Kann ich den umtauschen?
innere Stärke, sich einzugestehen, wo ihr Zuhause war. Wem ihr dummes, fehlbares, naives Herz gehörte.
Als sie gingen, umarmte Flo Alice, als wolle sie sie nie wieder loslassen.
»Wir kommen trotzdem heute Abend noch vorbei«, flüsterte sie ihr entschlossen ins Ohr.
»Sicher? Das wird wahrscheinlich nicht gerade lustig.«
»Umso wichtiger, dass wir in der Nähe sind.« Flo nickte. »Ich bringe auch meinen Hockeyschläger mit.«
Zehn Minuten nachdem die Gäste weg waren und Alice Katie geholfen hatte, die Küche aufzuräumen, während Bob Bella wieder nach oben in ihr Zimmer brachte, stand sie im Flur und fragte sich, wie sie die dunklen Stunden bis zu Nathans Ankunft verbringen solle. In dem Moment klingelte das Telefon.
Alice hatte keine Ahnung, wer auÃer Nathan das sein könnte, und lieà den Anrufbeantworter drangehen. Doch dann hörte sie eine aufgekratzte Frauenstimme auf Band sprechen.
»Hallo, Alice, Barbara Darling hier. Ich hatte gehofft, Sie noch zu erwischen, bevor Sie wieder Stachelbeeren stampfen und Birnen blubbern lassen. Ich bin heute wieder mal in Whattelly und wollte fragen, ob Sie wohl Zeit hätten, mit mir zu Mittag zu essen? Meine Handynummer ist â¦Â«
Alice staunte selbst über den Eifer, mit dem sie auf einmal den Hörer abnahm.
»Hallo, Barbara, tut mir leid, ich hatte â¦Â«
»Sie filtern wohl Ihre Anrufe, was?«, neckte Barbara sie.
»So ähnlich, ja. Hören Sie, ich arbeite heute gar nicht, ich habe heute frei â¦Â«
»Na, wunderbar! Also können wir uns treffen? Um halb eins? Sie bestimmen, wo. Was meinen Sie?«
»GroÃartig. Wirklich, gerne.«
Zwei Stunden später saà sie einer recht perplex wirkenden Barbara Darling im Darjeeling gegenüber â einem netten kleinen Café in Upper Whattelly.
»Tee und Kuchen zum Mittagessen, Alice?«
Barbara staunte ganz offenkundig angesichts des Lokals, das Alice sich ausgesucht hatte.
»Mittagessen, Frühstück, Abendessen â ich kann immer Kuchen essen.« Alice zuckte mit den Schultern.
Barbara lachte.
»Sie klingen ja genau wie Daniel.«
»Aha? Haben Sie ihn denn heute schon gesehen?«
Barbara nickte. »Da war ich heute früh gleich als Erstes.«
»Wie geht es ihm?«
Forschend sah Barbara sie an.
»Schien mir ein bisschen durch den Wind zu sein. Hatte dunkle Ringe unter den Augen, war sehr blass. Ein bisschen wie Sie, um ehrlich zu sein. Vielleicht haben Sie beide sich den gleichen Virus eingefangen?«
»Kann schon sein.« Alice senkte den Blick. »Warum wollten Sie sich mit mir treffen, Barbara?«
Barbaras Antwort war nicht die Antwort, die Alice erwartet hatte. Wenn sie ehrlich war, hatte sie gedacht, nein, gehofft, dass Daniel sie geschickt hatte.
»Sie wollen was ?«, musste Alice zum wiederholten Male fragen, weil sie einfach nicht glauben konnte, was sie da gerade gehört hatte.
»Palindrome möchte gerne einen Vertrag mit Ihnen machen«, wiederholte Barbara.
»Einen Vertrag.«
»Palindrome Verlag. Einen Verlagsvertrag. Ãber ein Buch«, erklärte Barbara zum dritten Mal.
»Aber ich habe doch gar keins geschrieben.« Alice war verwirrt.
»Nein, noch nicht ganz«, räumte Barbara ein. »Aber ich glaube, ⦠die glauben, ⦠dass Sie schon ganz gut angefangen haben â¦Â«
»Barbara, ich verstehe wirklich beim besten Willen nicht, wovon Sie reden!«
»Ich weiÃ.« Barbara biss sich auf die Lippe und riss zerknirscht die ohnehin schon groÃen Augen auf. »Vielleicht sollte ich doch besser ganz von vorne anfangen ⦠Und das heiÃt, ich muss Ihnen etwas beichten â¦Â«
Sprachlos hörte Alice sich Barbaras Geständnis an. Erst erstaunt, dann verwirrt, dann wieder erstaunt â es war eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle, die sie in ihrem momentanen Zustand kaum ertragen konnte. Alice hätte vor Scham im Erdboden versinken mögen bei der Vorstellung, dass nicht nur Barbara, sondern auch ihre Agentur und ein ganzer Verlag ihre intimsten Gedanken gelesen hatten. Doch dann durchflutete sie ein bis dato ungekanntes Hochgefühl. Man bot ihr nicht nur einen Verlagsvertrag an â einen äuÃerst lukrativen Verlagsvertrag sogar â, sondern eine Rettungsleine. Geld war nie ihr Ein und Alles gewesen, aber wenn jemand dir erzählt, dass du auf einen Schlag
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