferdes zuließen, nach Hause.
Kapitel 31
Meredith fühlte sich, als würde sie fallen. Mit einem kleinen Schrei kämpfte sie gegen die Lethargie an und versuchte, sich an dem warmen Felsen festzuhalten, von dem sie abzugleiten schien.
„Schhh, Meri. Es ist alles gut“, sagte der Fels. „Wir sind zu Hause. Lass mich kurz los, Schatz, damit ich absteigen kann. Dann trage ich dich ins Haus.“
Doch sie wollte nicht loslassen. Ohne ihren Felsen würde sie fallen. Sie wäre wieder alleine in der Kälte. „Nein“, murmelte sie und verstärkte ihren Griff.
Etwas Weiches berührte ihre Stirn. Es hinterließ einen kleinen warmen Kreis auf ihrer Haut, wie ein Versprechen. „Vertrau mir, Meri.“ Wärme breitete sich auf ihrer Wange aus, Wärme und Vertrautheit. Seltsam, wie sehr ihr Fels nach Travis klang.
Starke Hände ergriffen ihre Handgelenke und lösten sanft die verkrampften Finger. Meredith wimmerte, kämpfte jedoch nicht mehr dagegen an. Sie vertraute der Stimme ihres Ehemannes – egal, ob er nun ein Fels oder ein Mensch war.
Als der Fels sich unter ihrer Wange wegbewegte, kamen die Hände wieder und ergriffen ihre Schultern in dem Moment, als sie nach vorne zu fallen drohte. Sie versuchte, sich selbst aufrecht zu halten, aber offensichtlich hatten sich ihre Knochen in Brei verwandelt, denn sie sank immer wieder zur Seite.
„Ich habe dich, mein Schatz.“
Das Fallen hatte ein Ende, als sie sich endlich wieder gegen den Felsen lehnen konnte. Sie zwang sich dazu, ihre Augen zu öffnen, und diese kleine Handlung verlangte ihr schon alle
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