Kann es wirklich Liebe sein
Mitchell in die Finger bekommen will. Du könntest Mitchell heiraten und den Rest deines Lebens mit einem Mann verbringen, den du verachtest. Oder du kannst ihn zurückweisen und abwarten, was er dir antun wird, um dein Land zu bekommen. Er könnte Feuer legen wie bei uns oder er könnte dich kompromittieren, um dich vor den Altar zu zwingen. Egal, wie vorsichtig und selbstständig du bist, eine Frau, die alleine lebt, hat keine Chance gegen einen Mann wie ihn.“
Meredith hielt ihren Kopf hoch erhoben, doch sie schien langsam wieder schwächer zu werden. Travis zog zwei Stühle heran. Er wusste nicht, ob es an seinen Worten oder ihrer Verletzung lag, doch er würde nicht zulassen, dass sie ohnmächtig wurde. Er stellte ihr den Stuhl hin und fuhr dann fort, als wäre es ihm egal, ob sie sich setzte oder nicht.
„Deine einzige andere Option ist, einen von uns zu heiraten.“ Er hielt kurz inne. „Mich.“ Plötzlich hatte er das Gefühl, sich räuspern zu müssen. „Diese Alternative würde deinen Ruf retten, dir ein Zuhause schenken und dir den Schutz von vier Männern sichern. Also, wenn du keinen anderen Vorschlag hast …?“
„Eigentlich habe ich einen.“ Ihre leise Erwiderung verwirrte ihn.
„Wirklich?“ Er sah zu Crockett hinüber. Sein Bruder zuckte mit den Schultern.
Meredith nahm langsam Platz und hielt ihren Rücken steif aufgerichtet. „Ich könnte Anderson County verlassen. Ich könnte weiter nach Westen gehen, wo durch die Eisenbahn neue Orte erschlossen werden, oder in eine große Stadt ziehen, in der mich niemand kennt.“ Sie reckte ihr Kinn vor. „Ich könnte Arbeit finden. Ein neues Leben anfangen.“
Anderson County verlassen? Travis runzelte die Stirn. An diese Möglichkeit hatte er überhaupt nicht gedacht. Und sie gefiel ihm auch nicht im Mindesten. Es war zu gefährlich. Und aus irgendeinem Grund fühlte er sich … enttäuscht. Außerdem hatte er sich nun schon darauf eingestellt, sie zu heiraten. Es gab keinen Grund, die Sache noch komplizierter zu machen.
„Du bist ein guter Mann, Travis. Ein ehrenwerter Mann.“ Meredith zupfte an dem Hemd, das sie trug. „Du hast den kurzen Halm gezogen und du bist bereit, mit mir vor einen Pastor zu treten, weil du dich verantwortlich fühlst. Aber das bist du nicht. Ich habe die Entscheidung getroffen, hierherzukommen, und jetzt muss ich mit den Konsequenzen leben. Du verdienst es, eine Frau zu bekommen, die du dir selbst aussuchst, nicht eine, die zu heiraten du gezwungen wirst.“
„So ist es nicht, Meredith. Es …“ Travis seufzte und rieb sich über die Wangen. Warum sagte sie nichts darüber, was sie verdiente? Er wusste nicht sehr viel über das, was in Frauen vor sich ging, doch eines wusste er sehr genau – sie verdiente es, eine Wahl zu haben.
„Ich werde dich nicht zwingen, Meredith. Wenn du glaubst, dass es für dich das Beste ist, hier wegzugehen, dann werde ich dich nicht aufhalten. Aber wenn du denkst, dass du dir hier ein Heim aufbauen könntest, mit vier unkultivierten Kerlen, dann hätten wir dich sehr gerne hier. Ich hätte dich sehr gerne hier.“
Er streckte die Hand nach ihr aus und streichelte sanft über ihre Wange. „Du bist eine gute Frau, Meredith Hayes. Du bist stark, tapfer und liebenswürdig. Und wunderschön. Und wenn du dich dazu entscheidest, mir eine Chance zu geben, wäre es mir eine Ehre, dich zu meiner Frau zu nehmen.“
Kapitel 14
Meredith klammerte sich an ihren Stuhl, während sie von einer seltsamen Leichtigkeit erfasst wurde. Travis Archer hatte ihr gerade einen Antrag gemacht. Einen richtigen Heiratsantrag. Gut, er hatte nicht von Liebe gesprochen, aber er kannte sie ja auch erst seit drei Tagen – vier, wenn sie den Tag mitzählte, an dem sie vor zwölf Jahren in seine Falle geraten war. Der Mann brauchte Zeit, um sie besser kennenzulernen. Immerhin war sie schon in ihn verliebt, seit sie zehn gewesen war und er siebzehn. Sie hatte da wohl einen kleinen Frühstart hingelegt.
Aber wollte er sie wirklich? Was, wenn seine schönen Worte nur Schmeichelei waren? Travis war kein manipulativer Mensch, doch wenn sie zustimmte und ihn heiratete, setzte sie ihre ganze Zukunft für eine Wunschvorstellung aufs Spiel. Was, wenn sie sich irrte?
„Meredith?“
Sie blinzelte und konzentrierte sich wieder auf den Mann vor sich. Den Mann, der ihr Ehemann sein könnte, wenn sie nur ja sagte. Den Mann, den sie mehr als jeden anderen wollte. Den Mann, der sie mehr verletzen könnte als jeder
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