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Kann es wirklich Liebe sein

Kann es wirklich Liebe sein

Titel: Kann es wirklich Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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du nicht noch einen Extrahalm für Roy Mitchell ins Spiel gebracht hast. Das hätte ihm gefallen. Aber nein, dann hätte er ja mein Land bekommen und wäre seinem Ziel einen Schritt näher, sich deins auch noch unter den Nagel zu reißen. Das konntest du nicht zulassen. Immerhin steht das Land für dich immer an erster Stelle. Stimmt das nicht, Travis? Das Land und deine Brüder.“
    Irgendwie schaffte Travis es, nicht vor ihrem wütenden Sarkasmus zurückzuweichen. Er hielt ihrem Blick stand, bis sie ihre Augen sinken ließ. Ihre Hände schlossen sich um seine. Ein wohliger Schauer lief ihm über den Rücken, gepaart mit Furcht. Sie öffnete seine Faust und zog den kurzen Strohhalm hervor.
    „Das Land und deine Brüder“, wiederholte sie leiser. „Natürlich hast du den kurzen Halm gezogen. Wie sonst hättest du deine Brüder vor einer Last wie mir bewahren können?“
    „So ist es nicht, Meri.“ Travis streckte seine Hand nach ihr aus, doch sie entzog sich ihm.
    „Ich hätte etwas anderes von dir erwartet, Travis.“ Ihre Worte trafen ihn wie eine Axt den Baumstamm und er schwankte leicht. Das Vertrauen, das er in ihren Augen hatte wachsen sehen, war Enttäuschung gewichen.
    „Ich hätte etwas anderes von euch allen erwartet.“ Sie trat einen Schritt zurück und erzeugte so einen unsichtbaren Graben zwischen sich und den Männern. „Habt ihr nicht daran gedacht, dass ich vielleicht auch etwas zu sagen haben will, wenn es um meine Zukunft geht? Oder habt ihr etwa erwartet, dass ich einfach gehorsam annehme, was ihr vier für mich entscheidet? Dass ich euch so dankbar bin, dass ich alles mit mir machen lasse?“
    Stille erfüllte den Raum.
    Travis schluckte all seine Entschuldigungen hinunter – die Tatsache, dass sie bewusstlos gewesen war, dass sie unter seinem Schutz stand, dass sie sich auf ihn verlassen hatte, als er ihr versprach, sich um alles zu kümmern.
    Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn die Zukunft nicht in der eigenen Hand lag. Wenn er damals vor vierzehn Jahren zuhause geblieben wäre und auf seine Brüder aufgepasst hätte, wie sein Vater es wollte, wäre er niemals in dieses furchtbare Gewitter geraten. Und wenn sein Vater ihn nicht hätte suchen müssen, wäre er niemals vom Pferd gefallen und hätte sich die Wunden zugezogen, die schließlich zu seinem Tod geführt hatten.
    Travis zuckte zusammen, als die alte Schuld ihn wieder zu überwältigen drohte.
    Joseph Archer hatte seinem Sohn an diesem Tag ein Versprechen abgenommen. Ein Versprechen, geboren aus Verzweiflung und dem Verlangen, die Söhne zu beschützen, die er zurücklassen musste. Ein Versprechen, das eine schwere Last auf die Schultern eines Fünfzehnjährigen geladen hatte. Doch der Junge hatte es ohne Murren auf sich genommen. Travis’ Träume und Pläne hatten von da an nicht mehr gezählt. Er hatte für den Schaden geradestehen müssen, den sein Ungehorsam verursacht hatte. Das Archerland und seine Familie zu beschützen, das war sein einziges Ziel geworden – seine Art der Wiedergutmachung.
    Merediths Situation hatte ihren Ursprung allerdings nicht im Ungehorsam. Es war ihre Güte gewesen, die sie hierher geführt hatte. Anders als er verdiente sie es, ihre Zukunft selbst in Händen zu halten.
    „Du hast recht, Meredith.“ Travis verlagerte sein Gewicht und zwang sich dazu, ihr in die Augen zu schauen. „Wir hätten warten und die ganze Sache mit dir besprechen sollen.“
    „Ja. Das hättet ihr.“
    „Würdest du gerne jetzt mit uns darüber reden?“ Er streckte ihr die Hände entgegen und ging vorsichtig auf sie zu.
    „Ich bin kein hysterisches Pferd, das man besänftigen muss.“ Ihr trockener Tonfall ließ ihn innehalten. Er ließ die Hände mit einem Grinsen sinken.
    Er hatte sich ihr tatsächlich so genähert. Seltsam, dass es ihm nicht aufgefallen war, bis sie es erwähnt hatte. Das Mädchen war scharfsinnig. Und intelligent. Vielleicht war es an der Zeit, die Samthandschuhe auszuziehen und sie genauso wie einen seiner Brüder zu behandeln.
    Travis lehnte sich gegen den Tisch. „Du hast recht, Meredith. Keine Beschwichtigungen. Keine Beschönigungen. Lass uns reden.“
    Sie verschränkte die Arme und stellte sich breitbeinig hin wie ein Krieger, der den Angriff erwartete. Mit zusammengezogenen Augenbrauen nickte sie und bedeutete ihm, fortzufahren.
    Travis zählte seine Argumente an den Fingern ab. „Dein guter Ruf steht auf dem Spiel. Du hast kein Zuhause außer dem Haus, das auf dem Land steht, das

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