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Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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gesehen hat es durchaus etwas für sich, seinen Mann nicht allzu sehr zu lieben. Dann kann er einen nämlich auch nicht allzu sehr verletzen.«
    Â»Mum? Weißt du, was du da gerade sagst?«
    Â»Und was ist mit Whattelly Hall? Was passiert mit dem Anwesen, wenn du ihn verlässt? Seit dein Urururgroßvater Whattelly Hall erbaut hat, hat immer ein Cooper dort gelebt.«
    Sie wiederholte den Satz, den Alice seit Kindesbeinen so oft gehört und der sich ihr ins Gehirn eingebrannt hatte.
    Â»Und selbst wenn Nathan nicht perfekt ist, was soll’s, schließlich ist kein Mann perfekt, und wenn du mich fragst, ich finde, du solltest da einfach ein Auge zudrücken.«
    Â»Wie kannst du so etwas sagen?«
    Â»Ich bin mir einfach sicher, dass die Vorteile einer Beziehung mit Nathan Masters die Nachteile weit überwiegen …«
    Das Essen vor ihr sah zwar köstlich aus, aber Alice ließ die Gabel sinken. Ihr war der Appetit vergangen. Sie sah auf den Teller, atmete ganz langsam aus und sah dann wieder zu ihrer Mutter, der Tränen in den Augen standen.
    Â»Du hast recht, ich stelle mich bloß an, Mum«, zwang sie sich zu sagen.
    Ihre Mutter war richtig aufgewühlt. Sie hatte heute Geburtstag, und Alice war drauf und dran, ihr den Tag zu verderben. Das wollte sie nicht. Sie würde den Rückzug antreten. Ihren Kummer nicht mit ihrer Mutter teilen. Sie beruhigen. Ihr – oder sich selbst – versichern, dass alles gut werden würde.
    Â»Er hat im Geschäft derzeit sehr viel um die Ohren, das sollte ich wohl bedenken. Ihm etwas mehr Verständnis entgegenbringen. Nicht überreagieren.«
    Â»Du siehst also selbst ein, dass du vielleicht überreagierst?«
    Das Gegenteil wäre der Wahrheit vielleicht näher gekommen, aber Alice nickte trotzdem.
    Â»Ja, klar …« Alice atmete tief durch. »Ich bilde mir da was ein … Eigentlich ist bei uns alles in Ordnung.«
    Und Estella lächelte wieder.

    Alice sah ihrer Mutter dabei zu, wie sie das Huhn verspeiste.
    Â»Gehst du heute Abend mit Abigail ins Ballett?«
    Ihre Mutter nickte. Sie ging immer an ihrem Geburtstag.
    Â» Giselle .«
    Â»Dein Lieblingsstück. Na ja, ich sollte mich dann mal langsam auf den Weg machen. Damit du genug Zeit hast, dich fertig zu machen. Und ich muss meinen Zug kriegen.«
    Das war glatt gelogen. Sie hatte noch mindestens zwei Stunden Zeit, aber im Moment wollte sie lieber kreuzunglücklich allein auf dem Bahnsteig sitzen, als ihrer Mutter weiter Normalität vorzuspielen. Sie kannte das Ritual ja: Als Nächstes würden sie überlegen, ob sie ein Dessert essen sollten oder nicht, obwohl sie beide wussten, dass sie keins essen würden, weil Estella nie Dessert aß.

    Sie verabschiedeten sich mit Küsschen im Foyer voneinander und gingen dann jeweils ihres Weges. Estella nahm ein Taxi, Alice marschierte Richtung Bond Street, um die Underground nach Waterloo zu nehmen.
    Alice war so sehr in Gedanken versunken, dass sie nicht aufpasste, wo sie hinlief, und weil so viele Fußgänger unterwegs waren, kollidierte sie schließlich auf höchst unsanfte Weise mit einem entgegenkommenden Passanten. Der Aufprall war so heftig, dass beide erst einmal laut fluchten, doch Alice schwenkte schnell um und entschuldigte sich.
    Â»Tut mir leid, ich war ganz woanders mit den Gedanken, ich habe nicht aufgepasst. Haben Sie sich wehgetan?« Bis sie bemerkte, dass der Mann sich nicht mehr das Schienbein hielt, das Bekanntschaft mit ihrer Tasche gemacht hatte, sondern dass er zu ihr aufsah. Und zwar mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.
    Â»Alice! Was in aller Welt machen Sie denn hier?«
    Es war Daniel Stanton.
    Auf Londons Straßen waren Tausende Menschen unterwegs, und sie war ausgerechnet mit jemandem zusammengestoßen, den sie kannte.
    Â»Genau das habe ich mich auch gerade gefragt«, entgegnete Alice trocken.
    Â»Das Mädchen vom Land zu Besuch in der Großstadt? Dafür muss es doch einen guten Grund geben!«
    Â»Na ja, einen Grund schon, ich habe gerade mit meiner Mutter zu Mittag gegessen, oder sagen wir, meine Mutter hat gegessen. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mich selbst davon abzuhalten, sie mit meiner Gabel zu erstechen, als dass ich etwas hätte essen können.«
    Â»Hmhm, ich weiß, das ist die Wirkung, die manche Mütter ausüben …«
    Â»Und was machen Sie hier?«
    Â»Ich wohne

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