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Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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zu essen haben … Aber im Moment könnte ich Menschen anfallen – also, nicht dass Sie jetzt Angst haben müssen oder das missverstehen, aber …« Sie verstummte und biss sich auf die Lippe, um nicht noch mehr Blödsinn zu reden.
    Â»Sie sind ganz nach meinem Geschmack. Ich sage ja immer, wenn jemand ›sich die Rosinen aus dem Kuchen picken‹ will – fein, soll er tun, dann esse ich den Kuchen! Wer braucht schon Rosinen? Was halten Sie davon, wenn wir eine ganze Etagere nur für uns bestellen? Wäre das vermessen?«
    Â»Nicht, wenn wir damit meine bevorstehende Geschäftserweiterung feiern.«
    Â»Das heißt, Sie werden es tun?«
    Sie nickte heftig.
    Â»Klar. Das habe ich Ihnen zu verdanken. Floyd baut schon einen Tresen für mich.«
    Â»Na, das freut mich aber!«
    Die Bedienung kam mit dem Tee, und er lächelte sie wieder an. »Also gut, sie hat Hunger, ich habe Hunger, wir haben etwas zu feiern – bringen Sie uns eine Kuchenetagere!« Und an Alice gewandt wiederholt er: »Das freut mich wirklich sehr.«
    Â»Danke.«
    Â»Das heißt, irgendetwas anderes hat Ihnen beim Mittagessen die Petersilie verhagelt?«
    Sie stellte die dampfende Teetasse ab, an der sie genippt hatte, und sah unter ihren dichten dunkelblonden Wimpern zu ihm auf.
    Â»Meine Mutter und ich hatten so eine Art Meinungsverschiedenheit. Unterschiedliche Ansichten. Ich dachte, ich könne mit ihrer Unterstützung rechnen, aber sie hat mir im Prinzip einfach nur gesagt, dass ich mich nicht so anstellen soll.«
    Er hätte sie gerne gefragt, um welches Thema es gegangen war, wollte aber nicht unhöflich sein. Sie sah ihm aber an, was er fragen wollte.
    Â»Sie hat einfach eine völlig andere Lebenseinstellung. Andere Ansichten dazu, was im Leben wichtig ist.« Alice zuckte mit den Schultern. Das war eine recht allgemein gehaltene Erklärung. Nichtssagend. Das hatte sie wohl von Nathan gelernt. »Es ist nicht ihre Schuld. Sie ist ein gebranntes Kind seit der Sache mit meinem Vater. Darum ist sie jetzt so, wie sie ist …«
    Â»Und Sie?«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Hat es Sie auch zu dem gemacht, was Sie jetzt sind?«
    Â»Wahrscheinlich.« Alice zuckte mit den Schultern. »Es ging gar nicht in erster Linie darum, dass er unser Zuhause, unser ganzes Leben verspielt hatte. Das Schlimmste war, wie er uns hinterher einfach so unserem Schicksal überlassen hat, wie er uns verlassen und mit dem ganzen Schlamassel allein gelassen hat und nach Südamerika abgehauen ist. Wissen Sie, meine Mutter hat ihn wirklich geliebt, sie ist nie darüber hinweggekommen. Und heute hat sie mich doch tatsächlich gefragt, ob ich etwas von ihm gehört hätte, und ich wollte sie noch fragen, wie sie darauf kommt, weil ich sonst nämlich nie etwas von ihm höre, aber dann war ich durch die ganzen anderen Sachen so abgelenkt, dass ich es völlig vergessen habe.« Sie hielt inne und bekam ein schlechtes Gewissen. »Ich sollte sie wirklich öfter mal besuchen.«
    Â»Aber das liegt doch nicht allein bei Ihnen. Ich sehe meine Mutter auch eher selten – weil ich mich mit meinem Vater nicht sonderlich vertrage, und ab und zu packt mich dann auch mal das schlechte Gewissen, und ich quäle mich damit, dass ich mehr dafür tun sollte, den Kontakt zu pflegen … Aber wissen Sie was? Das könnte sie doch auch. Kommt Ihre Mutter Sie denn manchmal besuchen?«
    Â»Nein, aber das liegt daran, dass sie verständlicherweise eine Aversion gegen Devon entwickelt hat …«
    Â»Na, und? Sie sind doch auch nicht gerade scharf auf die Großstadt, oder? Und trotzdem sind Sie hier.«
    Â»Ja, bin ich wohl.« Alice klang angesichts dieser Tatsache erstaunlich unsicher.
    Â»Also, das will ich doch schwer hoffen, denn alles andere würde bedeuten, dass ich Halluzinationen habe und das hier« – er hob seine Teetasse und schnupperte gespielt misstrauisch daran – »alles andere ist als harmloser grüner Tee …«
    Die Bedienung kam mit dem Kuchen. Drei Teller voller luxuriöser Gaumenfreuden.
    Daniel nahm seine Gabel und sah Alice erwartungsvoll an.
    Â»Fertig?«, fragte er, als sie auch ihre Gabel zur Hand genommen hatte.
    Alice nickte.
    Â»Na, dann: Los!«

    Eine Stunde später war die Etagere schon deutlich leerer. Alice und Daniel waren pappsatt, aber wild entschlossen, die Kuchenschlacht

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