Kann es wirklich Liebe sein
erinnern. Travis könnte sie verlassen, wenn sie es nicht tat. Sie wollte nicht, dass er sie verließ.
Trotz des Pochens in ihrem Schädel suchte sie nach ihren verschwommenen Erinnerungen. Bilder zuckten vor ihren Augen, jedoch immer gerade außer Reichweite. Flammen. Eine Reihe von Eimern. Eine graue Decke in ihrer Hand. Die Bilder taumelten durcheinander, ergaben keinen Sinn. Dann sah sie ein Gebäude. Groß. Offen. Feuer leckte an den Wänden.
„Eine Scheune!“, rief sie triumphierend. „Deine Scheune hat gebrannt und ich habe geholfen, sie zu löschen, richtig?“ Sie fand seine Hand und ergriff sie. „Das stimmt, oder? Siehst du, du musst mich nicht verlassen, Travis. Ich kann mich erinnern. Ich lasse dich nicht im Stich. Ich verspreche es.“
Travis’ Gesicht verschwamm vor ihren Augen und ihre Lider wurden zu schwer, um sie noch länger offen zu halten. Ihre Finger wurden schwach und sie konnte Travis’ Hand nicht länger festhalten. Angst griff nach ihr. Er verließ sie!
„Geh nicht, Travis. Bitte.“ Ihre Zunge schien über die Worte zu stolpern, während es um sie herum immer dunkler wurde. „Verlass mich nicht.“
Dann legte sich plötzlich eine warme Hand um ihre und schenkte ihr die Kraft, die sie nicht länger aufbringen konnte. „Ich gehe nirgendwohin, Meredith. Ruh dich aus. Ich werde da sein, wenn du wieder aufwachst.“
Ruhe breitete sich in ihr aus, als sie in die Dunkelheit glitt, und ihr Geist lächelte.
* * *
Travis hielt Merediths Hand noch einige Minuten lang und beobachtete, wie sie schlief. Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch sie schien jetzt entspannter zu sein als vorher, als beruhige sie der Gedanke, dass er da war. Doch wahrscheinlich war es gar nicht wirklich seine Gegenwart, die sie ruhiger machte. Sie kannte ihn immerhin kaum. Bestimmt wollte sie einfach nur nicht alleine sein und er war gerade zur Stelle. Es hätten genauso gut Crockett oder Neill sein können.
Doch trotz dieser logischen Feststellung konnte Travis das Gefühl nicht abschütteln, dass er ihr mehr bedeutete. Die Dinge, die Meredith in ihrer kurzen – und sicherlich bizarren – Unterhaltung gesagt hatte, klangen so vertraut. So sehr, dass sie ihn durcheinanderbrachten und ein warmes Gefühl in ihm aufsteigen ließen.
Hatte sie wirklich von ihm geträumt?
Travis lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ langsam Merediths Hand los. Er rieb sich die Augen und versuchte so, die Müdigkeit zu vertreiben, dann fuhr er sich übers Gesicht. Die Bartstoppeln kratzten ihn und entlockten ihm ein leises Lachen.
Sie hatte recht. Er musste sich dringend rasieren.
Im Flur knarrte eine Diele und Travis sah zu Crockett auf, der in der Tür stand – barfuß, mit hängender Hose und zerknittertem Hemd. „Ich dachte, ich hätte Stimmen gehört.“
„Hast du.“ Travis erhob sich ächzend und bedeutete seinem Bruder, näher zu kommen. „Meredith ist vor ein paar Minuten aufgewacht. Sie wusste nicht, wo sie ist, und hat wirres Zeug geredet.“ Er sah von seinem Bruder zu der Frau in seinem Bett. „Sie dachte, sie wäre zu Hause, und konnte sich nicht an das Feuer erinnern, bis ich ihr davon erzählt habe. Selbst dann musste sie tief in ihren Erinnerungen wühlen.“
Travis biss die Zähne zusammen und stählte sich für die Antwort auf die Frage, die er nun stellen würde. „Du glaubst doch nicht, dass ihr Verstand irgendwie beeinträchtigt ist, oder?“
„Nicht nachhaltig, nein.“ Crockett beugte sich über das Bett und legte seine Hand auf Merediths Stirn, wie Travis es vorher getan hatte. Dann wandte er sich wieder um. „Verwirrung und Gedächtnisverlust waren zu erwarten. Ihr Gehirn wurde ordentlich durchgeschüttelt. Ich würde mir keine Gedanken machen, es sei denn, in ein paar Tagen ist es immer noch so.“
„Also wird sie wohl eine Weile hierbleiben müssen.“
„Ja.“ Crocketts Stimme nahm einen verteidigenden Tonfall an. „ Ich will nicht, dass sie das Bett verlässt, bevor sie sich vollständig erholt hat. Wenn wir sie zu früh reiten lassen, wird sie noch orientierungslos durch die Wälder irren. Ich weiß, dass es dir nicht gefällt, Fremde hier zu haben, Travis, aber ich muss darauf bestehen.“
„Meredith hat bewiesen, dass sie auf unserer Seite steht“, stimmte Travis zu. „Sie kann so lange hierbleiben wie nötig.“
Er räusperte sich, da er fürchtete, Crockett könnte bemerken, wie leicht es ihm fiel, bei Meredith seine eigenen Regeln zu brechen. „Aber sobald
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