Kann es wirklich Liebe sein
Sachen. Vielleicht war ihr Verstand noch so benebelt, dass sie denken würde, sie selbst hätte es ausgezogen und dort abgelegt. Travis hoffte es.
Dann verstärkte er seinen Griff um ihre Taille und hob sie langsam auf die Füße. „Ganz langsam“, sagte er. „Ich helfe dir, ans Bettende zu kommen.“
Sie lehnte sich gegen ihn und gemeinsam näherten sie sich dem Fußende des Bettes. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, ließ Meredith ihn los und klammerte sich an dem Bettpfosten fest. Travis bemerkte erstaunt, dass ihm der fehlende Körperkontakt sofort auffiel. Er ließ seinen Arm noch einen Moment auf ihrer Taille liegen. Schließlich musste er aber doch loslassen.
„Ich bin direkt vor der Tür.“ Er nickte und schob verlegen die Daumen unter seine Hosenträger. „Ruf mich, wenn du irgendetwas brauchst.“
Er konnte sie nicht ansehen, wie sie da so halb ausgezogen stand, aber er hörte ihr leises Dankeschön, als er schon im Türrahmen stand.
Als er die Tür hinter sich zugezogen hatte, sank er erleichtert gegen die Wand und stieß den Atem aus.
Fünfzehn Minuten später rief Meredith ihn zurück in den Raum. Sie hatte sich umgezogen und war zurück ins Bett geklettert. Die Decke hatte sie hoch bis zum Kinn gezogen und sie biss sich auf die Lippe, während sie ihn ansah.
„Ich will dir nicht noch mehr Umstände machen“, sagte sie leise, „aber ich konnte nicht alle Haarnadeln rausziehen. Es tut so weh, wenn ich meinen Kopf drehe.“
Travis ging zu ihr, setzte sich neben sie und ergriff die erste Nadel, die er sah. Meredith zuckte zusammen, als er einfach zog und ein paar Haare daran hängen blieben. Travis sah finster drein. Seine Farmerfinger waren zu dick und ungeschickt für diese Aufgabe. Aber wer hätte es sonst machen sollen? Er biss die Zähne zusammen und griff nach der nächsten Nadel. Dieses Mal war er ganz vorsichtig und Meredith zuckte nicht zusammen, als er den schwarzen Draht entfernte. Sein Selbstvertrauen wuchs, und als er die letzte Haarnadel entfernte und auf das Häufchen neben sich legte, hatte Meredith ihre Augen geschlossen und war gegen seine Schulter gesunken.
Travis legte sie auf das Kissen zurück und erhob sich leise. Doch das Bett knarrte unter ihm und Merediths Lider flatterten.
„Travis?“, flüsterte sie mit brüchiger Stimme.
„Ja?“
„Du bist der beste Held, von dem ich je geträumt habe.“
Und in diesem Moment wurde Travis klar, dass er mehr sein wollte als der Held ihrer Träume. Er wollte für sie da sein. Im wirklichen Leben.
Doch seine Wünsche standen niemals an erster Stelle. Seine Brüder, sein Land – das war das, was zählte und was er zu beschützen geschworen hatte. Und wegen Merediths Verbindung zu Mitchell konnte er sich keine selbstsüchtigen Träumereien leisten. Nein, sobald es Meredith besser ging, würde er dafür sorgen, dass sie dorthin zurückging, wo sie hingehörte – und das war mit Sicherheit nicht bei ihm.
Kapitel 10
Meredith schwebte den ganzen Tag in einem Zustand von Wachen und Schlafen. Jedes Mal, wenn sie aufwachte, stellte sie die gleichen Fragen: Wo war sie? Was war passiert? Und jedes Mal gab Travis ihr die gleichen Antworten. Doch obwohl ihr Gedächtnis weiterhin beeinträchtigt war, schien ihre Desorientierung allmählich nachzulassen. Sie redete nicht mehr von Träumen und Helden, wofür er mehr als dankbar war. Wenn Crockett einen dieser Kommentare mitgehört hätte, hätte er Travis für den Rest seiner Tage damit aufgezogen. Außerdem, je weniger er selbst über diese Dinge nachdachte, desto besser. Er hatte keine Zeit dafür, jemandes Held zu sein. Er hatte genügend Sachen, um die er sich kümmern musste.
Zum Beispiel die Tatsache, dass jemand ihn von seinem Grund und Boden vertreiben wollte. Und dass er deshalb keine Scheune und nur die Hälfte des Heus hatte, das er brauchte, um seine Tiere durch den Winter zu bringen. Außerdem beherbergten sie eine verletzte Frau, die ihn im Haus hielt, wo er doch eigentlich seinen Brüdern dabei helfen sollte, eine Ersatzunterkunft für die Pferde zu bauen. Travis ging ans Fenster und sah hinaus.
„Das mit der Scheune tut mir leid, Travis.“ Merediths sanfte Stimme legte sich um ihn wie eine gemütliche, weiche Decke. Er wandte sich um und sah, dass sie sich aufgerichtet hatte und ihn aus erstaunlich klaren Augen ansah.
Woher wusste sie, was er gerade gedacht hatte? Er setzte ein Lächeln auf, da er sie nicht mit seinen Sorgen belasten wollte, und trat an das Bett.
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