Kann es wirklich Liebe sein
er Neill wegen einiger streunender Kühe gab. Als ihre Finger seinen Handrücken erreicht hatten, wollte sie sie zurückziehen, doch Travis drehte seine Hand und schlang seine Finger um die ihren. Wie ihre Hände so ineinanderlagen, fühlte es sich an, als wären sie füreinander geschaffen worden.
Meredith lehnte ihren Kopf gegen Travis’ Schulter und sah zu Boden. Glücksgefühle machten sich in ihr breit. Travis schien sie mittlerweile als festen Bestandteil seines Lebens zu sehen, den er festhalten wollte. Oder rührte seine Reaktion daher, dass er sie beschützen wollte?
Was würde sie dafür geben, etwas Verlässlicheres als ihre Intuition zu haben, um diese Situation einschätzen zu können! Ihrer Erfahrung konnte sie nicht trauen. Mit Roy war sie vielleicht ein paarmal ausgegangen, doch sie hatte noch nie einen echten Verehrer gehabt. Woher konnte sie wissen, was ein Mann dachte? Plötzlich verließ sie ihr Glücksgefühl wieder. Sie musste Myra heute sehen. Sie konnte nicht bis Samstag warten. Diese Unsicherheit brachte sie noch um den Verstand.
„Du bist so still“, sagte Travis leise neben ihrem Ohr. „Machst du dir Sorgen um Cassie?“
Meredith sah sich um und war erstaunt, dass Neill schon davonritt, um nach den Rindern zu schauen. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass er sich auf den Weg gemacht hatte. Sie versuchte, sich wieder zu konzentrieren, und wandte sich ihrem Ehemann zu.
„Jim reitet doch sicher langsam, oder? Cassie ist keine gute Reiterin.“
„Er kümmert sich um sie.“ Travis rieb beruhigend mit seinem Daumen über ihre Hand, aber sie bemerkte, dass er innerlich angespannt war.
Meredith beobachtete das Gesicht ihres Mannes, während Jim sich für den Ritt bereit machte. Die Muskeln an seinem Kiefer zuckten und plötzlich wurde ihr klar, was los war. „Du machst dir Sorgen um Jim.“
Travis versteifte sich. Er sagte sehr lange nichts, dann nickte er schließlich. „Keiner von uns hat die Ranch verlassen, seit Pa gestorben ist.“
„Außer dir“, erinnerte Meredith ihn sanft.
Endlich sah er sie an. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „Nur wegen einer hübschen Fremden.“
Merediths Wangen glühten. Sie legte seinen Arm um sich und drückte sich fest an ihn. Die ganze Zeit über war sie so mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, was in ihrem Ehemann vorging. Auch für ihn war heute ein schwerer Tag.
„Ich bin stolz auf dich, Travis.“
Seine Augen wurden größer, als er ihre Worte hörte.
„Das bin ich“, versicherte sie. „Jim gehen zu lassen muss schwer für dich sein, trotzdem hast du nicht versucht, es ihm auszureden.“ Kalter Wind schlug ihr entgegen und blies ihr die Haare ins Gesicht.
Travis fuhr mit seinem Finger behutsam an ihrer Wange entlang und strich ihr die wilden Haarsträhnen zurück hinters Ohr. „Du bist diejenige, die mich stark macht, Meri.“ Er sprach nicht weiter und Meredith lehnte sich einfach an ihn und genoss seine Nähe. Doch anstatt sich zu entspannen, wie Meredith es erwartet hatte, spannte er sich plötzlich an. Meredith hob den Kopf.
„Pa ist gestorben, weil ich die Ranch verlassen habe.“ Diese erschütternde Aussage hing plötzlich zwischen ihnen in der kalten Herbstluft. „Ich hätte zuhause bleiben und auf meine Brüder aufpassen sollen, aber ich bin weggegangen, um mich mit ein paar Jungs unten am Wasserloch zu treffen. Ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, warum. Alles, was ich weiß, ist, dass plötzlich ein schlimmer Sturm losbrach und Pa rauskam, um nach mir zu suchen. Ein Donnerschlag hat sein Pferd erschreckt und er ist gestürzt. In derselben Nacht ist er gestorben.“
Meredith klammerte sich an Travis und musste die Tränen abwischen, die plötzlich ihre Sicht trübten. Am liebsten hätte sie um den kleinen Jungen geweint, der seinen Vater hatte sterben sehen. Um den Jungen, der diese schreckliche Last zu tragen hatte.
Bitte schenk mir die richtigen Worte, um ihm seine Last leichter zu machen, Vater.
„Er ist gestorben, weil er vom Pferd gefallen ist, Travis. Nicht, weil du die Ranch verlassen hast.“
Ihr Ehemann versuchte, ihr seine Hand zu entziehen, doch sie ließ es nicht zu. „Er wäre nicht von diesem Pferd gefallen, wenn ich auf ihn gehört hätte.“
„Es war ein Unfall, Travis. Ein tragischer Unfall. Einer, für den du nicht verantwortlicher bist, als ich es für die Krankheit meiner Eltern bin.“
„Das ist nicht das
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