Kann ich den umtauschen?
lediglich von einer knappen Badehose und einer Schicht Sonnencreme bedeckt im Garten zu sonnen. AuÃerdem sah Flo nie Besuch kommen oder gehen, aber Stimmen hörte sie trotzdem ⦠Wie auch immer, Florence ging es deutlich besser, wenn Clarence in London war.
Alice dagegen ging es deutlich besser, wenn Clarence im Pförtnerhaus war, weil das bedeutete, dass auch Nathan zu Hause war.
Erst in diesem Moment ging Alice ein Licht auf. Nathan war nicht in London, sondern ⦠wahrscheinlich in ihrem Bett!
Alice trat so fest in die Pedale, dass sie, hätte sie Flügel gehabt, glatt abgehoben hätte und direkt durchs Schlafzimmerfenster geflogen wäre.
Als sie sich auf Zehenspitzen hineinschlich, schlief er.
Sein goldblondes Haar hob sich vom Kissen ab, die langen Wimpern ruhten auf seinen Wangen, sein schöner Mund war leicht geöffnet ⦠Lautlos zog Alice sich aus, schlüpfte neben ihm unter die Decke und schmiegte ihren nackten Körper an seinen. Als er sie spürte, wachte er halb auf, murmelte etwas, drehte sich um, küsste sie auf die Stirn, schlang die Arme um sie und schlief sofort wieder ein.
Alice schloss die Augen und genoss seine Nähe. Ihr ging durch den Kopf, wie seltsam es doch war, dass Whattelly Hall â ganz gleich, wie viel es ihr bedeutete und wie viele Generationen ihrer Familie bereits dort gelebt hatten â sich für sie jetzt nur wie ihr Zuhause anfühlte, wenn Nathan da war.
Fünftes Kapitel
Auf den ausgedehnten Ländereien von Whattelly Hall, jenseits des Glockenblumenwaldes, versteckte sich ein weiteres Cottage.
Früher, als Alice und Flo noch an Märchen glaubten â also bis sie etwa einundzwanzig waren â, glaubten sie, dass die alte Frau, die dort wohnte, eine Hexe war.
Das hatte damit zu tun, dass sie sie mehrmals bei Vollmond dabei beobachtet hatten, wie sie halb nackt und wild mit den Armen fuchtelnd im Freien herumtanzte und mit ihrem zellulitischen Po wackelte.
Als die Mädchen älter wurden und die Dame besser kennenlernten, wurde ihnen klar, dass die Freilufttanzerei eher dem Alkohol â meist einer Flasche Harveyâs Bristol Cream â geschuldet war als irgendwelchen heidnischen Ritualen oder dem Wicca-Kult.
Die Wirkung des Sherrys beschränkte sich schlieÃlich aber nicht mehr nur auf mondsüchtige Tanzeinlagen, und eines Winters waren die arme Alte und ihre Leber in die ewigen Sherrytanzgründe eingegangen. Daraufhin stand das Cottage einige Monate leer und verwahrloste genauso wie seinerzeit Whattelly Hall selbst, bevor Nathans Interesse und Millionen es retteten.
Darum war Alice einigermaÃen überrascht, als sie Ende Oktober auf der Suche nach Zutaten für ihre Konfitüren durch den Glockenblumenwald streifte und zu der Mauer gelangte, die das Shoestring Cottage abgrenzte. Hier hatte sich im Jahr zuvor nämlich noch eine zusätzliche Mauer aus wild wuchernden Brombeersträuchern befunden, die köstlich-pralle Früchte hervorgebracht hatten â doch jetzt war da keine einzige Ranke mehr. Und überhaupt war der einst verwilderte Garten überhaupt nicht mehr verwildert: Die Wiese war jetzt ein akkurat gemähter Rasen, und die Kanten sahen aus, als habe ein Starfriseur sie beschnitten und gestutzt.
Das konnte nur das Werk eines ganz bestimmten Mannes sein. Eines Mannes, der sich, da seine Werkzeuge immer noch auf dem Rasen herumlagen, noch immer vor Ort befinden musste.
»Bob?« Alice hielt sich an der Mauer fest, stellte sich in ihren gelben Converse-Schuhen auf die Zehenspitzen und reckte den Hals.
Das wohlbekannte Gesicht tauchte hinter den Azaleen auf und war ganz rot vor Verlegenheit und Anstrengung.
»Miss Alice ⦠ich ⦠äh ⦠ich ⦠äh â¦Â«, stammelte er.
»Kleiner Nebenjob?«, grinste Alice. »Keine Sorge, ich kann schweigen.«
Sie stemmte sich auf die Mauer und kletterte geschickt hinüber. Bob war immer noch ganz rot.
»Was Nathan nicht weiàâ¦Â«, sagte Alice scherzend.
»⦠erspart mir die Kündigung«, setzte er den Satz mit einem schrägen Lächeln fort.
»Nathan würde Sie nie entlassen«, beeilte sie sich ihm zu versichern. »Sie sind viel zu gut, er würde niemals Ersatz für Sie finden, jedenfalls niemanden, der den Rasen genauso hinkriegt, wie er ihn gerne haben will, nämlich so, wie Sie ihn machen. Aber Ihnen ist schon klar, dass jeder, der
Weitere Kostenlose Bücher