Kann es wirklich Liebe sein
er seine Brüder in ein Gefängnis sperrte, sie an die Familie fesselte und ihnen ihre Freiheit stahl? Sie hatte rein gar nichts verstanden!
Travis stapfte am Bach entlang und war so wütend, dass er am liebsten laut geschrien hätte. „Du willst gehen?“ Er starrte sie böse an. „Gut. Dann nimm dein Pferd und verschwinde! Du bist sowieso keine richtige Archer.“
Sie taumelte zurück, hielt ihre rechte Hand gegen die Brust gepresst, als hätte sie dort eine tiefe Wunde.
Plötzlich bemerkte er, was er da gesagt hatte. Die Reue riss ihm fast die Beine unter dem Körper weg. Travis lief auf sie zu und umklammerte ihre Hand mit seinen Händen. „Meri, vergib mir. Ich habe es nicht so gemeint. Ich schwöre es.“ Er zog ihre Hand an seine Lippen und küsste sanft ihre Knöchel, da er unfähig war, ihr ins Gesicht zu sehen.
Meredith entzog ihm ihre Hand und wandte ihm den Rücken zu.
„Ich will dich nicht verlassen, Travis. Ich will nur anderen Menschen helfen.“ Ihre leisen Worte taten ihm fast körperlich weh. „Aber anderen zu helfen ist nicht die Art der Archers, richtig?“ Sie wandte sich ihm wieder zu und reckte ihr Kinn vor. „Archers verstecken sich zwischen den Bäumen, weil sie Angst davor haben, was passieren könnte, wenn sie jemandem die Hand entgegenstrecken.“
„Ich habe dir die Hand entgegengestreckt.“
„Aber nur aus Pflichtgefühl.“ Sie ließ ihr Kinn ein wenig sinken, als wäre der Kampfesmut aus ihr gewichen.
Hatte sie recht? Hatte er sie nur geheiratet, weil er sich dazu verpflichtet gefühlt hatte? Wenn das so war, warum ließ der Gedanke, dass sie ihn verlassen könnte, dann sein Blut gefrieren?
Travis überbrückte die Distanz zwischen sich und seiner Frau mit einem einzigen Schritt. „Du glaubst, ich habe Angst, Meri? Ja, das stimmt. Ich habe Angst, dich gehen zu lassen. Angst, dass dir irgendetwas passieren könnte.“ Zum Beispiel das, was meinem Vater passiert ist. Er legte eine Hand an ihre Wange und streichelte sie mit dem Daumen. „Hier kann ich die Dinge kontrollieren, aber da draußen? Dort kann ich dich nicht mehr beschützen.“
„Ach, Travis.“ Sie schüttelte sanft den Kopf und ihren Mund umspielte ein ironisches Lächeln. „Du hast aber schon bemerkt, dass ich mir die schlimmsten Verletzungen in meinem Leben hier auf deinem Land zugezogen habe? Nicht, dass es deine Schuld gewesen wäre, aber vielleicht bin ich sicherer, wenn ich nicht auf der Ranch bin.“
Ein Knurren entstand in seiner Kehle, wurde dann allerdings zu einem leisen Lachen. Er musste ihr recht geben.
„Egal, welche Vorkehrungen wir treffen, wir können nicht über alles die Kontrolle haben. Nur Gott hat diese Macht. Alles, was wir tun können, ist, unseren gesunden Menschenverstand einzuschalten und unser Leben Gott anzuvertrauen.“ Meredith streichelte seinen Arm von der Schulter bis zum Handgelenk und ergriff dann seine Hand. „Wenn du mich beschützen willst, Travis, dann ist dein Gebet die beste Waffe, die dir zur Verfügung steht.“
Travis blinzelte, erschüttert von der Einfachheit dieser Aussage. Glaubte er daran? Wann hatte er das letzte Mal gebetet, wirklich gebetet, dass der Herr seine Familie beschützen sollte? Er hatte sich so lange auf sich selbst verlassen, dass er in dieser Hinsicht niemandem mehr vertraut hatte. Nicht einmal Gott.
Langsam nickte er und räusperte sich dann. „Diese Lehrerinsache. Ist dir das wichtig?“
Sie nickte. „Ja. Aber nicht wichtiger als unsere Ehe. Wenn du nicht willst, dass ich gehe, respektiere ich deine Wünsche.“
Er wollte nicht, dass sie ging. Auf keinen Fall. Doch er konnte sie hier auch nicht als Gefangene halten. Wie sollte sie ihn jemals lieben lernen, wenn er ihr ihre Freiheit nahm?
„Du darfst nicht zu lange weg sein, hörst du? Direkt zur Schule und danach direkt wieder nach Hause! Und du nimmst ein Gewehr mit. Gebete sind schön und gut und ich werde Tausende gen Himmel schicken, wenn du alleine unterwegs bist, aber ich bezweifle, dass ein paar weltliche Verteidigungsmaßnahmen unseren Schöpfer beleidigen werden.“
Sie sprang auf und ab und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. „Danke, Travis. Danke, danke, danke!“ Bevor er wusste, wie ihm geschah, schnappte sie sich seine Schultern, zog ihn zu sich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Sofort wurde er von seinen Gefühlen für sie übermannt. Er legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie eng an sich. „Wenn du dich bei mir bedanken willst, dann
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