Kann ich den umtauschen?
trug.
Vorsichtig öffnete Flo die Tür â sie konnte ja nicht sicher sein, wer um diese Zeit wohl bei ihr anklopfte. Als sie Alice sah, wirkte sie erfreut, aber überrascht.
»Na, du!? Wolltest du nicht viel später aus London wiederkommen?«
»Ja, wollte ich. Schon komisch, wie die Dinge sich manchmal ganz anders als geplant entwickeln, was?«
Flo kniff die Augen zusammen und sah ihre Freundin forschend an.
»Wein, Weib und Geheul?«
»Ja, bitte. Wo ist Andrew?«
»Mit den Jungs unterwegs. Darum bin ich noch auf.«
»Weil du ohne ihn nicht einschlafen kannst?«
»Nö. Ich kann ganz wunderbar einschlafen, wenn Andrew nicht neben mir furzt, schnarcht und mich nicht ständig über seine Träume auf dem Laufenden hält, indem er im Schlaf redet und schreit ⦠Aber wenn ich im Bett liege, kann ich ihn schlecht fotografieren, wie er besoffen durch die Haustür fällt. Die Fotos kann ich ihm dann zeigen, wenn wir das nächste Mal abends weggehen und ich möchte, dass er fährt, damit ich etwas trinken kann.«
»Raffiniert.«
»Tja, so bin ich.«
Flo ging voran ins Wohnzimmer.
Im Fernsehen lief Cougar Town .
Im Kamin prasselte ein Feuer.
Auf dem Kaffeetisch standen Wein und Pralinen.
Florence holte ein zweites Glas und schenkte Alice groÃzügig vom WeiÃwein ein.
»Gut«, sagte sie, als sie ihr das Glas reichte. »Dann spuck mal aus. Nicht den Wein, sondern was du auf dem Herzen hast.« Und Alice spuckte aus â¦
»Und dann hat Daniel mich noch mit hierher genommen.«
»Ganz von London bis hierher?«
»Nee, natürlich vom Mond.«
»Verarschen kann ich mich selber, du olle Aberlehrerin, äh, du leere Oberalterin, Quatsch, du alte Oberlehrerin«, brachte Flo schlieÃlich hervor.
»Alles klar«, entgegnete Alice.
Flo formte die Hand zu einer Pistole und erschoss Alice. Danach pustete sie den Rauch über ihrem Zeigefinger weg.
»Und was jetzt?«
»Keine Ahnung. Ich weià nicht mehr, was ich denken oder fühlen soll. Nathan ⦠na ja ⦠ist genau der Mann, von dem ich immer geträumt habe.«
»Aber �«
»Hörst du da ein âºaberâ¹ raus?«
»Laut und deutlich.«
»Aber«, gab Alice zu, »ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mir mit meinem Bild von einem Traummann nicht vielleicht irgendetwas vorgemacht habe â¦Â«
»Und jetzt geht dir auf, dass es nicht das ist, was dich glücklich macht ⦠WeiÃt du was, Alice Cooper, ich wollte groà und bekam klein, ich wollte dunkelhaarig und bekam Glatze, ich wollte attraktiv und bekam niedlich â falls du einen kleinen, glatzköpfigen, pausbäckigen Mann, der wie ein Streifenhörnchen aussieht, so nennen willst. Aber das Entscheidende ist: Ich wollte wahre Liebe, und die habe ich verdammt noch mal bekommen. Nur, weil Nathan alle Anforderungen auf deinem Wunschzettel von damals, als wir zwölf waren, rein äuÃerlich erfüllt, heiÃt das noch lange nicht, dass er der richtige Mann für dich ist. Was würdest du heute auf deinen Zettel schreiben? Welche Vorstellung hat Alice mit neunundzwanzig Jahren und neun Monaten von dem idealen Mann? Immer noch die gleiche wie damals?«
»Ich weià nicht mehr genau, was ich damals aufgeschrieben hatte â¦Â«
»Soll ich deiner Erinnerung auf die Sprünge helfen?«
»Sag bloÃ, du hast sie noch? Unsere Listen von damals?«
»Na klar. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich derart wichtige Dokumente wegwerfen würde, oder? Bin gleich wieder da.«
Einige Minuten später kam Flo etwas verstaubt mit einem Schnellhefter in der Hand wieder, in dem sich zwei verblichene Seiten Papier befanden. Mit der gebotenen Ehrfurcht nahm Flo sie heraus und legte sie auf den Couchtisch.
»Meine«, sagte sie und zeigte auf das rechte Stück Papier. »Und hier haben wir Miss Alice Coopers Einkaufsliste in Sachen Männer.«
Behutsam nahm Flo das dünne Papier in die Hand und las vor: »Gutaussehend, erfolgreich, ehrgeizig, reich, groÃes Haus, schickes Auto, knackiger Körper â¦Â«
»Mein GOTT, war ich naiv.«
»Dieses Wort ist tabu, Alice! Tabu! Also, was würdest du heute aufschreiben?«
»Liebenswert, fürsorglich, witzig, vernünftig, intelligent, verständnisvoll, treu, ehrlich, vertrauenswürdig, zuverlässig.«
»Oha, deine Liste
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