Kann ich den umtauschen?
klebrig war ⦠Du glaubst mir nicht? Okay, okay, ich gestehe, es ist alles erstunken und erlogen, ich habe gesündigt, bitte bestrafe mich.
Flo freute sich, dass sie Alice zum Lachen gebracht hatte.
»Das wäre ihm so unendlich peinlich, wenn er wüsste, dass ich dir das erzählt habe. Aber das ist es, worum es meiner Meinung nach wirklich geht in einer Partnerschaft, Alice: Dass man den ScheiÃ, den der andere baut, hinnimmt und ihn trotzdem liebt. Du darfst nicht vergessen, dass Männer im Grunde ihres Wesens immer noch kleine Jungs sind. Sobald sie befürchten müssen, in Teufels Küche zu kommen, wenn sie die Wahrheit sagen, erfinden sie alle möglichen Szenarien von einer Entführung durch AuÃerirdische bis hin zu einem terroristischen Anschlag.«
»Mag ja sein. Ich hätte nur nie gedacht, dass Nathan auch so ist.«
»Ich glaube auch nicht, dass er so ist. Er hat dich doch bisher noch nie angelogen, oder?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Und er hat derzeit einfach viel um die Ohren. Bestimmt hatte er ein schlechtes Gewissen wegen Weihnachten. Und ich sage dir, ein schlechtes Gewissen ist fruchtbarster Boden für Lügengeschichten.«
»Und das Foto? Warum schickt mir jemand so was?«
»Tja, die Sache ist wohl eindeutig, SüÃe: Da ist jemand ganz gewaltig eifersüchtig.«
»Eifersüchtig worauf?«
»Eifersüchtig worauf? Ist das dein Ernst?« Flo verdrehte die Augen. »Sieh euch beide doch mal an: jung, schön, reich, ihr habt öfter als nur einmal pro Woche an einem kalten Morgen Sex, wohnt in einem Palast, habt schicke Autos, die nur herumstehen, einen miesepetrigen Chauffeur, eine chronisch schlecht gelaunte Haushälterin, die jeden Mittwochabend warmen Rosinenkuchen mit VanillesoÃe zum Nachtisch serviert ⦠Von auÃen betrachtet habt ihr einfach alles. Wenn ich dich nicht so lieb hätte, wäre mein Hass auf dich wahrscheinlich groà genug, um mir ernsthaft zu überlegen, dich so richtig fies und blutrünstig à la Patricia Cornwell umzubringen und deine sterblichen Ãberreste fein partiert auf der Dorfwiese zu verteilen.«
»Schönen Dank, Flo.«
»Keine Ursache. Alice, was ich damit sagen will, ist, dass du nur wegen dieser einen Sache deinen Glauben an Nathan nicht verlieren sollst. Heb dir das für ein anderes Mal auf, wenn du dir ganz sicher bist.«
»Du meinst für ein Vergehen, das ich ihm hundertprozentig nachweisen kann?« Alice musste grinsen.
»Ganz genau. Man sollte ja auch nicht aufhören, Wodka zu trinken, solange man sich nicht ganz sicher ist, dass er auch wirklich an dem ständigen Kater schuld ist â¦Â«
»Hübscher Vergleich, Flo.«
»Ja, nicht? Sollen wir von der theoretischen Erläuterung zur praktischen Anwendung übergehen?«
»Du holst den Wodka, ich das Aspirin.« Alice nickte und nahm sie in den Arm.
Dreizehntes Kapitel
Der 14. Februar war Valentinstag und â viel wichtiger â Flos dreiÃigster Geburtstag. Ein Ereignis, dem beide Frauen mit einem zunächst komfortablen, dann aber stetig schwindenden Sicherheitsabstand und gemischten Gefühlen entgegengefiebert hatten, seit sie einundzwanzig waren. Ein Ereignis wie die Apokalypse: Jeder weiÃ, dass es dazu kommen wird, und doch ist es dann eine groÃe Ãberraschung, wenn es plötzlich so weit ist, und es war äuÃerst fragwürdig, ob ein Leben danach noch möglich wäre.
Die Party sollte bei Flo und Andrew zu Hause steigen. Als Alice zwei Stunden vor den anderen Gästen erschien, um bei den letzten Vorbereitungen zu helfen, staunte sie angesichts der Februarkälte nicht schlecht, Flo in Partykleid und Daunenjacke bibbernd im Garten vorzufinden, neben ihr Andrew, der mit seinem geliebten Grill herumhantierte.
»Ihr wollt tatsächlich grillen? Im Februar?« Alice zog die Augenbrauen hoch.
»Ja, Andrew hat drauf bestanden â¦Â« Sie zeigte auf den provisorischen Tisch, den Andrew auf zwei Böcken neben dem Grill aufgebaut hatte und der unter der Last Hunderter Würstchen, Burger, Steaks und Rippchen bedenklich ächzte. »Ich glaube, es war als Ãberraschung gemeint, dass er praktisch jeden, den wir kennen, eingeladen hat â¦Â«
Endlich war es Andrew gelungen, die Kohle zu entzünden.
»Gut. Also. Was gibtâs noch zu tun?«, fragte Alice ihn. »Essen? Alkohol?
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