Kann ich den umtauschen?
Vorschlag annehmen und sich von ihm begleiten lassen sollen. Oder ein Taxi rufen. Für das Stück durch den Wald hätte sie normalerweise fünf Minuten gebraucht â jetzt irrte sie schon seit zwanzig Minuten durch die Dunkelheit.
Und dann, endlich, sah sie Licht.
Alice stolperte erleichtert darauf zu â und landete wieder beim Shoestring Cottage.
Sollte sie noch mal hineingehen und einen letzten Drink nehmen?
Und während sie so unentschlossen am hinteren Ende des Hauses herumstand, ging im Schlafzimmer das Licht an, und Daniel kam am offenen Fenster vorbei. Er zog sich das T-Shirt aus.
»Wow!«, seufzte sie viel zu laut. Sie schlug sich die Hand vor den Mund, fiel rückwärts in die Brombeeren und kicherte hysterisch.
Rasch zog Daniel sich das T-Shirt wieder an und sah zum offenen Fenster hinaus in den dunklen Garten.
»Alice?«
Alice wollte im Erdboden versinken, stattdessen verfing sie sich mit ihrem Pullover und der Hand in den Brombeeren.
»Aua! Weg da â¦Â«
»Alice? Bist du das?«
»Ups, ertappt.«
Sie befreite sich von den Ranken und rappelte sich auf. Ihre Haare waren voller Grünzeugs, und sie lächelte einfältig.
»Bin wieder da.«
»Alles in Ordnung?«
Ãber diese Frage musste Alice eine ganze Weile nachdenken.
Ihr längeres Schweigen war wahrscheinlich eine viel bessere Antwort als jeder ausgesprochene Satz. Dennoch brachte sie schlieÃlich mit lahmer Zunge hervor:
»Die Frage kann ich eigentlich gar nicht richtig beantworten.«
»Warte.«
Es dauerte ein paar Minuten, bis er ums Haus in den hinteren Teil des Gartens gegangen und über die Mauer geklettert war. Alice war verschwunden.
»Alice?«
Er fand sie einige Meter weiter auf dem Waldweg. Verwirrt sah sie ihn an.
»Ah, Daniel.« Sie lächelte. »Also, irgendwie ist mein Zuhause nicht mehr da, wo ich dachte.«
Er sah sie einen Moment an, streckte die Hand aus und zog ihr eine lange, widerspenstige Unkrautranke aus dem Haar. Dann lächelte er.
»Na, dann muss ich dir wohl helfen, es zu finden, was?«
»Ja, bitte.«
»Wobei das wohl leichter gesagt als getan ist, ich kenne mich in diesem Wald nämlich nicht besonders gut aus. Wäre ein Taxi jetzt vielleicht doch eine sinnvolle Alternative?«
Alice nickte.
»Das heiÃt, wir müssen jetzt noch einmal über die Mauer klettern«, fügte sie mit besorgtem Blick hinzu.
»Keine Sorge, ich helf dir rüber.« Er reichte Alice die Hand, und sie nahm sie.
»Bist du bereit?«
»Brrreit, ja.«
Was folgte, war ein Kuddelmuddel aus Beinen, Armen, Mauer, Gelächter, verschmierten Jeans, Unbeholfenheit und Schwerkraft, bis sie schlieÃlich halb aufeinander, halb nebeneinander auf der Hausseite der Mauer im nassen Gras landeten und sich vor Lachen nicht mehr einkriegten.
Daniel hatte Alices Knie abbekommen, sodass ihm kurzfristig die Luft wegblieb. »Alles klar?«, fragte er, als er wieder zu Atem kam.
»Ich glaube, ich habe blaue Flecken an Körperteilen, an denen man keine blauen Flecken haben sollte.« Sie kicherte, dann lachten beide wieder, bis Alice die Hand ausstreckte und seine Wange berührte.
Plötzlich waren sie beide ganz still.
Dann legte er seine Hand ganz sachte in ihren Nacken, zog sie zu sich heran und küsste sie sehr behutsam auf den Mund.
Alice war eigentlich nüchtern genug, um die kleine Stimme in ihrem Kopf zu hören, die sie ermahnte, sie solle jetzt aufstehen und gehen. Aber sie ignorierte sie und schlang stattdessen die Arme um Daniel, rückte näher an ihn heran und vertiefte den Kuss, bis sie ihn nicht mehr nur im Mund spürte, sondern sich ein Kribbeln vom Nacken her abwärts ausbreitete. Lasziv schlich es sich in ihre Bauchgegend, wo es schlieÃlich explodierte wie Andrews Feuerwerk an Flos Geburtstag: Unkontrolliert und beglückend krachte und knallte es. Ein Wunderwerk der Chemie.
SchlieÃlich war er es, der sich von ihr löste.
»Tut mir wirklich leid, nein, soân Quatsch, es tut mir gar nicht leid, abgesehen davon, dass es mir natürlich leid tut ⦠Ergibt das irgendeinen Sinn?«
Sie dachte einen Moment nach und stellte dann erstaunt fest, dass es in der Tat Sinn ergab. Und wie.
Worauf sie ihn noch einmal küsste.
Als sie endlich wieder zu Hause war â dieses Mal hatte sie sich von einem Taxi kutschieren lassen â, ging Alice nach oben in ihr
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