Kann es wirklich Liebe sein
Gott sei Dank friedfertig. „Aber ich kann dir nichts versprechen, was gegen mein Gewissen geht.“
Wütend? Worüber redete sie überhaupt? „Ich bin nicht wütend auf dich.“
Sie runzelte die Stirn. „Bist du nicht? Ich hätte schwören können, du kämpfst darum, deine Gefühle im Zaum zu halten.“
Travis hätte beinahe gelacht. Seine süße Frau hatte ja keine Ahnung, welche Gefühle er da gerade im Zaum halten musste. Und so sollte es auch vorerst bleiben. Zumindest so lange, bis er gelernt hatte, sich ein bisschen besser zu kontrollieren.
„Ich verspreche dir, dass ich –“ Merediths Augen wurden groß. „Ach du meine Güte!“ Ihr panischer Blick zuckte zum Haus hinüber und Travis griff schnell nach seinem Gewehr. „Mein Maisbrot!“ Sie raffte ihren Rock und rannte so schnell sie konnte über den Hof.
Travis stieß seinen angehaltenen Atem aus und sah ihr kopfschüttelnd hinterher. Sie war wunderschön. Temperamentvoll. Und obwohl er es hasste, dass sie sich immer wieder in Gefahr begab, bewunderte er ihren Mut und ihr gutes Herz am allermeisten an ihr.
Vielleicht wurde es Zeit, dass er endlich ernsthaft um seine Frau warb.
* * *
Während des Abendessens wartete Travis auf den richtigen Moment. Als Meredith sich nach dem Essen dem Abwasch widmete, entschuldigte er sich und sagte, er wollte nach den Tieren schauen.
Falls seine Frau versuchte, ihm zu gefallen, war sie damit auf dem besten Wege. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals einen so guten Apfelkuchen wie heute Abend gegessen zu haben. Nun wollte er nur noch dringender Zeit mit ihr alleine verbringen. Als er seine Kaffeetasse zu ihr herübergetragen hatte, hatte er den Duft von Zimt und Äpfeln an ihr gerochen und sich gefragt, ob ihre Lippen genauso schmecken würden.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Pferde mit Futter und Wasser versorgt waren, ging er gefolgt von Sadie zurück zum Haus. Die Sonne berührte schon den Horizont und der Himmel wurde allmählich dunkler. Der Mond würde heute wunderbar zu sehen sein – der perfekte Abend für einen Spaziergang.
Er beugte sich zu Sadie herab, um sie zu streicheln, doch das Zuschlagen der Haustür ließ ihn aufblicken. Jim ging mit einer unangezündeten Laterne über die Veranda.
„Gehst du noch in die Werkstatt?“ Travis ging auf ihn zu und traf ihn an der Treppe.
„Ja.“ Jim hielt unschlüssig inne, als warte er darauf, ob noch mehr Fragen folgen würden.
„Was machst du diesmal?“
Jim rückte seinen Hut zurecht und zuckte mit den Schultern. „Eine von diesen Truhen, in denen Frauen Decken und so Zeug verstauen.“
„Eiche oder Pinie?“, fragte Travis, nicht wirklich interessiert an der Antwort.
„Eiche.“
Eine Frage lag Travis noch auf der Zunge, aber er traute sich erst, sie zu stellen, als Jim schon an ihm vorbeigegangen war.
„Glaubst du, es war die richtige Entscheidung, Moses und Josiah anzustellen?“ Travis sah seinem Bruder ins Gesicht und hoffte, ein Anzeichen für seine Gedanken in seinen Zügen zu entdecken.
Wie immer brauchte es seine Zeit, bis Jim antwortete. „Der Mann weiß, wie man ein Haus baut“, sagte er endlich. „Und sein Vorschlag, für die ersten drei oder vier Fuß über dem Boden erst einmal Steine zu verwenden, ist bestimmt gut. Dann kommen wir mit dem Holz, das wir von der alten Scheune nehmen können, viel weiter. Außerdem fangen Steine kein Feuer.“
„Meinst du, er ist vertrauenswürdig?“
„Weiß nicht. Aber er und der Junge sind gute Arbeiter. Sie haben heute schon ordentlich was geschafft, während du mit Crock oben am Horseshoe Rock warst. Und morgen will er sogar sein eigenes Werkzeug mitbringen, damit er sich nicht meins leihen muss. Er scheint in Ordnung zu sein.“
„Gut.“ Einer der Knoten in Travis’ Magen löste sich.
„Ich glaube, Neill gefällt es, jemanden in seinem Alter hier draußen zu haben. Die beiden Jungen haben angefangen zu reden und waren kaum noch zu stoppen.“
Das allerdings konnte bei Jim alles und nichts bedeuten. Für ihn war ein Satz mit mehr als zwei Worten schon ein Gespräch. Allerdings hatte Travis seinen Bruder noch nie so viel am Stück reden hören wie eben gerade.
„Dann freue ich mich auf morgen.“
Jim nickte und ging zum Stall hinüber. Sadie schwänzelte hinter ihm her und ließ Travis mit seinem anderen nervösen Knoten im Magen zurück.
Sicher wäre Meredith jetzt schon fertig mit der Küche. Und hoffentlich würde sich Crockett mit der Andacht für
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