Kann es wirklich Liebe sein
durch die Bäume gestapft war, nur um zu sehen, wie sein Vater seine Mutter auf den Felsbrocken hob, um es sich dann neben ihr bequem zu machen. Joseph Archer hatte sich zu seiner Frau hinübergebeugt und ihr etwas ins Ohr geflüstert, das seine Mutter zum Lächeln gebracht hatte. Dann hatten sie sich zärtlich geküsst.
Da Travis es nicht gewohnt war, zu sehen, wie seine Eltern sich mehr als einen schnellen Kuss auf die Wange gaben, war ihm unwohl geworden, als sie sich länger und länger geküsst hatten. Er hatte sich leise zurückgezogen und war zum Haus zurückgekehrt. Crocketts Sticheleien, dass er nicht in der Lage sei, einen Fisch zu fangen, hatte er über sich ergehen lassen, ohne ein Wort über den Grund zu verlieren. Das Geschehen zwischen seinen Eltern war ihm zu intim erschienen.
Doch seit dem Tag sprach er in Gedanken immer von dem „Kussstein“. Seitdem war er nicht mehr hinaufgeklettert und hatte sich geschworen, dass er das nächste Mal ein Mädchen dabei haben würde, das er küssen konnte.
„Was für ein wunderschöner Ort“, rief Meredith aus, als sie vor dem Felsbrocken stehen blieben.
„Ich hatte gehofft, du würdest ihn mögen.“ Travis beobachtete ihr Gesicht, während sie sich umsah und die zauberhafte Umgebung in sich aufnahm. „Ich dachte, wir könnten uns ein bisschen hierhersetzen und miteinander reden.“
„Das fände ich sehr schön.“ Die Tränen waren aus ihren Augen verschwunden, doch das Funkeln war geblieben.
„Man kann auf dem Felsen gut sitzen.“ Seine Stimme klang rau, daher räusperte er sich schnell. „Ich … ähm … helfe dir schnell.“
Er legte seine Hände um ihre Taille, ihre Blicke trafen sich. Dann hob er sie schnell hoch, da er sich nicht traute, sie noch länger anzuschauen. Er selbst kletterte an der Seite hinauf, wo kleinere Steine einen Aufstieg erlaubten. Er setzte sich eng neben sie, sodass sich ihre Beine berührten, und stützte seinen rechten Arm hinter ihrem Rücken ab. Immer wieder warf er ihr verstohlene Blicke zu, während er so tat, als sei auch er in die Schönheit der Natur versunken. Ihr Mund zog seine Augen wie magisch an und Travis wünschte sich verzweifelt, er hätte gewusst, was sein Vater seiner Mutter ins Ohr flüsterte, bevor er sie geküsst hatte.
Er war so versunken in ihren Anblick, dass es einen Augenblick brauchte, bis er merkte, dass sie mit ihm sprach.
„Ich habe eine Ausbildung gemacht, um Lehrerin zu werden.“ Sie wandte sich ihm zu und sah ihm in die Augen. „Habe ich dir das schon mal erzählt?“
Während er noch versuchte, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren, lehnte sie sich ein wenig zurück und berührte mit ihrem Rücken seinen Arm. „Nein. Ich … ähm … ich glaube nicht. Nein.“
„Nachdem das Versorgungsamt für die Freigelassenen geschlossen wurde, hat mein Vater sie trotzdem noch weiter unterrichtet. Die ehemaligen Sklaven haben so nach der Bildung gehungert, die man ihnen so lange versagt hatte, dass sie große Strapazen auf sich genommen haben, um meinen Vater weiterhin zu bezahlen.“ Ihr Blick war in die Ferne gerichtet. „Als ich älter wurde, hat er mich ab und zu mitgenommen, damit ich den Kleinen Geschichten vorlesen und ihnen beim Lernen helfen konnte. Die Art, wie er unterrichtet hat, hat mich beeindruckt und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich … nützlich und wertgeschätzt gefühlt.“
Sie ließ die Beine baumeln. „Ich bin aufs Palestine Fraueninstitut gegangen, um Lehrerin zu werden, aber dann sind meine Eltern am Fieber gestorben.“ Für einen Moment hielt sie in der Bewegung inne. Dann richtete sie sich auf und fing wieder an, mit den Beinen zu baumeln. „Ich hatte gehofft, dass ich Papas Arbeit in der Schule fortsetzen könnte, aber meine Tante wollte davon nichts hören. Sie bestand da rauf, dass es unziemlich sei, sich mit solchen Leuten abzugeben, und zu gefährlich für eine junge Frau, eine so weite Strecke alleine zu reisen.“
Travis hasste es, dieser alten Schreckschraube zustimmen zu müssen, aber wenn er sich vorstellte, dass Meredith alleine durch die Gegend ritt, wurde ihm ganz anders.
„Als ich Moses heute wiedergesehen habe, hat das meine Träume wieder wachgerüttelt.“ Meri richtete ihre blauen Augen hoffnungsvoll auf ihn. „Ich will wieder unterrichten, Travis. Nur einen Tag in der Woche. Samstags – wenn die meisten Schüler Zeit haben. Ich müsste nur ein paar Stunden von der Ranch weg. Ich könnte nach dem Mittagessen losreiten
Weitere Kostenlose Bücher