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Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Leben: Die Dinge passieren, wenn man sie am wenigsten erwartet. Als sie auf das Cottage zusteuerte, hörte sie eine ihr unbekannte Stimme. Ihr Herz hüpfte vor Aufregung, und sie wechselte sofort in den Anschleichmodus – stahl sich auf Zehenspitzen heran und duckte sich immer mehr, je näher sie der Mauer kam, damit, wer auch immer in dem Garten redete, sie nicht sehen konnte, bis sie schließlich neben dem Steinwall kauerte.
    Alice lugte über die Mauer hinweg und musste feststellen, dass es sich nicht um Julian Stanton handelte.
    Dazu war der Mann viel zu jung.
    Sein Sohn vielleicht?
    Sah er Julian ähnlich?
    Alice stand langsam auf, um besser sehen zu können.
    Er hatte kurze dunkle Haare und braun gebrannte Haut.
    Julian war grauhaarig und hatte einen Bart.
    Leider war der junge Mann zu weit weg und hatte ihr außerdem den Rücken zugewandt, sodass Alice seine Augen nicht sehen konnte. Ansonsten hätte sie sie mit denen vom Foto im Buch vergleichen können: stechend blau, intelligent und ein bisschen finster.
    Er ging auf Bobs perfekt getrimmtem Rasen auf und ab, folgte dabei den durch den Mäher verursachten schnurgeraden Streifen, als handele es sich dabei um Wege. Er war tief in ein Gespräch an seinem Handy versunken.
    Â»Nein.«
    Â»Nein.«
    Â»Nein.«
    Â»Nein.«
    Â»Nein.«
    Â»Vergiss es.«
    Alice duckte sich wieder, als er sich umdrehte und in ihre Richtung ging.
    Â»Ich sagte Nein, Barbara. Fünf Mal. Wie oft muss ich es denn noch sagen?«
    Â»Nein.«
    Â»Nein.«
    Â»Nein.«
    Â»Ach, verdammt noch mal, ja, gut, ich mach’s!«
    Â»Nein, ich bin kein verdammter Engel, Barbara, ich bin bloß der Sklave von Julian Stanton, diesem Arschloch. Nein, Babs, er ist keine Legende, er ist ein Arschloch …«
    Alice riss die Augen auf und beschloss, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für die Begrüßung des neuen Nachbarn war.
    Alice kroch zum Waldweg zurück, rappelte sich auf und wollte sich gerade davonschleichen, als ein Zweig unter ihrem Fuß laut knackte. Sie fuhr herum, um zu sehen, ob sie ertappt worden war.
    War sie. Das Knacken hatte ihn aufblicken lassen.
    Er kniff die Augen zusammen, und Alice wäre am liebsten im Erdboden versunken. Und dann lächelte er sie an. Mit einem so warmherzigen und offenen Lächeln, dass sie sofort wieder aus dem Erdboden aufsteigen wollte.
    Â»Ich muss Schluss machen, Babs, ich habe Besuch. Bis dann.« Damit klappte er das Telefon genauso zackig zu, wie Alices Zweig zerbrochen war.
    Â»Hi!«, rief er und zwang Alice, sich zu ihm umzudrehen.
    Â»Ã„h … hi«, erwiderte sie, wobei ihre Stimme leicht quietschte.
    Er fand, dass sie mit ihren langen rotbraunen Haaren und den großen Rehaugen aussah wie ein wildes Tier, das dort im Wald stand und ihm zublinzelte.
    Â»Sie müssen meine Nachbarin sein. Denn wenn nicht, dann wären Sie ganz schön mutig, hier unerlaubt herumzustreifen.«
    Musste man Mut haben, um hier unerlaubt herumzustreifen?, fragte Alice sich, kurz bevor sie ihm antwortete.
    Â»Ich streife nicht unerlaubt hier herum, wirklich nicht, und selbst wenn ich es täte, glaube ich kaum, dass das hier jemanden interessieren würde …« Sie arbeitete sich durch das Unterholz hindurch zur Mauer zurück und reichte ihm die Hand. »Ich bin Alice. Ich wohne hier. Also, im Hauptgebäude, meine ich.«
    Â»Alice Cooper, ja?« Er lächelte und ging mit ausgestreckter Hand auf die Mauer zu.
    Alice staunte, dass er ihren Namen wusste, und schlug ein. Schließlich wusste sie, was sich gehörte.
    Â»Ja, stimmt … Aber woher wissen Sie …?«
    Â»Mr. Cleverly. Er redet oft von Ihnen.«
    Â»Bob?«
    Â»Netter Mann.«
    Â»Allerdings.«
    Â»Und er hat nur Gutes zu erzählen über eine gewisse Alice Cooper.«
    Â»Na, das freut mich natürlich zu hören, aber jetzt sind Sie ja ganz klar im Vorteil.«
    Â»Das kommt wohl daher, dass er versprechen musste, Stillschweigen zu bewahren …« Er lachte etwas spöttisch, und Alice fiel auf, dass er immer noch ihre Hand hielt. Hoffnungsvoll sah sie hin. Wenn es ihm auch auffiel, würde er vielleicht loslassen. Sich über eine Mauer hinweg mit neuen Bekanntschaften die Hand zu schütteln, war sowohl körperlich als auch gefühlsmäßig eher suboptimal.
    Â»Ach, Entschuldigung.« Er schüttelte noch einmal und ließ dann

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