Kann es wirklich Liebe sein
einzuholen und hielt ihn am Arm fest. „Ich kann helfen, Travis.“
Die dunkelbraune Weste, die Travis trug, wirbelte heftig herum, als er sich zu ihr umwandte. „Das ist nicht dein Kampf! Bleib einfach im Haus und zieh den Kopf ein. Du kennst dich hier nicht aus und es würde mich nur aufhalten, dir alles zu erklären.“
Auch wenn er es nicht sagte, wusste sie genau, was er dachte. Der Blick auf ihr Bein in der Küche hatte Bände gesprochen. Er glaubte, dass sie schwach war. Eine Belastung.
Meredith erwiderte nichts weiter, als Travis hinüber zur Scheune lief, aber während sie zurück in die Küche ging, schwor sie sich, ihm zu beweisen, dass sie mehr als nur ein hinkendes Mädchen war. Sie war klug und stark und fähig und jeder, der etwas anderes dachte, musste eines Besseren belehrt werden.
In der Küche angekommen, ließ sie ihren Blick schweifen. Der mit schmutzigem Geschirr beladene Tisch und der Herd, der mit Essensresten bespritzt und verklebt war, wirkten auf sie wie eine Herausforderung. Meredith zog ihren Mantel aus, krempelte die Ärmel ihres Kleides hoch und fing an, das Geschirr zusammenzuräumen. Es mochte nicht die heldenhafteste aller Aufgaben sein, aber sie würde die Küche so auf Vordermann bringen, dass diese dickköpfigen Archers sie nicht wiedererkennen würden.
Außerdem konnte sie ihren Gedanken am besten freien Lauf lassen, wenn sich ihre Hände im Waschwasser befanden. Und nachdenken musste sie, das war ihr klar. Die Männer hatten sich so darauf konzentriert, wie sie die Dinge retten konnten, die sich in der Scheune befanden, dass sie vergessen hatten, sich eine Strategie zu überlegen, wie sie die Scheune selbst erhalten konnten. Das war nun ihre Aufgabe.
Als das Geschirr gewaschen und der Herd gereinigt war, machte Meredith sich daran, Phase eins ihres Planes in die Tat umzusetzen. Zuerst zog sie jeden Suppentopf, Eimer und Waschzuber hervor, den sie finden konnte. Dann durchsuchte sie die Regale nach medizinischen Gütern. Sie betete dafür, dass Travis und seinen Brüdern nichts geschah, aber für den Fall der Fälle wollte sie gewappnet sein. Dann ging sie durch die Schlafzimmer und sammelte alte Decken ein. Es gab mehr als eine Art, ein Feuer zu bekämpfen. Sie wollte so viele Mittel wie möglich zur Verfügung haben.
Meredith stapelte die Decken im größten Waschzuber und hob ihn mit einem Ächzen an. Dann machte sie sich auf den Weg zu der Hintertür, die sie in einer kleinen Kammer neben der Küche entdeckt hatte. Der Zuber knallte immer wieder mit einem leichten Plingplong gegen ihre Hüfte. In der Kammer angekommen, öffnete sie die Tür und starrte in den Hof hinaus, bis sie in der Dunkelheit gefunden hatte, wonach sie suchte. Sie streckte sich noch einmal und machte sich dann auf zur Koppel.
Die Männer hatten gut gearbeitet. Der Esel und die Milchkuh waren bereits hier und mit ihnen vier gesattelte Pferde. In einiger Entfernung sah sie den Heuwagen neben der Scheune stehen. Stimmen drangen aus dem Gebäude und Meredith vermutete, dass sie sich nun alle gemeinsam um das Heu kümmerten. Sie musste sich beeilen, wenn sie wieder im Haus sein wollte, bevor die Männer zurückkamen, um ihre Mäntel zu holen. Schnell lief sie zurück, um die Gefäße zu holen, die sie vorher zusammengesammelt hatte.
Als sie wieder an der Koppel war, ergriff Meredith die Pumpe und füllte den Trog so weit, dass das Wasser über den Rand floss. So würde es leicht sein, mit den Eimern und Töpfen immer wieder Nachschub zu holen. Schließlich tränkte sie auch die Decken mit Wasser und legte sie neben den Trog. Dann füllte sie alle Gefäße. Als sie fertig war, reihte sich eine ganze Schlange von fertig präparierten Behältnissen am Zaun der Koppel auf. Zufrieden nickte Meredith und ging zurück in die Küche.
Vom Fenster aus konnte sie die vorbereiteten Eimer in der Dunkelheit nicht ausmachen, doch es beruhigte sie zu wissen, dass sie da waren. Es war seltsam, dass sie einen solchen Beschützerinstinkt entwickelte, wenn sie sich die brennende Scheune vorstellte. Sie war nicht einmal zwei Stunden auf dem Land der Archers und schon fühlte sie sich irgendwie zugehörig, wenn sie so über den Hof blickte.
„Ich weiß, dass deine Männer kommen, Roy“, flüsterte sie in die Dunkelheit hinaus, „aber ich werde dich mit allem bekämpfen, was mir zur Verfügung steht.“
Das Schlagen der Haustür und die schweren Schritte im Flur zogen Merediths Aufmerksamkeit vom Fenster weg.
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