Kann es wirklich Liebe sein
es ihr wieder gut geht, muss sie gehen. Ich will nicht, dass die Leute aus der Stadt hier herumschnüffeln, weil einer von ihnen fehlt. Auch ihrem Ruf würde es wahrscheinlich nicht guttun, wenn man sie auf einer Ranch mit vier Männern findet.“ Das Letzte, was er wollte, war, Meredith noch mehr Kummer zu bereiten. Das hatte er schon genug getan.
„Einverstanden.“ Crockett klopfte ihm auf den Rücken. „Warum schläfst du nicht noch ein Weilchen, bis die Sonne aufgeht? Ich bleibe solange bei ihr.“
Travis schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe ihr versprochen, da zu sein, wenn sie aufwacht, und ich halte mein Wort.“ Er rieb sich über das stoppelige Kinn und erhaschte einen Blick auf sein Spiegelbild, als er zu seinem Waschtisch hinüberschaute. Erschöpft war für den Anblick, der sich ihm bot, noch euphemistisch ausgedrückt. „Aber vielleicht brauche ich ein paar Minuten, um mich sauber zu machen. Ich könnte eine Wäsche und frische Klamotten gebrauchen.“
„Ja, allerdings.“ Crockett verzog sein Gesicht zu einem gespielten Ausdruck des Ekels, dann brach allerdings sein Grinsen wieder durch. „Mach schon.“ Er schob Travis zu dem Schrank, in dem sich saubere Hemden und Hosen befanden. „Sie wird die nächsten Stunden nicht aufwachen, also hast du genug Zeit, um dich hübsch zu machen … für sie.“
Travis zog das verschwitzte, dreckige Hemd aus und warf es in Richtung von Crocketts Kopf. Der Witzbold duckte sich rechtzeitig und sein unterdrücktes Lachen folgte Travis den Flur hinunter.
* * *
Als Meredith das nächste Mal aufwachte, stand die Sonne hoch am Himmel. Travis hatte im Sessel neben dem Bett gedöst, bis ein Stöhnen ihn aufschrecken ließ. Er rückte näher ans Bett. Würde sie diesmal einen klareren Verstand haben?
„Beweg dich nicht zu schnell“, warnte er sie, als sie sich auf die Seite rollte. „Davon geht es deinem Kopf nur schlechter.“ Er legte eine Hand auf ihre Schulter, um sie festzuhalten.
„Travis?“ Sie blinzelte und öffnete ihre Augen.
„Ich bin hier, Meredith.“
Sie lächelte ihn an und es wurde ihm ganz seltsam zumute. Da er dieses Gefühl nicht näher analysieren wollte, räusperte er sich und griff nach einem Glas Wasser.
„Hast du Durst?“
Ihre Augen verloren den friedlichen Schimmer. Sie biss sich auf die Unterlippe und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Du musst gehen“, sagte sie mit zittriger Stimme.
„Gehen? Warum?“ Zuerst hatte sie ihn angebettelt, dass er blieb, und jetzt schickte sie ihn weg. Travis stieß seinen Atem aus und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Die Verwirrtheit der Frau griff langsam seinen eigenen Verstand an.
Ihr Gesicht wurde knallrot und sie senkte den Blick. „Ich muss eine … sehr private Angelegenheit erledigen.“ Ihre Stimme wurde am Ende so leise, dass er sie kaum noch hören konnte. Doch als er die Bedeutung ihrer Worte endlich verstand, kroch eine unangenehme Hitze seinen Nacken hinauf.
„Oh.“
Was um Himmels willen sollte er jetzt tun? Sie konnte sich wegen ihrer Schmerzen kaum im Bett herumdrehen. Wie sollte sie aufstehen und den Raum durchqueren? Was, wenn ihr schwindelig wurde und sie stürzte?
Travis biss die Zähne aufeinander. Er würde ihr aufhelfen, doch bei Gott, den Rest würde sie alleine erledigen müssen.
Ohne weitere Diskussion zog Travis den Nachttopf unter dem Bett hervor und stellte ihn so neben das Bett, dass Meredith sich am Bettpfosten würde festhalten können. Er sah sich im Raum um, ob er noch etwas fand, das ihr helfen würde. Sein Blick fiel auf die kleine Tasche, die Neill gestern Nacht in der Satteltasche von Merediths Pferd gefunden hatte. Ohne um Erlaubnis zu fragen, durchwühlte er sie und fand ein Baumwollnachthemd, das er ans Fußende des Bettes legte. Die Tasche legte er daneben. So könnte sie beides erreichen, wenn sie wollte.
Als er sich wieder Meredith zuwandte, hatte sie sich bereits aufgerichtet und die Beine über die Bettkante geschwungen. Vor Schmerzen hatte sie die Stirn in Falten gelegt, doch ihr Rücken war durchgestreckt und ihr Kinn erhoben.
Diese Frau hatte Stehvermögen. Wenn er das nicht schon in der Nacht erfahren hätte, wäre es ihm spätestens jetzt klar geworden, als er sah, wie sie sich trotz ihrer Schmerzen verhielt.
Travis eilte an ihre Seite und legte einen Arm um ihre Taille. Etwas Rosafarbenes blitzte hinter Meredith zwischen den Laken hervor. Er erkannte das Korsett, schnappte es sich und warf es ans Bettende zu den anderen
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