Kann es wirklich Liebe sein
„Es muss dir nicht leid tun. Die Jungs und ich bauen eine neue.“
„Aber das bedeutet harte Arbeit. Vielleicht, wenn ich nur früher hier gewesen wäre …“
Travis’ Mund wurde hart. „Niemand gibt dir die Schuld, Meredith! Mitchell trägt ganz allein die Verantwortung. Ohne deine Warnung wäre alles nur noch schlimmer geworden.“
Travis ließ sich in den Sessel fallen und wollte weiterreden, doch da fiel ihm auf, dass sie ihm gar nicht die üblichen Fragen gestellt hatte. „Erinnerst du dich daran, was passiert ist?“
Sie wollte den Kopf schütteln, zuckte jedoch vor Schmerz zusammen. „Nicht wirklich. Ich erinnere mich daran, dass ich das Feuer bekämpft habe, aber ich weiß nichts mehr davon, dass du mit deinen Brüdern zurückgekommen bist.“
„Weißt du noch, dass ich dir erklärt habe, woher deine Verletzung kommt?“
„Samson war es, stimmt’s?“
Er nickte und sie lächelte wie eine Schülerin, die versuchte, ihren Lehrer zu beeindrucken. „Das hast du mir erzählt, als ich vor einer Weile wach geworden bin.“
„Und die vier Male davor auch.“ Ein Grinsen trat auf sein Gesicht. Es ging ihr besser. „Ich bin froh, dass du es endlich behalten hast.“
Sie zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Viermal? Wie lange war ich denn …“ Sie sah sich um, als würde sie jetzt erst bemerken, wo sie sich befand, und zog die Bettdecke bis zum Kinn.
Sofort verflog die vertraute, fast heitere Stimmung.
„Es ist beinahe Abendessenszeit. Ich sage Jim, er soll dir etwas Eintopf bringen, wenn du glaubst, dass du schon essen kannst.“
„Abendessenszeit?“, quietschte sie erschrocken. „Ich war die ganze Nacht und den ganzen Tag hier?“
„Und wahrscheinlich wirst du so bald auch nicht von hier wegkommen.“ Nach ihrem schockierten Gesichtsausdruck zu urteilen, schien ihr dieser Gedanke gar nicht zuzusagen. Nun, an ein Krankenzimmer gefesselt zu sein, wenn man eigentlich dringend Arbeit zu erledigen hatte, war auch nicht gerade besser. Wenn er damit leben konnte, konnte sie es sicherlich auch.
„Hör mal, Meredith. Wir haben keine Wahl. Der Verband um deinen Kopf ist nicht zur Zierde gedacht. Du bist ernsthaft verletzt. Crockett weiß genau, wovon er redet, wenn es um solche Sachen geht. Er besteht darauf, dass du hierbleibst, bis es dir wieder hundertprozentig gut geht. Sonst fällst du irgendwo vom Pferd, meinte er. Bis jetzt konntest du dich noch nicht einmal daran erinnern, wo du überhaupt bist. Auf keinen Fall werde ich dich hier wegschicken, nur weil es der Anstand gebietet. Der Anstand wurde nicht von einem Esel am Kopf getroffen.“
Travis atmete tief ein und versuchte, sich zu beruhigen. Es war nur natürlich, dass sie sich unwohl fühlte. Sie lag nur mit ihrem Nachthemd bekleidet im Bett eines fremden Mannes. Jede anständige Frau würde da protestieren. Es zeigte nur, wie verwirrt sie wirklich gewesen war, als sie ihn als ihren Traumprinzen bezeichnet hatte. Travis sollte dafür dankbar sein, dass sie endlich wieder bei Verstand war.
Aber warum war da dieser Druck in seiner Brust, wenn er daran dachte, dass sie ihn bald verlassen würde?
„Ich verstehe.“ Meredith sah ihn mit ihren großen Augen an und er merkte, dass sie versuchte, ihre Beklommenheit zu verdrängen. Aber als sie anfing, auf ihrer Unterlippe herumzukauen, merkte er, dass sie ihre Sorgen dennoch quälten.
„Unsere Patientin ist endlich aufgewacht.“ Crockett lehnte entspannt im Türrahmen. Seine Hose und das Hemd waren dreckverschmiert, doch sein Gesicht und die Hände schienen frisch gewaschen zu sein. „Wie geht es dir, Meredith?“
„Besser, danke.“ Ihre Augen blieben nach unten gerichtet und der Griff um die Bettdecke verstärkte sich.
Travis trat ans Bettende, um sie vor dem Blick seines Bruders abzuschirmen. „Sie erinnert sich wieder“, sagte er. „Nicht an alles, aber an genug, sodass wir ihr nicht alles immer wieder erzählen müssen.“
„Das klingt doch gut.“ Crockett sah Meredith um Travis herum an. „Noch ein paar Tage und du bist wieder fit.“
Merediths Stöhnen brachte Travis schließlich dazu, Crockett an den Schultern zu greifen und ihn aus dem Raum in Richtung Küche zu schieben.
Crockett sträubte sich und seine Stimme klang besorgt. „Hat sie Schmerzen?“
„Nur, wenn sie sich bewegt.“ Travis schob seinen Bruder den Flur entlang.
„Stimmt etwas nicht?“, flüsterte der. „Du tust gerade so, als wollte ich ihr irgendwas antun.“
„Das ist es nicht. Es
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