Kann es wirklich Liebe sein
liegt nicht daran, dass ich deine Frage nicht beantworten will. Ich wünschte, ich könnte es.“
„Was …?“ Nun wandte sich auch Cassie um, bis die beiden sich anschauen konnten. „Was meinst du damit?“
Meredith kaute auf ihrer Unterlippe herum, während sie allen Mut zusammennahm. „Travis schläft auf einer Decke in Neills Zimmer.“
„Oh, Meri.“ Es war zu dunkel, um etwas zu sehen, aber es klang so, als hätte Cassie Tränen in den Augen. „Ich weiß, wie sehr du ihn magst. Am liebsten würde ich rüberrennen und ihn von der Decke schütteln. Wie kann er dir das nur antun?“
Nun musste Meredith doch lachen, weil sich die schläfrige Cassie plötzlich zu einem Racheengel verwandelte.
„Worüber lachst du?“
„Über dich.“ Meredith lächelte in die Dunkelheit hinein. „Travis hat mich nicht zurückgewiesen.“ Obwohl das wirklich schwer zu glauben war, wenn sie alleine in ihrem Bett lag. „Er versucht nur, ritterlich zu sein. Erst will er mich umwerben.“
„Also hat er dich geküsst?“
„Ja.“ Meredith presste sich die Hand auf den Bauch, in dem plötzlich bei der Erinnerung an den atemberaubenden Kuss am Fluss Schmetterlinge flatterten.
„Mehr als einmal?“
Eine wohltuende Wärme stieg in ihrem Körper auf, als sie an diesen Nachmittag dachte. „Ja.“
Cassie setzte sich auf und bewarf Meredith mit einem Kissen. „Ich kann deinen verträumten Tonfall hören, Meredith Archer!“
Meredith schnappte sich ebenfalls ein Kissen und warf es Cassie an den Kopf. „Du klingst genauso, wenn du über Jim redest.“
„Aber ich habe mich nicht mein halbes Leben lang nach Jim gesehnt, wie du nach Travis. Du hast seine Ritterlichkeit satt, oder?“
„Ja.“ Sie konnte nicht glauben, dass sie das gerade laut zugegeben hatte. Es war zwar eher ein Flüstern, doch Cassie hatte es bestimmt gehört.
Wie zur Bestätigung suchte Cassie Merediths Hand und drückte sie. „Am Dienstag, wenn Jim mich nach Palestine zurückbringt, solltest du mit Travis reden und ihm sagen, dass du bereit bist, eine echte Ehefrau für ihn zu werden.“
„Soll ich es ihm einfach so geradeheraus sagen?“ Meredith entzog Cassie ihre Hand und legte sie auf ihr Nachthemd, wie um ihren Anstand zu wahren. „Das kann ich nicht. Ich würde vor Scham sterben. Für eine Lady gehört es sich wirklich nicht, von solchen Dingen zu sprechen. Was würde Travis von mir denken?“
„Wahrscheinlich wäre er froh, dass du ihn in deinem Bett willkommen heißt.“ Cassies trockene Antwort ließ Meredith zusammenzucken.
Es hörte sich so einfach an. Aber was, wenn sie ihm ihre Gefühle offenbarte und Travis trotzdem nicht kam? Das könnte sie nicht ertragen. Denn dabei würde es sich um eine wirkliche Zurückweisung handeln, die keine Ausrede entschuldigen könnte.
Die Decke raschelte, als Cassie sich wieder hinlegte. „Hast du eine verheiratete Freundin, der du vertraust und die du um Rat fragen könntest? Da ich in diesen Dingen keine Erfahrung habe, solltest du dir woanders Hilfe suchen.“
Sofort kam ihr Myra in den Sinn. „Es gibt da eine Frau“, gab Meredith zu und versuchte schon in Gedanken, Travis davon zu überzeugen, dass er sie an einem Dienstag wegreiten ließ. „Sie ist die Frau des Mannes, der Travis beim Wiederaufbau der Scheune hilft. Sie sind bestimmt seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet und Moses und sie lieben sich nach all dieser Zeit immer noch wie am ersten Tag. Ich könnte sie fragen.“
„Gut“, sagte Cassie und konnte ihr Gähnen kaum unterdrücken. „Genau das solltest du tun.“
Während sich Cassies Atmung vertiefte, kreisten Merediths Gedanken immer noch um diese ganze Angelegenheit. Ihr Herz sagte ihr, dass es Zeit wurde, endlich zu handeln. Aber was genau sollte sie nur tun?
Kapitel 28
Der Dienstag dämmerte wolkenverhangen und grau. Meredith zitterte unter ihrem Mantel, als sie aus dem Haus trat und eine kalte Böe an ihr zerrte. Crockett führte zwei gesattelte Pferde aus dem Stall, während Jim Cassie in eine große Jacke einhüllte. Das Ding verschluckte sie fast, doch die zusätzliche Wärme wäre auf dem Weg in die Stadt eine große Hilfe.
Als Jim sich umwandte, um einige Taschen an den Sätteln zu befestigen, vergrub Cassie ihre Nase in der Jacke, als wolle sie seinen Duft in sich aufnehmen.
Meredith trat neben Travis und fuhr mit der Hand an seinem Arm entlang, um ihn ohne Worte wissen zu lassen, dass sie da war. Sie wollte ihn nicht bei den Anweisungen unterbrechen, die
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