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Kann es wirklich Liebe sein

Kann es wirklich Liebe sein

Titel: Kann es wirklich Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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war schon immer so gewesen, dass sie einen Vers in ihrer Bibel suchte, wenn er ihr in den Sinn kam, und ihn dann wieder und wieder las. Langsam durchblätterte sie die Seiten und las die Verse, die ihr in den letzten Jahren wichtig geworden waren und die sie unterstrichen hatte.
    Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung … Helft den Heiligen, wenn sie in Not sind; gewährt ihnen jederzeit Gastfreundschaft.
    Sie blätterte vom Römerbrief weiter zum Brief an die Hebräer.
    Lasst uns aufeinander achten und uns zur Liebe und zu guten Taten anspornen.
    Meredith übersprang einige Kapitel. Die Bruderliebe soll bleiben. Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.
    Und dann die Verse aus dem ersten Petrusbrief, die sie mit Bestimmtheit erfüllten. Ebenso sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch sie, falls sie dem Wort des Evangeliums nicht gehorchen, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden, wenn sie sehen, wie ehrfürchtig und rein ihr lebt.
    Im Laufe der Nacht wurde ihre innere Sicherheit immer größer, als sie sich mit den Versen beschäftigte, die der Herr ihr geschenkt hatte. Wie ein roter Faden zogen sich die Gedanken von Dienst, Liebe und Gastfreundschaft durch. Sie hatte gedacht, dass ihre Entscheidung davon abhing, was das Beste für sie war, doch als der Morgen graute, war sie sich sicher, dass sie sich für das entscheiden würde, was am besten in Gottes Plan für sie passte. Den Plan eines Gottes, der treu war, eines Gottes, der das Beste für seine Kinder wollte, eines Gottes, der durch eine Ehefrau den Ehemann segnen und sanft in die richtige Richtung bewegen konnte.
    In der Nacht hatte sie in lebhaften Bildern geträumt. Die Archers eingesperrt auf ihrem eigenen Grund und Boden. Das Schild am Tor, das allen Besuchern drohte. Einsamkeit. Isolation. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
    Ihr war klar geworden, dass Gott durch sie Gutes an Travis tun wollte. Er wollte ihn und seine Brüder verändern. Dieser Gedanke hallte in ihr nach.
    Meredith blätterte zurück zum Römerbrief, wo sie Travis’ kurzen Strohhalm als Lesezeichen hineingelegt hatte. Noch einmal las sie das süße Versprechen, das im achten Kapitel niedergeschrieben war. Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind.
    Sie atmete tief ein und schloss die Augen. „Ich weiß nicht, ob Travis mich jemals lieben wird, aber ich bitte darum, dass ich deinem Versprechen tief in meinem Herzen vertrauen kann, Herr. Hilf mir, daran zu glauben, dass du alles gut machen willst, damit ich nicht unzufrieden oder verbittert werde. Bitte lass mich nicht fallen!“
    Erschöpft durch die lange Nacht, doch gleichzeitig seltsam aufgeregt, kletterte Meredith aus dem Bett und ging hinüber zum Fenster, um den Sonnenaufgang über den Bäumen zu bestaunen. Der dumpfe Schmerz hinter dem Ohr erinnerte sie an ihre Verletzung, doch der Boden blieb, anders als gestern, freundlicherweise völlig unbeweglich. Sie lächelte und dankte Gott still für den kleinen Segen. Für eine Braut gehörte es sich nicht, an ihrem Hochzeitstag wie eine Betrunkene durch die Gegend zu torkeln.
    * * *
    Travis starrte in dem kleinen Badezimmer sein Spiegelbild finster an, während er mit der Rasierklinge an seiner Wange entlangfuhr. Er zuckte zusammen, als die Klinge sein Ohr streifte. Ungeduldig schüttelte er den Kopf und setzte neu an. Seine Finger zitterten. Travis runzelte die Stirn. Der fehlende Schlaf in Kombination mit dem ständigen Gefühl der Unsicherheit hatten ihm seine Ruhe geraubt.
    Wie sollte sich ein Mann auf seine Hochzeit vorbereiten, wenn er nicht einmal sicher sein konnte, dass die Braut da sein würde? Natürlich machte er Meredith keinen Vorwurf für ihre Unentschlossenheit. Jeder brauchte Zeit, um so eine wichtige Entscheidung für sich zu fällen. Doch er war es nun einmal gewöhnt, dass er die Entscheidungen traf. Er ließ sich von seinen Brüdern beraten, durchdachte alles mehrmals, traf eine Entscheidung und setzte sie um. Einfach. Direkt. Praktisch.
    Meredith allerdings ließ ihn im Ungewissen, während sie sich alleine um ihre Probleme kümmerte. Mehr als einmal war er versucht gewesen, an ihre Tür zu klopfen und zu fragen, ob sie eine Entscheidung getroffen hatte, doch sein Verstand hatte ihm abgeraten und so hatte er sie in Ruhe

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